![]() |
Perlen der Himmelskrone Mariens - Druckversion +- Sonett-Forum (https://sonett-archiv.com/forum) +-- Forum: Sonett-Archiv (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=126) +--- Forum: Sonette aus germanischen Sprachen (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=394) +---- Forum: Deutsche Sonette (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=398) +----- Forum: Autoren Sa-Schl (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=632) +------ Forum: Johann Martin Schleyer (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=752) +------ Thema: Perlen der Himmelskrone Mariens (/showthread.php?tid=31396) |
Perlen der Himmelskrone Mariens - ZaunköniG - 20.03.2024 Perlen der Himmelskrone Mariens aus Lobsprüchen heiliger Seelen gewunden Willst du wissen, welche Seele Ohne Makel, ohne Fehle Aller Perlen reinste Schöne Mit dem höchsten Prachtschmuck kröne: Schau zum Sternendom, zum blauen Auf, zum Urbild der Jungfrauen! Schau mit lauterm Engelsinn Hin zur Engelkönigin! I. Du auserwählte Tochter des ewigen Vaters! (St. Justin.) Am reinsten Liebebusen sah’n Aeonen, Sah’n sel’ge Geister einst vor allen Zeiten Dort in des Himmels unermess’nen Weiten Den ew’gen Sohn beim ew’gen Vater thronen. Doch unter all den klaren Aetherzonen, Die endlos ihren Wonneglanz verbreiten, Sah’n sie noch keine Himmels-Tochter kleiden Sich in das Goldgewand der Mächte, Thronen. – Da zuckt ein Lichtstrahl, dunkle Geister scheuchend, Hoch aus dem Vaterhaupte voll Ideen, Hoch aus der Wolkenstirn des Allberaters: Und flieh’, wie Pallas einst, dem Haupt entsteigend Des Vaters Zeus, bejubelt ward in Höhen: So hallet Preis der Tochter Gott des Vaters. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 02 - ZaunköniG - 05.08.2024 II. Du Quelle der Menschheit Gottes des Sohnes! (St. Method.) Der Weiheit Lichtstrom, tief zur finstern Erde Will strömen Er, zur wüsten, zur unreinen, um neu im Gnadenstreiche zu vereinen Was Sündennacht einst schied vom Lichteshheerde. Doch flieh’, das Lichtmeer, das die Geister nähret: Als Bächlein will es rieseln her zur kleinen, Entweihten Erd’, ein Kind in Binden weinen, Nur so entsühnen, was die Schuld entehrte. – Nun sagt, ihr Geister, uns: wo ist die Quelle Zu finden, die in ungetrübter Helle Herab von klaren Höh’n des Sternenthrones Dies Licht uns sende, das uns rettend leuchte, Das dort die Finsternis zum Abgrund scheuchte?: Sie ist’s, der laut’re Herzquell Gott des Sohnes. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 03 - ZaunköniG - 19.08.2024 III. Du Wohnsitz des heiligen Geistes! (St. Hieronym) Des Vaters Lichthaupt schauen hehr umschweben Die Jubelgeister Ihn, den Geist der Wonne, Der Lieb’ und Wahrheit; dann zum ew’gen Sohne, In seines Busens Heiligtum sich heben, In jenes Liebecentrum, dem das Leben Des Alls so reich entquoll; in jene Sonne, Die Licht entsendet bis zur fernsten Zone, Wo Welten noch die Sphärennetze weben. Hier konnte ruh’n der Geist der ew’gen Wahrheit. – Doch nein, auch im Geschöpf sucht Er die Stätte, Wo weilen soll im Weltenflug sein Fittig. Er fand sie. Wo?: Im Herzen reinster Klarkeit, Das lieblich blinkt in silberklarer Glätte: Im Jungfraubusen, ach, so keusch, so sittig! RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 04 - ZaunköniG - 08.09.2024 IV. Du Lustgarten des ewigen Vaters! (Chrysipp.) Die Sonnenglut der Flammenlieb’ zu mindern, Will pflanzen sich die Minne einen Garten, Wo sie im Schattenhaine unter zarten, Liebholden Blüten sich ergeht, zu lindern Der Mittagsstrahlen Pfeile. Seht, bei Kindern Der Menschen: wo sich Lieb’ und Unschuld paarten, Wo Reinheit, Einfalt Edenswonne wahrten: Da findet ihre Lust sie, fern von Sündern. – Doch sagt mir, Welten all! wo zu erspähen Wohl ist ein solch entzückend Lustgefilde, Wo wir die Urlieb’ selbst lustwandeln sähen? Wo aller Himmelsblumen Prachtgebilde Ambra verhaucht in linden Zephyrs Wehen? --: Maria nennt sich’s, Jungfrau süß und milde. