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Ex Oriente
#1
.

Es scheint manch anderer glücklos und zu leiden
Jedoch um mein Los bin ich zu beneiden
Hab mich zwar grad wie Sisyphus zerschlissen
Und zwölf Sonette meinem Hirn entrissen

In sieben Nächten, das soll einer machen!
Ich habe es gemacht und drum gut lachen.
Wer tut nicht mal Vergebliches hienieden
Wie tragisch es einst obigem Herrn beschieden.

Derweil viel Schnee bestürmt die deutschen Lande
Lieg ich am Roten Meer im warmen Sande
Und rate jedem, der den Zaster hätte

Mir’s gleich zu tun, doch ohne zwölf Sonette
Die Plage wär, da keiner sie mag lesen
Umsonst auch wie bei Sisyphus gewesen.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Ras Banas. 1. Fassung

Ich fuhr mit etwas Geld am End vom Jahre
Ins Morgenland, besah mir das und dies
Entdeckte dabei siebzehn Dromedare
Im Sand stehn, nah beim Weg nach Berenice.

Ob ich aus Sehnsucht wohl noch einmal fahre
Der Dromedare wegen, die ich ließ?
Sie käuten wieder – hinterm Wimpernhaare
So schwer ihr Auge; ach, ich fand sie süß!

Was fraßen sie denn bloß, es gab kein Gras
Auch Wasser keins, nur Sand und ein paar Steine
Bei Berenice am Rand von Ras Banas.

Sie waren einsam aber nicht alleine
Denn voller Liebe ging ich hin zu ihnen
Und sah in ihre alt-ehrwürdigen Mienen.



Ras Banas. 2. Fassung

Ich machte mich mit Ras Banas bekannt
Ein trauriger Ort ist das von wüster Leere
Der heiß und steinig sich wie auch voll Sand
Erstreckt paen-insulär zum Roten Meere

Und fand Geschwister dort, so lang verloren
Geglaubt, warf mich in Tränen hin und schrie:
„Wie ihr, bin ich auch als Kamel geboren
Euch sieht man’s an, bei mir nur merkt man’s nie

Bis in uns eigener Einfalt ich was sage.“
Ein Dromedar besah mich lang und fest
Sein Auge sprach: „Mensch, du bist eine Plage

Wir sind o.k., - dir scheint zu sein beschwerlich
Wir fressen Dornen, dass sich’s leben lässt
Geh, mach dein Ding, du bist uns unerklärlich.“
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Gesalbt nur sieht sie die ägyptische Sonne
Und Langeweile herrscht hier vor der Wonne
Zuweilen lässt man sich Getränke reichen
Doch sprechen tut man nur mit seinesgleichen.

Die jungen Diener schauen unverwandt
Auf diese Gäste aus dem Abendland
Die sich zum Winter ihnen beigesellt
Halb nackt und ohne Takt, - welch eine Welt!

Die fremden Frauen zeigen fast die Brüste
Bei ihren Herren weckt das keine Lüste
Doch heimlich schaun die Diener zu den Schönen

Hinüber, halb entsetzt, halb voller Sehnen
So hoch  für eines Musel-Mädchens Schoß
Der Brautpreis, - Allah hilf, denn Du bist groß!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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