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Sonnenblumen
#1
Sonnenblumen

I.


Wir zogen heiter durch die grünen Auen,
Vom Gold' des Abendlichtes übersponnen,
Wir hatten lustiges Gespräch begonnen,
Als uns begegneten drei holde Frauen.

In ihrer Mitte war auch Sie zu schauen,
Sie, die mein Herz beim ersten Blick' gewonnen;
Ihr Auge, leuchtender vom Strahl' der Sonnen,
Winkt' einen Gruß voll Anmuth und Vertrauen.

O, hätte dieser Gruß nur mir gegolten!
Nur mir! Wie meine Sorgen und mein Sehnen,
Mein ganzes Sein Ihr eigen werden sollten!

Doch nichts mehr kann ich ja mein eigen wähnen,
Und hat Sie gleich mein Lieben nie vergolten,
Ich fühle mich beglückt in meinen Thränen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

Du süße Stimme, die aus Blütenzweigen
Hervortönt in die Nacht und ihre Stille,
Die klagend singt von ihrer Liebesfülle,
Und der entzückt die Winde selber schweigen!

O dürft' auch ich nie mich der Menge zeigen,
Melodisch klagend in verschwiegner Hülle.
Daß Trost und Lust aus meinem Liede quille,
Für Alle, die der Liebe Qualen beugen!

Die Freuden sind gefloh'n aus meinem Leben.
Beglückte Liebe wünscht im süßen Kuße
Und in sich selbst ihr Dasein aufzugeben.

Ich will, wie du, hinsterben in den Leiden
Und im Gesang' und mildem Thränengusse.
Wie Jeder lebte, mag er gerne scheiden.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
III.

Die Nacht, so sagen sie, hat keine Plage,
Ein heit'res Leben spielt im düstern Raum';
Es wird zum Schlaf, der Schlummer wird zum Traum'
Und trocknet sanft die Thränen unsrer Tage.

Mir weckt sie nur die eingewiegte Klage,
Mißgönnt von ihrem Necktar mir den Schaum,
Und kaum berühr' ich ihren dunklen Saum,
So ruf' ich sehnend schon dem hellen Tage.

Brich' über mich den Stab, du ernster Knabe!
Du Baum des Lebens, hör' zu grünen auf!
Nicht ruhen will ich mehr in deinen Zweigen.

Das Lager werde mir zum stillen Grabe.
O Tod! laß mich zum ew'gen Tag hinauf,
Wo nicht, zur ew'gen Nacht hinuntersteigen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
IV.

Wenn Sie sich oft im Stille denken mögte,
Wie wunderbar mich Ihre Blicke trafen,
Der erste, der in's Herz mir Hoffnung legte,
Die letzten, die so grausam mich bestrafen;

Und sähe Sie, wie Liebesqual das Schlafen,
Das um mein Haupt schon seine Flügel regte,
Hinweg jagt von dem Lager ihres Sclaven,
Vielleicht, daß solch ein Anblick Sie bewegte.

Und läse Sie nur eines von den Liedern,
Die ich zum Trost' mir sang, und Ihr zum Ruhme,
Sie würde meine Glut - doch nie erwiedern.

So schwebt die Wolke still herauf, und achtet
Vorüberziehend nicht der tiefen Blume,
Die Tage lang noch ihrem Thau' geschmachtet.
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#5
V.

Willst du, o Gott - so fleh' ich in der letzten,
Qualvollen Nacht, als vor der Seele Blicken
Ihr Bild hervortrat, nicht, mich zu beglücken,
Und Thränenbäche dieses Auge netzten, -

Willst du die Glutgefühle nicht ersticken,
Die schon so manches arme Herz ergötzten,
Doch in des Unglücks Abgrund mich versetzten,
Und da noch wie ein Zauber mich umstricken!

Wenn Sie mich liebt, so führ' Sie mir entgegen,
Rastlose Sehnsucht, spare sie uns Beiden,
Und laß die Liebe heiter sich bewegen. -

Liebt Sie mich nicht, so nimm mir meine Leiden
Mit meinem Lieben, gib mir deinen Segen,
Und Sehnsucht nur nach deinen ew'gen Freuden!
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#6
VI.

Brecht endlich auf, ihr langverschloss'nen Wunden!
Entlade dich, mein Herz, der wilden Flammen!
Schlagt, Liebesgluten, über mir zusammen,
Denn keine Hoffnung bleibt mir, zu gesunden!

Verrathen nicht bei Tag, was ich empfunden,
Die Augen, die bei Nacht in Thränen schwammen?
Nie bringen sie mir Glück, und doch verdammen,
Sie stets zu seh'n, mich die verschwornen Stunden.

Drum laß' ich meiner Liebe freies Walten.
In meine Brust, was auch mein Schicksal werde,
Kann ich nicht tiefer diesen Kummer wühlen.

Nur möge bald der müde Leib erkalten,
Des Grabes Nacht und die geweihte Erde
Die Flamme löschen und das Herz mir kühlen.
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#7
VII.