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 05 - ZaunköniG - 10.09.2024 V. Du getreueste Ernährerin Christi! (St. Wilhelm.) Ein Himmelslämmlein will auf Erden weiden. Zu eng sind Ihm des weiten Himmels Auen, Wo Sterne zahllos zieh’n am hehren, blauen Prachtdom des Aethers. Seht doch, Engel neiden Die Blumen all, die Lilien, die beschreiten Des Lämmchens Füße. Demanttröpfchen tauen Dort Gnadenbäche nieder auf den grauen, Den dürren Sand, wo seine Tritte gleiten. – „O dürfte ich dies süße Lämmchen nähren!“ So hör’ ich Schäferinnen tausend flehen, Die leider, ach! des Lilienschmucks entbehren. – Nur Eine ist’s, die wir es laben sehen Mit Liliensaft und Milch und Honigbeeren: Die Geisterhirtin dort in Sternenhöhen. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 06 - ZaunköniG - 12.09.2024 VI. Du Heiligtum des göttlichen Geises! (St. Ildephons.) Der höchsten Himmel Lichtthron, zu alltäglich Ward er dem Geiste, Den nicht Welten fassen: Dem auch Atome groß, und kleinlich Massen Erscheinen, gegen die selbst Sonne kläglich, Ach, winzig klein sich zeigen. Unaussprechlich Zieht es den Liebegeist zur Demut. Hassen, Nein, kann Er nur des Stolzes freches Prassen. Die schlichte Einfalt minnet er unsäglich. Und nun, welch Herz wählt Er zum Heiligtume Sich aus, das seinem hehren Glanz entspräche? Das demutvoll der Gnaden Schätze häufte? Des Feindes Übermut in Einfalt bräche? – Maria birgt’s, die gnadenüberträufte, Maria, sie, der Erde schönste Blume. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 07 - ZaunköniG - 14.09.2024 VII. Du unbefleckte Pforte des Schöpfers! (St. Sedulius.) Des Wettersturmes wildentbranntes Grollen Hat ausgetobt. Schon lächeln blau die Höhen; Schon säuselt wieder linden Windes Wehen. Verstummet ist des dumpfen Donners Rollen. Wo kurz noch erst der Blitze Zorn erschollen, Ist nun des Farbenbogens Pracht zu sehen, Der sich zur Pforte wölbt in Sternennähen, Durch die jetzt weiße Wolkenschäfchen trollen. – Des Himmels Groll verhallt. Der Weltengründer Steigt als Erlöser nieder, arme Sünder Mild umzuwandeln in des Vaters Kinder. Er naht. Wie rein! Schon glänzt sein Friedensbogen. Durch welche Lichtespfort’ Er wohl gezogen, Daß so der Fürst der Nacht sich sah betrogen?! – RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 08 - ZaunköniG - 16.09.2024 VIII. Du heiligster Tabernakel des Wortes! (St. Andreas Cretens.) Wie schmückest Du, o Gottesdiener Moses! Mit Goldeszier, mit Edelstein und Seide, Den Engelschaaren selbst zur Augenweide, Das erste Zelt des Herrn, ein heilig großes! – Gewiß! das Pfand des irdisch höchsten Loses: Wert ist’s, daß uns die Hölle drum beneide. – Doch sagt, was dient dem Worte selbst zum Kleide, Zum würdigen, im Zelt des heil’gen Schoßes? – Sind Gold und Seide, Perlen, Edelsteine Wohl für die Gottheit selbst die würdige Hülle, Wenn sie zum Erdball steigt, die maßlos reine? – O nimmer! – Nur das Herz, das Gnadenfülle Süß überströmt, Mariens Herz alleine, Es ist der Gottheit Zelt, das selig stille. