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Sonette aus dem Schützengraben
#1
Sonette aus dem Schützengraben

Erste Gruppe  -  1915

I.


Mit Blut geschrieben ist des Jahrs Geschichte,
Mit Blut getauft ist jeder junge Tag,
Mit Blut verklingt sein letzter Glockenschlag,
Durch Blut ringt sich die Nacht zum neuen Lichte.

Das Schwert dient jetzt der Wage zum Gewichte,
Das Schwert ersetzt der frommen Sichel Schlag,
Das Schwert löst Bündnis und beschließt Vertrag,
Das Schwert nur weist dem Schicksal Ziel und Richte.

Und neben Blut und Schwert stellt sich die Not,
Der Mut entrollt die Fahne stolzer Krieger,
Die Pflicht erläßt ihr eisernes Gebot.

Doch als der unbezwinglichste Despot
Geht übers Schlachtfeld jetzt der große Sieger,
Dem alles unterworfen ist, der Tod.


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#2
II.

Ich bin der Herr, du sollst auf mich vertrauen!
Ich bin der Herr des Friedens und der Schlachten.
Ich kann die Augen deines Feinds umnachten
Und um dich eine feste Mauer bauen.

Drum sollst du nur auf meine Werke schauen
Und sollst der Menschen schwache Tat verachten,
Ich kann allein erleichtern und befrachten
Mit Sieg die Wage oder Todesgrauen.

Mir steht es an, zu richten und zu rechten,
Die Welten beugen sich vor meinem Wollen,
Ein Wink macht euch zu Herren oder Knechten.

Und ob dier kleinen Menschen hämisch grollen,
Ich biete Schutz und Schirm den treu Gerechten,
Die mich erkennen und mir Ehrfurcht zollen.


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#3
III.

Ja, vor dem Kaiser senkt zuerst die Speere!
Er bahnt uns guten Weg mit seinem Schwert,
Er schützt uns sicher Haus und Hof und Herd,
Er führt gewaltig unsre deutschen Heere.

Auf ihm ruht dieser Zeiten ganze Schwere,
Doch trägt er stolz die Last und unversehrt,
Er kennt des goldnen Reifes heil’gen Werrt,
Und über alles hoch setzt er die Ehre.

Drum sollt ihr ihm die erste Palme reichen!
Die ihr des deutschen Volkes Kinder seid,
Dem Vater folgt und achtet auf sein Zeichen,

Mit Herz und Hand und Waffen treu bereit.
Von seinem Thron nicht wanken und nicht weichen
Sei euer Wille, fest in Kampf und Streit.


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#4
IV.

Wo, stolzes Albion, ist deine Flotte?
Wo sind die Siege, die du uns versprochen?
Wie? Hätte sich die Herrscherin verkrochen
Vor ihrer Feinde übermächt’ger Rotte?

Ruht sie vielleicht verträumt in einer Grotte
Und schwärmt davon, die Welt zu unterjochen?
Indes bereits die Ratten, vorgebrochen,
An ihrem Prunkkleid nagen, wie zum Spotte?

O nein! Wie könnt ihr so zu höhnen wagen?
Die Meerbeherrscherin schwingt die Paniere
Und ist schon drauf und dran, den Feind zu schlagen.

Nur hat sie’s nimmer nötig, im Turniere
Den eignen Leib zum Kampfe anzutragen –
Siegt sich’s doch leichter bloß auf dem Papiere!


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#5
V.

Die Welt ist voll vom Ruhme unsrer Taten,
Als Helden, Retter will man uns verehren.
Allein wir wollen diesem Lobe wehren,
Wir übten nur die Pflichten des Soldaten.

Gewiß, wir trotzten Kugeln und Granaten,
Wir lernten großes Leisten und Entbehren,
Vom Lebensernst empfingen wir die Lehren
Und manches Glückes mußten wir entraten.

Doch sollt ihr uns nicht überheblich preisen,
Als Deutschlands Söhne haben wir gestritten
Auf deutsche Art, nach guten deutschen Sitten,

Wie es seit alters die Geschichten weisen,
Und sind wir siegreich aus dem Kampf geschritten,.
So dankt’s dem deutschen Geist von Erz und Eisen.


