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Shakespeare (3) - ZaunköniG - 15.12.2024 Shakespeare zu seiner dreihundertjährigen Geburtsfeier I. Zwei Felsen stehn und werden stehn und ragen, Der Zeit zum Trotz, und neben der Geschlechter Und ihres Wegs Umwandlung in gerechter Verehrung aller Welt, umblüht von Sagen. An Chios’ rebumrankten Sarkophagen, Dem Fels Homers, der Mythen grauem Wächter, Tönt mit des Meers unendlichem Gelächter Sein Lied, gleich unerschöpft, von Tag zu Tagen. Ein andrer, nicht so sonnig, ragt im Norden, Und wie der düstrer scheint hinabzuschauen Zum Grund der See, aus dem er einst geworden; So blickt auch Shakespeare’s Geist durch Nacht und Grauen Zum Grund des Seins; der Vorzeit Schatten gleiten Um ihn im Morgenlicht der neuen Zeiten. II. Es sind Planeten wohl und Siriusse Bevölkert mit Geschöpfen, welche reiner, Von höhrer Kraft als wir und welche feiner Befähigt sind zum geistigen Genusse. Von solchen Genien im Aetherkusse Scheinst du gezeugt und jener höhern einer, Von Seelen eine Welt entstund aus deiner, Vollendet ganz, aus einem Flammengusse. Da sieh die Helden! Träumer sind die einen, Und Teufel die; hier Thoren, Sonderlinge, Dort Wesen, die wie Luftgebilde scheinen. Erschreckt euch Caliban? ist’s nicht, als bringe Das Meer hervor wie Tang und Muschelsteine, Auch eine Art ihm eigner Menschendinge. III. Wie Wille, Schuld und Sühne sind verbunden, Lag vor dem Blick des allgewalt’gen Dichters, Der mit dem Scharfblick eines seelenrichters Der Menschheit Herz gekannt und mitempfunen. Wer hat, wie er, geschaut die tiefsten Wunden, Den Wahn und Dünkel des Alltagsgelichters Zerschmettert mit dem Spotte des Vernichters, Für’s Höchste, wie für’s Zart’ste Wort gefunden? Zum Dasein rief voll schöpfungsreicher Fülle Sein Genius die mächtigsten Gestalten, Und – selbst ein Ariel im Sturmgebrülle, Gebot er Höllennacht und Lichtgewalten. Es schien, der Weltgeist ließ in dieser Hülle Das Räthsel seines Schaffens sich entfalten. . |