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 09 - ZaunköniG - 18.09.2024 IX. Du Zither des heiligen Geistes! (St. Bonaventura.) O welche Harmonie in jenen Sphären Wo Welten gar so friedlich um sich kreisen, Wo himmlisch süße, wunderbare Weisen Erhab’nen Sangs ertönen in den Heeren Glücksel’ger Geister! Was noch könnte mehren Die Luft der Sänger, die sich dort befleißen, Im reinsten Lied den Herrscher hoch zu preisen, In reichen, ach, in zaubrisch vollen Chören?! – Doch nein, noch sind nicht rein genug die Saiten Dem Geist gestimmet, dem sogar der Himmel Nicht rein genug erschien. – Die einzige Zither, Die einzig lauter Ihm die süßen Lieder Je wiedergab: man rühmt im Klanggewimmel Sie – Harfe Davids, dran sich Himmel weiden. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 10 - ZaunköniG - 20.09.2024 X. Du Prachtwohnung der göttlichen Herablassung! (St. Andreas Cret.) Wohl schreiten Herrscher auch zur Köhlerhütte, Wenn Jagdlust sie im Dickicht irre führte, Doch keiner gern sich eine Hütt’ erkürte, In der nicht herrschte traulich schlichte Sitte; In der nicht Reinheit thronte selbst in Mitte Der Armut, die so hold stets Einfalt zierte. Wo diese, da bedarf’s nicht Reichtums-Bürde, Will Hoheit weg vom Tande zieh’n die Schritte. – Im Liebeseifer jagend nur nach Seelen, Hat sich so gerne einst zur Erd’ verirret Des Weltalls Fürst, sich innig zu vermählen Der schönsten Braut. Doch ob sich auch verlieret In Wüsten hin sein Pfad; es kann nicht fehlen: Zur reinsten Hütte nur der Fuß Ihn führet. RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 11 - ZaunköniG - 22.09.2024 XI. Du lebendiger Palast des Engelkönigs! Der Gott der Geister ist kein Gott des Todes; Nein, ew’ge Quelle untigbaren Lebens, Urantrieb jenes überreichen Webens, Das Geist um Geist bewegt, um Welten Gottes Zahllose Welten. Haucht Er: lebt Ihm Totes; Gebeut er: sieh, geschah es nicht vergenens Umkreist Ihn raschweg, wonnesamen Schwebens, Endloses Neugebild’, azurnes, rotes. – Doch im Verlauf der ewigen Aeonen Erschienen Ihm des Lichtpalastes Räume Wie allen Lebens bar und ausgestorben: Bis Er die Reinste fand in irdischen Zonen, Die Lebensmutter, die (wähnt nicht, ich träume!) Ein Gott um Blut zum Tempel sich erworben. – RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 12 - ZaunköniG - 07.07.2025 XII. Du Himmelstreppe Gottes zu uns Menschen! (St. Augustin.) So hoch der Nachtgeist einstens stieg zu Sternen, Um trotz all jenem schnöderborgten Blinken Zum Flammenabgrund schmählich hinzusinken, Hin zu des finstern Chaos tiefsten Fernen: So hoch will Demut, daß wir schweben lernen, Indem wir Pfaden folgen, die uns winken Durch Leid zum Licht; indem wir Kelche trinken, Die aller Sünden Gift aus uns entfernen. Von Stuf’ zu Stufe stieg die Liebe nieder: Vom Thron zum Stall zum Kreuz, zum Grabe Um heimzuholen die verlornen Brüder. Doch fragt ihr, welche Trepp’ den zarten Füßen Zum Niedergang gedient, die Heilesgabe Zu bringen: hört sie „Himmelsaufgang“ grüßen! RE: Perlen der Himmelskrone Mariens 13 - ZaunköniG - 27.07.2025 XIII. Du Wasserleitung der göttlichen Gnade! (St. Bernhard.) Im Paradies versiegte einst die Quelle, Aus welcher Wasser drang für’s ew’ge Leben. Da sah’n vom Meer wir jenes Wölkchen schweben Empor dort an des Karmels heil’ge Stelle, Das einst Elias schaute dämmernd helle. Zur Wolke ward’s, die Segenstau uns geben, Die Gnadenregen strömen sollte. Reben Und Halme blüh’n von dieses Nasses Welle. So rein hat sich noch nie ein Quell ergossen, Wie dieser quoll aus voller Himmelswolke; So lauter sich noch nie ein Born erschlossen. Kein Wunder denn, daß lauter auch die Leitung Sich zeigen muß, auf daß dem Gottesvolke Zum Heile munde dieses Tranks Verbreitung. |