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Percy Bysshe Shelley: Arethusa - Josef Riga - 23.09.2014 Percy Bysshe Shelley Arethusa I Arethusa arose From her couch of snows In the Acroceraunian mountains, - From cloud and from crag, With many a jag, Shepherding her bright fountains. She leapt down the rocks, With her rainbow locks Streaming among the streams; - Her steps paved with green The downward ravine Which slopes to the western gleams; And gliding and springing She went, ever singing, In murmurs as soft as sleep; The Earth seemed to love her, And Heaven smiled above her, As she lingered towards the deep. II Then Alpheus bold, On his glacier cold, With his trident the mountains strook; And opened a chasm In the rocks - with the spasm All Erymanthus shook. And the black south wind It unsealed behind The urns of the silent snow, And earthquake and thunder Did rend in sunder The bars of the springs below. And the beard and the hair Of the River-god were Seen through the torrent's sweep, As he followed the light Of the fleet nymph's flight To the brink of the Dorian deep. III 'Oh, save me! Oh, guide me! And bid the deep hide me, For he grasps me now by the hair!' The loud Ocean heard, To its blue depth stirred, And divided at her prayer; And under the water The Earth's white daughter Fled like a sunny beam; Behind her descended Her billows, unblended With the brackish Dorian stream: - Like a gloomy stain On the emerald main Alpheus rushed behind, - As an eagle pursuing A dove to its ruin Down the streams of the cloudy wind. IV Under the bowers where the Ocean Powers Sit on their pearled thrones; Through the coral woods Of the weltering floods, Over heaps of unvalued stones; Through the dim beams Which amid the streams Weave a network of coloured light; And under the caves, Where the shadowy waves Are as green as the forest's night: - Outspeeding the shark, And the sword-fish dark, Under the Ocean's foam, And up through the rifts Of the mountain clifts They passed to their Dorian home. V And now from their fountains In Enna's mountains, Down one vale where the morning basks, Like friends once parted Grown single-hearted, They ply their watery tasks. At sunrise they leap From their cradles steep In the cave of the shelving hill; At noontide they flow Through the woods below And the meadows of asphodel; And at night they sleep In the rocking deep Beneath the Ortygian shore; - Like spirits that lie In the azure sky When they love but live no more. Percy Bysshe Shelley Arethusa I Arethusa verreist, Aus dem Lager, vereist, Von den Akrozeraunischen Hügeln, – Von Wolken und Klippen Und Felsengerippen, Ihre schönen Quellen zu zügeln; Kommt heruntergezogen Wie ein Regenbogen, Strömend über dem Strome; – Ihre Schritte befruchten Die unteren Schluchten, Die sich öffnen zur westlichen Zone; Und gleitend und springend, Geht sie, stets singend, Murmelnd als ob sie schliefe. Gäa scheint sie zu lieben, Der Himmel in Frieden, Als sie schlendert herunter zur Tiefe. II Doch Alphäos kühn, Aus dem Gletscher kühl, Nutzt seinen Dreizack als Stock: Bei Felsen, eiskalt, Stemmt er einen Spalt In Erymanthos Block. Und der dunkle Südwind Öffnet Siegel geschwind Unter denen Schneemassen liegen; Im Erdbebengewitter Reißt er nieder die Gitter, Dass Riegel von Quellen auffliegen. Und der Bart und das Haar Von der Flussgottheit war Zu seh’n wie von einem Rufer, Der jetzt folgte mit Wucht Der Nymph’ rascher Flucht Bis zur Grenze ans dorische Ufer. III 'O helft mir und deckt mich! Ihr Tiefen, versteckt mich! Er greift schon nach meinen Haaren!' Der laute Ozean hörte, Was ihn tief verstörte Und begann auseinander zu fahren. Unter Wassermassen Glitt Gäas Tochter gelassen; Floh, wie von Sonne gestrählt. Und um sie schnellen Ihre reinlichen Wellen, Mit dem Brackwasser unvermählt. – Wie ein dunkler Fleck, Auf Türkis wie Dreck, Kommt Alphäos hinterher. – Wie ein Adler jagend, Eine Taube schlagend, Stürzt er ins windige Meer. IV In See-Verliesen, Wo Kräfte verschließen Perlbesetzte Schreine; Durch Korallenwälder, Schwimmende Felder, Über unzählbare Steine; Durch dunkle Strahlen, Die strömend malen Ein Netzwerk bunter Pracht, Wo Wasser durchspülen und Höhlen durchwühlen – Seetangs grüne Nacht. Überholend den Hai, Den Schwertfisch dabei, Unter Ozeans Blau, Steigend in Ritzen Zu den Hügelspitzen, Geht’s zum neuen Heimatgau. V Noch heut’ tun die Quellen Bei Ennas Wällen, Im Tal, wo der Tag anbricht, Als Freunde geteilt, Jetzt wieder geheilt, Ihre wässrige Arbeitspflicht. Morgens steigen sie, Abwärts neigen sie Sich zum eb’nen Sizilien. Am Mittage fließend, Gehölze begießend, – Matten von Junkerlilien; Des Nachts ist ihr Schlaf Tief und brav Vor Ortygiens Küsten; – Wie von Wesen, die wohnen In himmlischen Zonen, Wo sie als Geister von Liebe wüssten. RE: Percy Bysshe Shelley: Arethusa - Josef Riga - 13.04.2016 Die Zielbestimmung der neu von Okeanos angesiedelten Quelle im "dorischen" Teil Siziliens musste in der Übersetzung noch einmal unmissverständlicher gefasst werden. Da vorher vom dorischen Ufer die Rede war, kann nicht noch einmal vom "dorian home" gesprochen werden, denn dieses "dorian home" ist ein anderes dorisches Gebiet als das Ursprungsgebiet der Dorer in NW-Hellas (Epirus). Es handelt sich nunmehr um den südlichen Teil Siziliens, mit dem Hauptort Syrakus, in dessen Nähe noch heute die sog. "Arethusa"-Quelle gezeigt wird. Interessanter Weise scheint die Sage von der bedrängten Quellnymphe tatsächlich aus dem dorischen Teil Griechenlands in die dorische Kolonie Süd-Sizilien/Syrakus mitgewandert zu sein. Ein Beispiel für Heimatverbundenheit, welches die Benennung einer Quelle mit dem Namen eines Gewässers aus der alten Heimat durch die geschilderte Geschichte erklärt. |