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ΟΒΙΟ ΕΣΤΙ ΚΟΛΟΚΥΝΘΗ (2) - ZaunköniG - 28.10.2024 ΟΒΙΟ ΕΣΤΙ ΚΟΛΟΚΥΝΘΗ I. Dies Leben ist ein Kürbs, die Schal ist Fleisch und Knochen, Die Kerne sind der Geist, der Wurmstich ist der Tod; Des Alters Frühling malt die Blüte schön und rot, Im Sommer, wenn der Saft am besten erst soll kochen, So wird die gelbe Frucht von Käfern schon bekrochen, Die morsche Staude fault, der Leib wird Asch und Kot; Doch bleibt des Menschen Kern der Geist aus aller Not, Er wird von Wurm und Tod und Krankheit nicht gestochen. Er selbst verursacht noch, daß eine neue Frucht, Ein unverweslich Leib aus Moder, Asch und Erde Auf jenen großen Lenz im Himmel wachsen werde. Warum denn, daß mein Freund mit tränen wieder sucht Die jetzt entseelte Frau? Die Seel ist unvergraben, So wird er auch den Leib dort schöner wieder haben. II. Der Hoffnungs-Bau ist Fall, die Blüte faulend Most, Eis, Trübsand ist das Feld, wo unser Mut uns blühet. Wenn man den Ehrenzweck beim Lichten recht besiehet, Hat Erde, Sand und Sarg uns so viel Müh gekost. Wir ätzen Marmel aus nur für der Zeiten Rost, Der Wurm ist, was er spinnt, der Mensch, was er erziehet, Ja was er betet an, selbst zu zerstörn bemühet, Und unser Sonnenschein hegt morgen Haß und Frost. So wendet sich das Blatt. Wohl dem, der ihm nicht traut, Mein Freund, der nicht als sich im Leben wolln besiegen, Muß durch den giftgen Hauch des Todes zwar erliegen. Wohl aber ihm, daß er kein Luftschloß hat gebaut! Denn seiner Seele Bau, worinnen er itzt wohnet, Bleibt von der Zeit und Tod und Untergang verschonet. . |