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#6
VI.

Und ob der Regen stürzt wie in Kaskaden,
Und in den Gräben gelb die Wasser schäumen,.
Wir denken nicht zu weichen, noch zu räumen
Die erdgewurzelt stehn, die Pallisaden.

Wir singen mit ins Lied der Kanonaden
Und haben Müh, den wilden Mut zu zäumen.
Nur manchmal kommt ein leisverklärtes Träumen
Wie heimatfernen Rittern in Balladen.

Dann sehen wir im Geiste ein Phantom
Und wähnen bei uns liebende Gesichter.
Gestalten lösen sich im Nebelstrom

Und drängen wachsend sich und werden dichter,
Bis sie zerspringen in dem Blitz der Lichter,
Die Schrapnells werfen gen den dunklen Dom.


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#7
VII.

Nur selten kommt ein Stern auf in den Schwaden,
Die drohend hängen in den hohen Zelten,
Und bringt uns Kunde von den andern Welten,
Die droben hell zu Friedensfesten laden.

Nur manchmal können wir das Antlitz baden
Im Licht des Mondes, und wir möchten schelten,
Allein das wäre frevelndes Entgelten,
Ein zager Strahl schon kann uns reich begnaden.

Da blicken manche auf, und in den harten
Zielsichern Augen glänzt ein mildes Beten,
Ein träumerisches, sehnendes Erwarten.

Und jäh verlischt der Stern, zu dem sie stehen...
Sie aber, dankbar schon des Grußes, treten
Gestärkt und neu gefestigt an die Scharten.


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#8
VIII.

Ich habe oft gesehen, wie Granaten
Mit Donnern in die Deckung berstend krachten,
Wie sie die Toten aus den Gräben brachten,
Doch klagte niemals einer der Soldaten.

Stumm beugten sie das stolze Haupt und traten
Demütig vor, die Sieger wilder Schlachten,
Und knieten hin versunken, und bedachten
Der toten Freunde lebensfrohe Taten.

Nur war der hohe Ernst in den Gesichten
Mit hartem Meißel wuchtig eingegraben,
In allen Zügen malte sich erhaben

Ein schwerer Kampf und schmerzliches Verzichten.
Doch sah ich von den Männern und den Knaben
Nie einen ohne große Zuversichten.


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#9
IX.

Ich mag dich nicht bei mir zu Gaste bitten,
In meiner Hütte ist kaum Platz für zwei.
Auch hab’ ich Brot nur und ein wenig Brei –
Allein du kennst ja unsre kargen Sitten.

Nun, wenn du willst, so setze dich inmitten
Und nimm vorlieb mit unserm Einerlei.
Du sollst nicht sagen, daß ich geizig sei,
An meinem Tische bist du wohl gelitten.

Ja freilich, man kann unser Mahl bekritteln,
Denn es ist einfach, ja zu einfach fast,
Doch ist’s gesund, und keiner hat zu wählen.

So schmeckt’s denn allen in den grauen Kitteln,
Und jeder hat den andern gern zu Gast.
Drum iß und trink, du wirst die Kost nicht schmälen.


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#10
X.

Spürst du die weißen Nebel niedertauen
Auf unsre stille, angestrengte Wacht?
Fühlst du mit mir das Wunder dieser Nacht?
Sie will uns heimlich etwas anvertrauen.

Hörst du, wie es uns Kunde in den lauen,
Regsamen Winden lächelnd hergebracht?
Der Himmel läßt uns seine holde Pracht
Und seinen zauberhaften Frieden schauen.

Wie Harfenklänge rauscht es in den Bäumen
Und flüstert süß ins aufmerksame Ohr –
Und sieh: wir wollen träumen... leise träumen...

O Himmel, schließ dein hohes Segenstor!
Wir dürfen ja in deinem Reich nicht säumen,
Uns singt der Schlachtlärm Melodien vor!


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