War dieß ein Wachen? oder blos ein Träumen?
Wo ist Sie hingeschwunden, deren Kette
Mich drückt und ziert? Leer finden ihre Stätte
Die Morgenstrahlen, die den Giebel säumen.

Mir war, als läg' ich krank in meinem Bette;
Sie, die ich oft besang in diesen Reimen,
Sie trat zu mir, schön wie aus Himmelsträumen,
Und sprach bewegt: Laß seh'n, ob ich dich rette!

Und rührte mir den Puls mit zarten Händen.
Da fühlt ich alle Todesangst entweichen,
Und sog das Leben neu von Ihrem Munde.

Warum, o Sonne, mir den Traum entwenden?
Wie gerne wollt' ich krank sein und erbleichen,
Käm' solch ein Arzt mir in der letzten Stunde!
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#8
VIII.

Seit dieser Nacht, der schönsten meiner Nächte,
Steht überall Ihr Bild mir vor der Seele,
Mit dem ich einsam mich erfreu' und quäle,
Für das ich diesen Kranz von Liedern flechte.

Bei Nacht, wenn ich die Stunden schlaflos zähle,
Wünsch' ich oft, daß ich nie mehr an Sie dächte,
Nein! daß mir Sie mein Schutzgeist wieder brächte,
Das Herz zu laben mit ersehntem Oele;

Daß nur ein Tag mir Freiheit wieder gäbe,
Da keiner noch mir Ihre Liebe gönnte,
Daß ich so ruhig würd', als ich's gewesen.

Ich sag' umsonst: Es war nur Traumgewebe.
Mög' alles Wachen sich in Träumen lösen,
Wenn jener Traum zur Wahrheit werden könnte!
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#9
IX.

Tiefsinnig stand und still in sich verschlossen
Der eh'rne Memnon da in ernster Nacht,
So ungerührt von der Gestirne Pracht,
Wie von des Mondes Milde nicht erschlossen.

Doch schnell, so wie der Sonnengott erwacht
Und ihn erreicht ein Strahl von Phöbus Rossen,
Erklang er leuchtend, und dem Erz' entgossen
Die vollen Töne sich mit aller Macht.

Ist nicht mein Herz dem Erze zu vergleichen?
So unverstanden und so hoffnungslos
Gibt es kein Lebens- und kein Liebeszeichen.

Doch sollte sich ein Strahl von Liebe zeigen;
Mit welchen Tönen würd' aus seinem Schooß'
Ein Lied des Dankes und der Freude steigen!
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#10
X.

Nachtwandlern ähnlich, geh' ich oft wohl nassen,
Gesenkten Blickes, bleich, unsichern Ganges,
Und fühl' in Mitte lauten Menschendranges
Gleichwie in einer Wüste mich verlassen.

Ich höre Frau'n und Männer auf den Strassen
Dann hinter mir, ausbrechend in ein banges
Mitleiden, Worte sagen dieses Klanges:
Was machte doch den Jüngling so erblassen?

Da wend' ich mich, antwortend ihren Fragen:
Wenn ich mein ganzes Elend auch beschriebe,
Die Qualen all', die mir am Herzen nagen,

Dann säh' ich wohl manch' schönes Auge trübe,
Und seufzend hört' ich manche Lippe sagen:
Welch' Unglück, welch' ein Wahnsinn ist die Liebe!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#11
XI.

Still war die Nacht, und auf der dunkeln Welle
Des Stromes kam des Mondes Bild geschwommen.
Von Sehnsucht und von hoher Lust entglommen,
Verließ ich einsam meine Lagerstelle,

Und eilte vor Ihr Haus, sank hin mit frommen
Gebeten, übergoß bei Mondes Helle
Mit Rosen und mit Salben ihre Schwelle,
Ach! über die ich niemals noch gekommen. -

Dem lauten Lichte muß ich es verschweigen,
Was dieses liebekranke Herz zerrüttet;
Doch euch, ihr trauten Sterne, darf ich's zeigen.

So schließt bei Tag den vollen Kelch der Düfte
Die Nachtviole schüchtern zu, und schüttet
Sie in den Schooß verschwiegner Abendlüfte.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#12
XII.

Heut' ward es mir im weiten Saal' zu enge;
Sie war ja fort, die ihn allein belebte,
Um die ich lang vergebens mich bestrebte,
Die jetzt mich auserkoren aus der Menge.

Und ich entfloh dem lästigen Gedränge
Zum tiefen Hain', wo Mondesschimmer webte
Und in dem dunkeln Grün verstohlen bebte,
Herabgelockt durch Nachtigallgesänge.

Ach! wie erquickten mich die schatt'gen Räume!
Mein Herz ergoß sich dort in trunknes Flehen,
Zu Ihm, der allen Herzen kann gebieten.

O! daß die Wipfel dieser ernsten Bäume
Mich bald, geliebt, in Ihren Armen sähen,
Und nicht dem Neid' mein stilles Glück verriethen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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