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Sonettenkranz
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Sonettenkranz
I.
Es nahte sich die Sonne ihrem Ziele;
Zur Seite stand ich Dir, der Thränen Fluten
bekämpfend, die hervorzuheben drohten,
Gelöst von bittrer Trennung Schmerzgefühle,
Im Garten blühten rings der Rosen viele,
Die weiß wie Schnee, die rot, wie Flammengluten;
Zum Abschied, hofft’ ich, eine von den roten
Solltest Du brechen mir vom dorn’gen Stiele.
Doch ach! Du botest mit erzwungner Kühle
Mir Lebewohl, - und nun ich selbst mir eine
Brach, - da entfielen der die duft’gen Blätter,
Sei’s weil sie welk geworden in der Schwüle,
Sei’s, weil sie losgelöst vom Regenwetter,
- Ihr glich ein sturmentblättert Herz, - das meine!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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II.
Doch ob der Sturm entblättert hat die Blüten,
– Wurzelt nur tief und lebenszäh im Grunde
Der Rose Stamm, – so läßt der kerngesunde
Bald frische Knospen folgen den verblühten.
Auch Du, wenn Hoffnungen Dir sich verfrühten,
wenn Dir die Zeit schlägt eine tiefe Wunde,
Vertraue noch! Gott mag in später Stunde
Dir den Verlust mit süßrer Lust vrgüten.
Als einst die Welt von neuem Chaos träumte,
Da tauchte, wie das Meer wildbrausend schäumte,
Der Schönheit Göttin aus der dunklen Flut.
So muß die dunkle Nacht dem Tage weichen,
Und wenn des Morgensternes Strahlen bleichen,
Flammt rosig auf Auroras Purpurglut.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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III.
Oft weil’ ich schlaflos noch in stillen Nächten,
Wenn Dich längst holde Traumgewind’ umranken;
Wenn And’rer Sorgen längst vom Lethe tranken,
Muß ich allein mit meinem Schmerze fechten.
O Liebesschmerz! O Fesseln, die mich knechten!
Vergebens stürm’ ich gegen Deine Schranken:
Gefesselt sind des Geistes Kraftgedanken,
Gekettet ist mein Herz von höh’ren Mächten!
was frommt es mir, mit dem Geschick zu rechten,
Das ihr zu eigen gab mein ganzes Wesen
Seit jener längst von ihr vergess’nen Stunde?
Ein Kränzlein von Sonetten will ich flechten,
Sie mag es einst in stiller Stunde lesen,
Ermessen d’raus die Tiefe meiner Wunde.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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IV.
Ach, ahntest Du die Schmerzen, welche wühlen
In diesem Herzen, daß Du jetzt verachtest,
Nachdem Du selbst die Flammenglut entfachtest,
Die keines Trostes Balsamtropfen kühlen!
Ach ahntest Du den Aufruhr von Gefühlen,
Den Du in dieser Seele Frieden brachtest,
Da Du sie anfangs täuschtest, dann verlachtest,
Du würdest, wenn nicht Liebe, - Mitleid fühlen!
O frage nicht, woher dies zage Klagen
Dem frischen Mut, den jüngst noch Lorbeern riefen,
Für den geschirrt schon stand des Ruhmes Wagen:
– Du hast ein edles Saitenspiel zerschlagen,
Darinnen stolze Heldenlieder schliefen,
Wie sonn’ge Perlen in des Meeres Tiefen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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V.
Mich schuf Natur nicht aus gemeinen Stoffen!
Auf hohe Ziele war mein Geist gerichtet;
Dem Wohl der Menschheit fühlt’ ich mich verpflichtet
Und meinen Busen schwellte Mut und Hoffen!
Schon träumt’ ich Wallhalls Heldensaal mir offen!
Der Zukunft Dunkel schien mir hell gelichtet;
Da hat ein Wetterstrahl den Mut zernichtet,
Hat lähmend mich ein jäher Blitz getroffen.
Du, meines Strebens einz’ges Himmelszeichen,
Du, der als Königin in meinen Reichen
Ich still gehuldigt, hießest schroff mich weichen,
Verwarfest mich wie ein verwelktes Blümchen,
Wie man vom Tische fegt ein trock’nes Krümchen,
Zur Seit’ hängt ein verbrauchtes Ballkostümchen!
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VI.
Es schwebte stolz vor and’ren Schmetterlingen
Ein Falter lenzesfroh im Sonnenscheine;
Ein schönes Kind erblickte ihn am Raine
Und freute sich der farbig bunten Schwingen.
Und froh begann’s zu haschen und zu springen;
Der Falter sah’s; berauscht vom Blütenweine,
Dacht’ er: mit Wonnen, Kind, werd’ ich der Deine,
Und ließ dem hashenden den Fang gelingen.
Weh ihm! Wie ward enttäuscht sein trunkner Glaube!
Wie unsanft ward sein Flügelpaar zerdrückt!
Und sterbend liegt er nun auf welkem Laube,
Der eitle Schwärmer! wähnte sich beglückt
Von Liebe, nun entfärbt vom Erdenstaube
Sieht er erst ein, daß Spielsucht ihn zerpflückt.
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VII.
Von Freundschaft sprachest Du in schön’ren Tagen,
Mit sanftem Händedruck ward sie beschworen,
Mit wonn’gem Wunsche lauschten meine Ohren
Und auch mein Herz, – das muß ich nun beklagen!
Denn, als ich kühn vermeint’, ich dürft’ es wagen,
Dir zu vertrau’n, daß ich Dich auserkoren
Von Vielen, schaltest Du mich einen Thoren
Und ließest Herbes mir durch And’re sagen.
Gefahrvoll ist’s, mit Herzen Spiel zu treiben;
Denn jedes Spielzeug kann am Ende brechen
Und an dem Unvorsicht’gen wird sich#s rächen!
Ein Rosenblatt kannst Du zu nichts zerreiben,
Sein zarter Duft wird Dir am Finger bleiben,
Wie diese Verse noch von Liebe sprechen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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