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Das stumme Lied des Marmors
#1
Das stumme Lied des Marmors

Ich bin sehr kühl. Ich nähre mich vom Blut
Herbsüßer Frauenseelen, die mich speisen.
So kühl ich bin, ich muß die Liebe preisen
Und zittre dennoch nicht in ihrer Glut.

Ich bin sehr kühl und muß das Leben weisen,
Das euch im nackten, keuschen Leibe ruht.
Ich zeige Lust und Trauer, Kampf und Wut
Und fühle nichts in meinen Adern kreisen.

Ich ziehe warmes Blut in mich hinein.
Auch meinem Schöpfer bleiche ich die Wangen,
Wenn er mich formt, und fühle keine Pein.

Ich stille wie ein Weib ihm sein Verlangen.
Ich bin der kühle, helle Marmorstein
Und schimmre, ist er in mich aufgegangen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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