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Neuer Sonettenkranz
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Neuer Sonettenkranz
I.
Die jüngst für sich nur einsam durften klagen
Von Liebesgram in nächtlich stillen Stunden,
Wenn brennend heiß das Blut sich aus den Wunden
Ergoß, die Amors Waffe mir geschlagen,
Nun dürfen die Sonette ohne Zagen
Dir nah’n, Geliebte, und Dir unumwunden,
Was je dies Herz an Schmerz und Lust empfunden
Und alles, alles, was ich denke, sagen.
Erhört hast Du der Liebe heißes Flehen;
Noch glüht Dein süßer Kuß auf meinen Wangen,
Von denen Todesblässe er vertrieben!
Verjüngt atm’ ich der Frühlingslüste Wehen,
Gelöst ist all des Winters Frost und Bangen,
Erneut hast Du mein Leben durch Dein Lieben!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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II.
Erneut mein Leben: So wenn neue Säfte
Im Frühjahr in die Wurzelfasern dringen,
Bevor die ersten jungen Knospen springen,
Verspürt der Baum im Innern neue Kräfte;
So läßt der Seemann, wenn er das entreffte
Schiffstakelwerk sieht in den Lüften schwingen,
Den Anker froh des Hafens Grund’ entringen,
Und sorgt, daß man aufs Neu die Segel heffte!
Bald wird der Baum im Blätterschmucke prangen
Und Blütenschnee, und aus den duft’gen Zweigen
Durchbricht die Nachtigall der Nächte Schweigen!
Bald läßt der Seemann ohne Furcht und Bangen
Vom vollen Wind die weißen Segel schwellen
Und fliegt dahin auf schaumgekrönten Wellen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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III.
Erneut mein Leben! Sieh, im Sonnenglanze
Lacht hell die Flur, und zum verlass’nen Neste
Kehrt schon zurück das Volk beschwingter Gäste
Vom Vaterland der Myrt’ und Pomeranze.
Der Sieger Lenz warf seine letzte Lanze
Dem Winter nach, der nun zu seiner Veste
Gen Norden flieht! – Sieh, wie zum Osterfeste
Natur sich schmückt mit einem Blumenkranze!
Rings geben uns die Knospen und die Keime
Ein Sinnbild, wie voreinst aus Todesbanden
Der Heiland und Erlöser uns erstanden!
Dir aber mögen diese zarten Reime,
Geliebte, davon süße Kunde geben,
Wie mir durch Dich erblüht ein neues Leben!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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IV.
Als einst in gleicher Flammenglut entbrannte,
Wie Dir mein Herz, - für eine engelreine
Maid, die sein Dichterauge als die eine,
Urzeitlich ihm bestimmte Braut erkannte, -
Beatrix war’s, die ewig nun genannte,
Die jetzt, verklärt von lichtem Glorienscheine,
Mit ihm durchschwebt des Paradieses Haine,
– Da dichtete sein „neues Leben“ Dante.
So will ich Dir mein „neues Leben“ singen,
Und meine Seiten werden nimmer springen,
So lang’ Dein Auge nur mir Beifall winkt!
Nur woll’ in Einem nicht Beatrix gleichen!
O wolle eher nicht von hinnen weichen,
Als bis mit Dir mein Geist sich aufwärts schwingt!
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V.
In eine See voll Leid wollt’ ich versinken;
Schon hat ich angestimmt mein Schwanenlied: -
Doch nun mein Aug’ umflort zum Ufer sieht,
Sieht’s eine Hand von dort wie flehend winken.
Aus düstren Wolken scheint ein Stern zu blinken,
Der ach! wer weiß, wie bald doch wieder flieht!
- Nun, da’s mich schon mit Macht zur Tiefe zieht,
Soll ich noch einmal kämpfen mit Ertrinken?
Ermattender, willst Du’s noch einmal wagen.
Ob Dich die Wogen bis an’s Ufer tragen,
Wo alles Leiden endigt, alles Klagen?
Willst Du noch einmal durch die Brandung schwimmen,
Den schroffen Klippenstrand nochmals erklimmen,
Verstimmtes Saitenspiel noch einmal stimmen?
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VI.
Ich will’s! will alle Kraft zusammenraffen,
Auf’s Neue mit den wilden Wogen ringen,
Die brausend schon das Lied vom Sterben singen,
Als wähnten sie, ich müsse jetzt erschlaffen!
Ein harter Mut kann selbst das Schicksal zwingen;
Erst als Alkmenes Sohn mit seinen Waffen
Die Welt von Ungeheuern rein geschaffen,
Durft’ er sich aufwärts zu den Göttern schwingen!
