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Abälard und Heloise
#1
Abälard und Heloise
Ein Sonettenkranz


Heloise an Abälard

An den Geliebtesten, der sie durch diese
Sternlose Nacht geleiten soll als Vater,
An ihren Gatten, Bruder, Freund, Berather,
An Abälard die Seine, Heloise.

Der Wahn, dass deine Seele mich verließe,
Die du geweiht zur Dolorosa Mater,
Sollt' ewig fern mir bleiben, aber naht' er,
Ist mir's, als ob der Heiland mich verstieße.

Ich hab' den Brief an deinen Freund gelesen,
Er hat das Innerste mir neu zerrissen,
Nun fehlt der Trost mir, d'ran ich mag genesen.

Ich bin allein in tiefen Finsternissen,
O du! der Sonne meinem Lenz gewesen,
Laß mich den Strahl in meiner Nacht nicht missen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Schreibe mir, du, dessen Wort den Schwingen
Der bangen Seele leihet neue Kraft,
Wenn sie auf ihrem steilen Flug erschlafft,
Wenn alle Himmelsträume ihr zergingen.

  du! den diese Arme einst umfingen
Im Zauberbanne glüh'nder Leidenschaft,
Verzeih', verzeih', wenn ich der süßen Haft
So sel'gen Traumes nicht mich kann entringen.

Du Einziger! mit dem ich wonnetrunken
Durch alle Himmel flog im Glutverein,
Als Stern um Stern an meine Brust gesunken;

Du Göttlicher, in deiner Liebesfülle!
Welch kalter Schauer rinnt durch mein Gebein,
Ich beuge stumm mein Haupt, das ich verhülle.


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#3
Abalard an Heloise.

An sie, die in der Welt mir Gattin ward,
Die nun die Braut des höchsten Gottes ist,
Geliebte Schwester mir in Jesu Christ,
An Heloise schreibt ihr Abälard.

Nicht wähnt' ich, daß auf ird'sche Zeichen harrt
Die Gottesbraut, die dieser Welt vergißt,
Daß sie die Trennung nach dem Raume mißt,
Genossenschaft nach ird'scher Gegenwart.

Nicht wähnt' ich zaghaft, der die Kraft gegeben,
Kleinmüthig nicht, der Großes, ward vertraut,
Die stärken, trösten, leiten soll, erheben.

So lebst du mir im Geiste, Gottesbraut,
Drum aus dem Zagen laß es dich erheben,
Daß Abālard als Heilige dich schaut.


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#4
Heloise an Abalard.

Du Einziger! nach langem, langem Schweigen
Bin ich umweht von deines Geistes Grüßen,
Und lieg' in Andacht betend dir zu Füßen,
Dir, dem sich muß mein tiefstes Wesen neigen.

Du Einziger weißt, wie ich ganz dein eigen,
Wie nicht das Herz mich hält in Klosterhallen,
Wie meine Hymnen, die gen Himmel wallen,
Aus einer heißen Seelenwunde steigen.

Dich fleh' ich an, bei meiner wunden Seele,
Zu den Gesunden zähle nicht die Kranke,
Daß nicht die einz'ge Arzenei mir fehle;

Bei dieser Sehnsucht, drin ich mich verzehre,
Für stark nicht halte du die schwache Ranke,
Daß fte in dir nicht ihren Stab entbehre.


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