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Der Seraph der Liebe
#1
Der Seraph der Liebe
Sr. Bischöflichen Gnaden
Dem hochwürdigsten Herrn,
Herrn Wilhelm Arnoldi,
Bischof von Trier





Ein duftger Garten, wunderbar entsprossen,
Voll Blumen, die so süße Thauflut tranken,
Daß wonnetrunken ihre Kelche schwanken,
In Sankt Franzisci Leben liegt erschlossen.

Den Thau die ewge Liebe hat ergossen:
Drum alle Blumen ihr entgegenranken,
Von ihrer Schönheit tiefverwundet kranken,
Von ihrem Licht und Hauche sind umflossen.

Der Kranz, aus diesen Blumen Dir gewunden,
Erfreu’ Dein Herz, des hohe Vatergüte
Die Hirtensorgen für die Heerde kunden.

Den Kranz der Glorie windet Dir zum Lohne
Die Hand der Liebe, die zum Himmelsthrone
Der Seraph trug, der hier für sie erglühte.


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#2
Traum und Erwachen

I.

Vom weichen Arm der Frühlingsnacht umfangen,
In Schlummerstille schon Assisi lag.
Es war verglüht sein erster Maientag,
Der Stern der Liebe strahlend aufgegangen.

In Busch und Hain die Nachtigallen sangen,
Die Lust durchwürzte Duft vom Rosenhag,
Und zaubervoll zum hellen Zitherschlag
Der Minne Lieder durch die Nacht erklangen.

Ein schimmernd Haus auf Marmörsäulen thront,
Darin Assisi’s schönste Jungfrau wohnt,
Ein schmucker Jüngling auf des Hauses Schwelle.

In seinem Arm bekränzt die Zither ruht,
In seinem Herzen erster Liebe Glut,
Und von den Lippen rauscht des Liedes Quelle.


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#3
II.

„Die Sonne kaum die Rosen aufgethan,
Zum Lichte duftend sie den Kelch erheben,
Es grünt und blüht der Hoffnung reiches Leben
In Wald und Hain, auf Flur und Wiesenplan.

Du, Liebessonne, sahst mich lächelnd an,
Entfachtest mir im Herzen glühend Streben,
Dein Bildnis ganz in meine Brust zu weben,
Um fern und nah Dich ewig zu umfah’n.

O Sonne, bargst du auch die Lichtespracht,
Kannst doch nicht wehren mehr dem Hauch der Blüte,
Die duftend athmet durch die stille Nacht.

Du, Liebessonne, magst Dein Auge schließen,
Doch meine Lieder Deinen Schlaf umfließen,
Und nimmer wird mein Herz der Liebe müde.“


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#4
III.

Am Himmel steht der Morgen blutigroth,
Im Thal erglänzen Panzer, Schild und Speere,
Assisi wird vom Perusiner-Heere
Mit Brand und Stahl in heißem Strauß bedroht.

Der Jüngling fürchtet nicht Gefahr und Tod,
Er tauscht die Zither mit der rauhen Wehre,
Die Brust geschwellt vom Drang der Heldenehre,
Das Herz entbrannt von theurer Heimat Noth.

Ein Löwe steht er in dem Grau’n der Schlacht,
Erprobt an Feindesbrust den kecken Muth,
An eh’rnem Schild die junge Heldenkraft.

Doch weichen muß er vor der Uebermacht,
Aus vielen Wunden strömt sein junges Blut,
Gefesselt folgt er in des Kerkers Haft.


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#5
IV.

Verwundet lag, gefesselt und gefangen,
Der Jüngling jetzt auf tiefem Kerkergrunde.
Doch keine Klage fließt von seinem Munde,
Und keine Thräne feuchtet seine Wangen.

Ein neues Leben war ihm aufgegangen,
Das ernste Bild der dunklen Todesstunde
Schuf seinem Herzen eine neue Wunde,
Und drängt’s, nach höherm Gute zu verlangen.

Wenn Nacht und Tag am frühen Morgen ringen,
Vom Dämmerflor noch liegt die Welt umzogen,
Und Lichtesschimmer durch die Wolken dringen:

So fühlt er einem Kampf die Brust durchwogen,
Als wollten gar zwei Welten in ihm streiten,
Und jede sich der Herrschaft Thron bereiten.


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#6
V.

„Verlorne Freiheit, kann um dich nicht klagen,
Die Mauern schließen nur den Körper ein.
Ein neues Denken, Lieben wurde mein,
Und in der Ferne seh ich’s golden tagen.

Auch selbst befreit, muß ich noch Ketten tragen,
Ich fühl’s an dieser neuen Sehnsuchtspein,
Die weite Welt wird mir zu eng und klein,
Nach hohem Ziele soll den Flug ich wagen.

Wer deutet mir dies ungestüme Streben,
Den dunklen Traum von einem gioldnen Licht,
Das in die Dämmerung meiner Jugend bricht?

O Zukunft, laß mich deinen Schleier heben,
Erahnend schau’n das hehre Wonnenbild,
Nach dem so heiß mein ganzes Wesen schwillt.“


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#7
VI.

Der Frieden hat des Jünglings Haft erschlossen,
Der freien Heimat ihn zurück gesandt.
Doch nun verdroß ihn Minnespiel und Tand,
Und was beseligt er zuvor genossen.

Der Jugend Blumenwelt, so schön entsprossen,
Mit ihrem Duft ihm immer ferner schwand,
Wie wenn dem Schiffer der geliebte Strand
Verschwimmend weicht, vom Nebelflor umflossen.

Es lockt und ruft des freien Lebens Glück
Ihn tausendstimmig zum Genuß zurück,
Doch unerwiedert jeder Ruf verklingt.

Durch Wald und Auen treibt ihn sein Verlangen,
Als könnt’ das Gut, wonach er brennend ringt,
Er aus den Händen der Natur empfangen.
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#8
VII.

Nicht länger mag er in der Heimat weilen,
In trägem Sehnen seine Kraft verzehren:
Des kranken Herzens ungestillt Begehren
Kann nur das thatenreiche Leben heilen.

Zum Kampfe will er nach Apulien eilen,
Das wilde Horden grauenvoll verheeren,
Des Kriegs Gefahren und des Sieges Ehren
Mit Walther’s Heldensöhnen dort zu theilen.

Ein Stahlgewandt umschließt die blüh’nden Glieder,
Von Kampfeslust der glüh’nde Busen schwillt,
Aus schwarzem Aug’ des Muthes Flamme sprüht.

Umschattend senkt die stille Nacht sich nieder,
Er schlummert ein, vom ernsten Tage müd,
Und vor die Seele tritt ein strahlend Bild.


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#9
VIII.

Ein Waffensaal vor ihm steht aufgebaut,
Drin Panzer, Helm und Schild an jeder Seite,
Und Schwert und Speer und jede Wehr zum Streite,
Auf die entzückt sein fragend Auge schaut.

Und eine Stimme rief ihm klar und laut:
„Franziskus, freu Dich dieser Augenweide,
Sieh! Diese Waffen, dieses Kampfgeschmeide
Wird Dir und Deinen Kriegern anvertraut.

Was kann der Mensch, der arme Knecht, Dir bieten?
Such fürderhin den Herrn, den Reichen, nur,
Und kehr zurück in Deiner Heimat Frieden.“

Ein Blitz das Wort durch seine Seele fuhr,
Noch kann er nicht des Bildes Sinn erahnen,
Doch heimwärts treibt ihn jenes Rufes Mahnen.


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