Ins deutsche Gewissen! (12) - Druckversion +- Sonett-Forum (https://sonett-archiv.com/forum) +-- Forum: Sonett-Archiv (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=126) +--- Forum: Sonette aus germanischen Sprachen (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=394) +---- Forum: Deutsche Sonette (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=398) +----- Forum: Autoren H (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=623) +------ Forum: Martin Hildebrandt (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=686) +------ Thema: Ins deutsche Gewissen! (12) (/showthread.php?tid=27309) |
Ins deutsche Gewissen! (12) - ZaunköniG - 20.12.2023 Ins deutsche Gewissen! I. Die ihr die Feinde wollt versöhnen, Die uns den Untergang geschworen, Ihr findet doch nur taube Ohren Und Mäuler, die uns frech verhöhnen. Wir müssen endlich uns entwöhnen Zu handeln, wie die reinen Toren. Der Milde, die uns angeboren, Paart Strenge sich in Deutschlands Söhnen. Die wird den Weg zum Frieden weisen, Zumal sie schon an sich verzagen Und unsre Milde nicht verstehen. Gab uns ein Gott die Faust von Eisen, So gab er sie uns, dreinzuschlagen, Bis sie erschöpft um Gnade flehen. II. Es gibt nicht Frieden zwischen Hund und Katze, Sie können sich einander nicht vertragen. Warum? – Vermöchte einer das zu sagen? Vielleicht stört jeglichen des andern Fratze. Knurrt Hektor, hebt Frau Mietze schon die Tatze, Doch geht sie ihm nicht gerne an den Kragen, Sie läßt sich lieber von ihm hetzen, jagen, Nur in der Not verharrt sie auf dem Platze. Es ist der Haß den beiden eingeboren. Er läßt aus ihrem Blut sich nicht vertreiben. Die Herrenfaust nur kann ihn niederzwingen. So sind die Welschen gegen uns verschworen Und werden es durch alle Zeiten bleiben; Sie zu versöhnen wird euch nie gelingen. III. Ihr seid betroffen von dem Hasse, Den euch die Welt entgegenträgt. Der gar das eigne Blut verschlägt, Wenn es von seiner Erde lasse. Ist es der Neid, der gelbe, blasse, Der sich in dieser Feindschaft prägt? Das Herz, das nicht nach Gründen frägt In seines Pulsens enger Gasse? Ihr wollt dochnur die Hände regen Auf eurer Arbeit Sorgenfeld Und Frieden in der Seelen tragen! Ihr seid der Dorn im Aug der Trägen, Ihr seid der Sauerteig der Welt. Genug des Grunds, euch totzuschlagen! IV. Wer haßt? Die Ohnmacht haßt! Der Schwache, Der sich dem Starken beugen muß; Der sich verzehrt in dem Verdruß, Nicht Herr zu sein der eignen Sache. Der unter seines Hauses Dache, Kraftlos zu jeglchem Entschluß, Das Hirn berauscht an dem Genuß Blutrünstiger, gemeiner Rache. Das ist nicht deutsche Wesensart. Der Haß kann uns nur Abscheu lehren. der Starke hält nicht hinterm Berge. Und wo der Haß sich offenbart, kann es nur den Gehaßten ehren, Denn hassen können nur die Zwerge! V. Es hätte keiner von den Zehnen Je es gewagt uns anzugreifen, Die Drachensaat erst mußte reifen Des biedern Königs der Britänen. Im Bunde schwoll der Kamm den Hähnen, Die Sporen wider uns zu schleifen, Uns zu verleumden, zu begreifen Und sich zu blähen, gleich den Schwänen. Von ihrer Übermacht zerschmettert, Blieb Deutschland kaum ein Fraß für Hunde; Sie sahn es schon in Klump und Klundern. Doch, wie sie auch getobt, gewettert, Mit allen Teufeln rings im Bunde, Sie müssen dich, mein Volk, bewundern! VI. Ihr nennt uns Hunnen und Barbaren. Ihr prahlt – in gleichen Geistesblitzen – Kultur und Menschlichkeit