Sei’s denn gewagt! Der Preis ist nicht zu teuer;
Kein Lorbeerkranz zwar ist als Ziel gestellt,
Auch keiner gold’nen Krone gleißend Feuer!
Das Eine Ziel, das mir die Zukunft hellt,
Du bist es, die Du sagen sollst: „Getreuer!
Dich lieb ich, weil Du mich liebst, wie ein Held!
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VII.
Ich wollt’, wir lebten noch in jenen Zeiten,
Wo Schwert und Schild des Ritters Zeichen war,
– Mir Ehr’ und Ruhm zu suchen in Gefahr,
Würd’ ich hinaus zum heil’gen Lande reiten!
Dann dürft ich wohl für Deine Farben streiten,
Am Helm ein Band aus Deinem gold’nen Haar, -
Und hätt’ ich Tag’s gefochten, wie ein Aar,
Als Barde schlüg’ ich Abends wohl die Saiten!
Wie anders würde dann mein Lied erklingen!
- Bald wild und rauh, wie schart’ger Klingen Springen,
Bald mild und süß, wie Nachtigallen singen!
Sag! Kehrt’ ich dann zurück ans blut’gen Kriegen,
Ruhm überstrahlt von manchen schönen Siegen,
Dürft’ ich mich huld’gend Dir zu Füßen schmiegen?
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VIII.
Doch uns’re Zeit trägt leider and’re Mienen;
Such’, nicht nach Rittern selbst vor königsthronen;
Die Welt kennt jetzo Bienen nur und Drohnen,
Die nicht der Ehre, doch dem Mammon dienen.
Da steht sie, stolz auf ihre Dampfmaschinen
Und stolz auf fernhintreffende Kanonen,
- Wo bleibt ein Platz, um frei vor ihr zu wohnen?
Auch Deiner Ahnen Burg sank in Ruinen!
Doch ist noch Raum, für’s Gute drin zu fechten,
Und ein von Gottes Schwert geschlag’ner Ritter,
Zu steh’n vor Volk und Fürst, vor Herrn und Knechten.
Nicht tracht’ ich drum nach Orden, Glanz und Flitter,
- Als Dein Vasall nach ritterlichen Rechten
Bräch’ ich der Lanzen viele gern in Splitter!
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IX.
Du sagtest einst, ich sei der lichte Mond
Am Sternenhimmel Deiner treuen seele,
Ein Mond, der nie sich hinter Wolken stehle,
Ein Mond, der stets im reinsten Glanze thront!
Du sagtest einst, ich sei der lichte Mond,
Vor dessen Silberblick sich nichts verhehle,
Was lebt und webt in Deiner treuen Seele,
was Dir im tiefsten Herzensgrunde wohnt!
Ich bin’s, - doch wisse, Du bist meine Erde,
In deren Zauberkreis der Mond gebannt,
Auf ewig, daß er niemals untreu werde!
Stets ist sein Angesicht ihr zugewandt,
Auch seinen Nächten spendet Licht die Erde!
Doch beiden wird ihr Licht von Gott gesandt!
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X.
Gott ist die Sonne, uns’res Lebens Quelle!
Die Erde, Sterne und der Mond umkreisen
In festbestimmten regelrechten Gleisen
Die Sonne, und von dort stammt ihre Helle.
Sieh, keines Weltorkans Vernichtungswelle
Läßt sie aus ihren Bahnen je entgleisen!
Sieh her! wie sicher durch den Raum sie reisen,
Die Erde und ihr treuer Pfadgeselle!
So wir, auf gottgegeb’nen Bahnen gleiten
Vereint wir durch den Ozean der Zeiten,
In gleicher Gottesliebe ungetrennt;
Und auch der Tod wird, wie ein Schattenschemen
Uns für ein Weilchen nur die Helle nehmen
Des Sonnenlichts, das kein Erlöschen kennt!
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XI.
Am Finger strahlet mir mit gold’nem Scheine
Ein Ringlein, drauf - , der eine meeresgrün,
Der and’re flimmernd rot, wie Abendglühn,
Gleich Doppelsternen flimmert ein Paar Steine.
Dies Ringlein gabst Du mir, Du süße, reine,
Der meine schönsten Hoffnungsträume blühn;
Der meines Herzens Feuerfunken sprühn,
- Zum Zeichen, daß fortan ich sei der Deine!
Dies Ringlein sei mein Trost in trüben Stunden;
Wie Dichtergeist in edlen Feuerweinen,
Geheimer Zauber schlummert in den Steinen;
Der bannt vom Herzen alle wilden Triebe,
Der hält mich treu an Deine Huld gebunden,
Als ein Symbol der Hoffnung und der Liebe.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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