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Steinbeck, Johannes: Werder tot! (2)
#1
Johannes Steinbeck
1846 – 1889


Werder tot!

I.

Nacht liegt auf Belfort. Von der Festung Wällen
Schaut schläfrig eine Schildwach in das Land - -
Da plötzlich flammt ringsum der Felsenstrand
Und liegt im Tageslicht, im blendend hellen.

Die Gräber springen auf, aus ihnen schnellen
Wie auf Kommando, das Gewehr zur Hand,
Die hier gefallen sind für deutsches Land.
Aus Heldenwunden rote Bäche quellen.

Vorüber langsam jetzt an ihnen reitet –
Sie salutierten still – ihr General,
Und grüßend durch die Reih’n sein Auge gleitet.

Verschwunden ist das Licht und rings das Thal
In Nacht und Frieden wieder hingebreitet. - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Der Franzmann sank, als traf ihn Blitzesstrahl.


II.

In Straßburgs Münster zu derselben Stunde
Beweget Geisterhand den Glockenstrang
Und leise läutet’s – ach, so dumpf und bang! –
Wie Wimmern klingt es aus der Glocken Munde.

Durchs stille Thal tönt es in weiter Runde
Und mancher, dem der Ton zu Ohren klang,
Sprach still für sich: „Horch! das ist Grabgesang,
Heut schlug der Tod uns wieder eine Wunde!“

Und also war’s. Im fernen Pommernland
Trat zu dem greisen Feldherrn still der Tod,
Dem er so oft im Feld die Stirne bot.

Kein Streiten gab’s. Sie gingen Hand in Hand –
Nun aber klagt’s im weiten Vaterland’:
„Der Held von Belfort, unser Werder, tot!“



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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