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Freie Sonette
#1
Freie Sonette

I.


Dunkle Augen flammen und verüben
Stets auf's Neu den Mord an meinem Leben,
Waffenlos bin ich dahingegeben,
Und der Seele Spiegel will sich trüben.

Ob sie auch den müden Leib begrüben,
Diese Leidenschaft wird überleben,
Wird die Seele als Vampyr umschweben
Unbarmherzig rastlos noch dort drüben.

Bei den Locken, die Dein Haupt umwallen,
Bei den Lippen, die Entzücken spenden,
Bei den Augen, welche Taumel senden:

Lass' mein Wort nicht ungehört verhallen,
Lasse nicht mich in Verzweiflung enden,
So mich nicht in lichten Wahnsinn fallen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

Verschweigen soll ich, die im Busen brennen,
Die mich verzehren, diese Molochgluthen?
Die Seele soll in steter Qual verbluten,
Die Lippe aber soll sie nicht bekennen?

Ein Schwingenpaar, hinweg! Ich will mich trennen
Von Blick und Reden, die mich ganz entmuthen.
Ich will an's Meer, will in den Haß der Fluthen,
Bis selbst ich hasse, Deinen Namen nennen.

Sieh meinen Groll. Dädal'sche Schwingen kleb' ich
Mit meinem Zorn zusammen; schon entschweb ich, -
Was hältst Du mich? Weh mir, von Fliehen sprech ich,

Da trifft mich Deines Aug's mittäglich Flammen,
Es schmilzt das Wachs, und Dir zu Füßen brech' ich
Kraftlos ein Liebes-Icarus zusammen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
III.

Was willst Du mehr? Was flammen Deine Blicke -
Die schon so trostlos elend mich gemacht,
Die, erst erleuchtend meines Lebens Nacht,
Mich opfern jetzt dem finstersten Geschicke?

Was willst Du mehr? Mit jedem Augenblicke
Wächst diese Gluth, die Du in mir entfacht;
Sprich aus das Zauberwort, Du hast die Macht,
Das Wort, das segnend diesen Brand ersticke!

Was willst Du mehr? Du siehst mich ja erliegen,
Aus diesem Bann, Du kannst's, befreie mich;
Es fleht ein Mann, o lasse Mitleid siegen.

Was willst Du mehr? Mein guter Geist entwich:
Soll ich den Selbstmord nicht als Freund umschmiegen,
Unsel'ge Schönheit, so erbarme Dich!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
IV.

Du kennst die Stürme, welche mich durchtoben,
Du siehst es, daß mein Leben sie zerreissen,
Und dennoch sagst Du, meine Worte gleißen,
Und meine Treue willst Du nicht erproben!

Mit welchen Zeichen soll ich Dich geloben,
Mit welchen Worten schildern jene heißen
Gefühle, die den Frieden mir entreißen, -
Und ach den Frieden, der mich sonst umwoben,

Den Du zerstört? Doch nein, nicht will ich schelten.
Jetzt wallt rastlos nach Deines Leibes Zelten
Mein Geist als Pilger auf der Sehnsucht Brücke.

O wolle glauben endlich und vergelten:
Dann opferte ich jauchzend tausend Welten,
Mir blieben tausend Himmel ja zurücke.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
V.

Darf ich wirklich Dir zu Füßen sinken,
Küssen Deiner Locken wilde Pracht,
Sehn, wie Deine Lippe schwillt und lacht,
Und von dieser Lippe Wahnsinn trinken?

In den sonnenhaften Augen winken
Liebesfeuer, zehrend angefacht;
Wehe mir, in ihres Grundes Nacht
Sehe ich mein Todesmesser blinken.

Sei's darum. Was bietet noch das Leben?
Kann von Gott ich Schöneres erwerben,
Der mir höchstens kann den Himmel geben?

Sei's darum. Willkommen, mein Verderben!
Wer im Arm Dir einmal durfte beben, -
Muß Dir fern ja doch vor Sehnsucht sterben.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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