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Todten-Wache (2)
#1
Todten-Wache

I.


Jezt will ich recht, mein Liebling! um dich klagen!
Die ganze Nacht dein liebes Bild beschauen;
Die Augen, ach! die einst so himmelblauen;
Ich will, o Gott! das Zärtlichste dich fragen!

Ich ahne, was du mir willst Antwort sagen;
O kannst du mir kein einzig Wort vertrauen?
Ganz leise, leise, wie durch Blumenauen
Die Düfte wecken in den Sommertagen!

Ein einzig Wort möcht' ich von dir erpressen!
Für meine Nacht nur Einen Sonnenfunken;
Ich wollt' es ewig, ewig nicht vergessen;

Weh' mir, von welcher Höh' bin ich gesunken!
Verwegnes Glück! dich hab' ich einst besessen!
Drum bin ich jezt vom Schmerzenskelche trunken.


II

Die Kerzen in wehmüthigem Verlangen
Mit weichem Glanz das holde Kind umweben;
Sie würden selbst dem Tod nicht widerstreben,
Könnt' es dadurch des Auges Licht empfangen!

Die Rosen, die im blonden Haare prangen -
Wie gern verhauchten sie ihr junges Leben,
Könnt' es die frische Röthe wieder geben
Den kalten Lippen, den erbleichten Wangen!

Ist nicht des Lebens Blüthe hier gefallen?
Ist nicht die Jugend selbst in Tod gesunken?
Mein Kind, du blühtest einst so schön vor Allen!

Trost fliesset nur aus eines Traumes Pforten:
Es sey, von meinem Kinde liebestrunken,
Der Tod ein Kind - welch süsses Kind - geworden.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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