zu schützen, Der kleinen Völker Recht zu wahren – So, wie es Griechenland erfahren Und jene, die am Nordmeer sitzen, Die unter Englands Fuchtel schwitzen Mit allgemach gesträubten Haaren. Die Hunnenherrschaft auszurotten Lügt ihr euch in den Hals hinein, Gewissensbisse zu beschwichten, Um aller Menschlichkeit zu spotten Durch Taten, die gen Himmel schrein: Die Weltgeschichte wird euch richten! VII. Wofür denn seid ihr ausgezogen? Was zwang das Schwert in eure Hand? Bedrohten Feinde euer Land? ward euer Recht gekränkt, gebogen? Nein – schmählich wurdet ihr betrogen, Gerissen in den Weltenbrand Durch Raubgesindel allerhand, Das seinen Vorteil kalt erwogen. Kam nicht der Pfeil aus Serbiens Köcher, Der Östereich so schwer verletzt? Schlugt ihr euch nicht zu jener Brut? War Rußland nicht der friedensbrecher? Hat England nicht zum Krieg gehetzt? An euern Händen klebt das Blut! VIII. Ihr nennt euch die Nation, die große! Worin den, Franzen, seid ihr groß? In euerm Rausche seid ihrs bloß, Der euch versetzt ins Grenzenlose. Ihr liebt die Phrase, liebt die Pose; In eurer Eitelkeiten Troß Gefallt ihr euch auf hohem Roß: Ein Krümelchen, in großer Soße! Von Großmut trieft ihr wohl als sieger Vor Armen, kranken, Nackten, Bloßen, Nur darf den Affen nichts verletzen. Denn das verwandelt ihn zum Tiger: An unsern Wehr- und Waffenlosen Geilt sich die Bestie zum Entsetzen! IX. Wo waren deine guten Geister, Als du, das deutsche Volk zu prellen, Dir suchtest deine Spießgesellen, Du sonst so kluger Rechenmeister? wars nötig, daß um uns noch feister Dir deine Lebenssäfte schwellen? Hast nicht genug du ihrer Quellen? Warum denn, statt bescheidner, dreister? Wir konnten uns zusammenfügen Zu einer Weltmacht ohne gleichen: Zum Friedensbunde der Germanen! Vereint, fand jeder sein Genügen; Die Weltherrschaft dir zu erschleichen, Brachst du der deutschen Kraft die Bahnen! X. Wie herzzerbrechend war dein Klagen, Gings wider Türken, wider Heiden, Ob unerhörter Scheußlichkeiten, Mit denen sie die Christen plagen. Um deinen Nutzen zu erjagen Bei jeglichen Gelegenheiten, Half dir die Bibel immer streiten, Die du dem Schnaps vorangetragen. Der Schafspelz ist schon längst zerschlissen, Der dir gedient, die Welt zu äffen, Dir, du im Heucheln Ausgedörrter. Den Rest hat dir die Angst zerrissen: Den Feigling zeigte dein „King Stephen“ Und „Baralong“ den Meuchelmörder! XI. Nun steht dein Hochmut vor dem Falle, Du stolze Königin der Meere. Dein hohles Auge starrt ins Leere: Wo blieben deine Segel alle? Den Haifisch frage, frag die Qualle, Sie sanken, sonder Ruhm und Ehre, Zerschmettert von dem deutschen Gere In Ägirs weite Totenhalle. Der Hunger sollte uns bezwingen; Nun klopft er hart an deine Borden, Nun siehst du deine kraft versiechen. Du fingst dich in den eignen Schlingen, Die du gedreht, uns hinzumorden. Nun beuge dich, zu Kreuz zu kriechen. XII. Ein holdes Traumbild ist der Frieden, Das nirgends sich erfüllt auf Erden, Die Wölfe brechen in die Herden, Die nicht des Hirten Stab behüten. Du mußt der Welt die Stirne bieten, Dein Hab und Gut nicht zu gefährden; Im Kampf nur kann dein Recht dir werden, Durch Kampf nur wird dein Recht entschieden. Die Waffen dürfen dir nicht rosten. Die Scheu nur hält die Bestien nieder und hindert sie, dich zu berauben. Sie sitzen dir im West und Osten. Und wärst du noch so brav und bieder: Das schaf muß immer daran glauben. . |