27.05.2024, 04:21
Deutsches Sonett
Sonett, ich liebe deine vierzehn Zeilen!
Ein Rahmen nicht zu schmal und nicht zu weit,
Ein zierlich knapp gefaßt Gedankenkleid,
Sie einzukleiden, eh sie nackt enteilen!
Wer Glanz und Schmuck liebt, mag dich tändelnd feilen
Und glätten bis zur Ueberzierlichkeit;
Dem Haß zu dienen bist du auch bereit,
Ein Nessuskleid mit giftgetränkten Pfeilen.
Zwar hat mein Volk nicht deine Form erfunden,
So wenig wie Homer’s Heroenschritt,
Erobert beide hat der deutsche Geist.
Nie hat er an die Scholle sich gebunden,
Wo immer Schönes, er empfindet’s mit,
Deutsch ist ihm Alles, was vortrefflich heißt.
.
Sonett, ich liebe deine vierzehn Zeilen!
Ein Rahmen nicht zu schmal und nicht zu weit,
Ein zierlich knapp gefaßt Gedankenkleid,
Sie einzukleiden, eh sie nackt enteilen!
Wer Glanz und Schmuck liebt, mag dich tändelnd feilen
Und glätten bis zur Ueberzierlichkeit;
Dem Haß zu dienen bist du auch bereit,
Ein Nessuskleid mit giftgetränkten Pfeilen.
Zwar hat mein Volk nicht deine Form erfunden,
So wenig wie Homer’s Heroenschritt,
Erobert beide hat der deutsche Geist.
Nie hat er an die Scholle sich gebunden,
Wo immer Schönes, er empfindet’s mit,
Deutsch ist ihm Alles, was vortrefflich heißt.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.