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Friedrich Rückert (3) - ZaunköniG - 18.01.2024 Friedrich Rückert I. Als ich zur Winterflucht mein Bündel schnürte, Steckt’ ich, die schwerlich man im Süden fände, Auch meines teuren Rückert Liederbände Mit ein, dem dieser Vorzug wohl gebührte. Wie bin ich froh, daß ich ihn mit mir führte! Denn nie lies’t diesen Reichen man zu Ende, Dem gütig so Natur gefeit die Hände, Daß Poesie ward, was er je berührte. Nun liegt vor unserm Blick auf tausend Seiten Sein Leben, sein Gemüt, sein tiefstes Denken, All seine Freuden, Schmerzen, Traulichkeiten. Wohl frommt’s in solchen Schatz sich zu versenken Und nach der trüben Flut der jüngsten Zeiten Aus diesem reinen Quell sein Herz zu tränken! II. Gleich einem Schiffer, der zurückgekehrt Von mancher Fahrt, in seiner engen Hütte Treu aufbewahrt nach guter Schiffersitte, Was ihm die Fremde köstliches beschert, So hielt auch er des Aufbewahrens wert, Was auf des Flügelpferds weltweitem Ritte In Welschlands und des Morgenlandes Mitte Vielsprachig ihn der Muse Gunst gelehrt. Doch wie nachdichtend alles er umfaßte, Sein Herz gehörte dem nur, was entsprungen Dem tiefsten Grund der heimatlichen Scholle. Da lud er seine Freunde gern zu Gaste Und fragte liebevoll auch mich, den Jungen, Ob ich an seine Tür nicht klopfen wolle. III. Daß ich’s versäumte, weckt mir ew’ge Reue. Nie sollt’ ich in sein leuchtend Auge blicken, Niemals versuchen, stammelnd auszudrücken, Wie innig seines Gangs ich mich erfreue. Nun häng’ ich um so mehr mit später Treue An seinem Bilde, dem so kalt den Rücken Die Mode kehrt, die immer mit Entzücken Preis’t das Vergängliche, das gleißend Neue. Mir aber ist, blättr’ ich in seinen Liedern, Als hört’ ich eines Freundes Stimme tönen Und müßte jetzt noch seinen Gruß erwidern, Mit Lorbeer seine Dichterstirne krönen Und sein Gemüt, verwundert durch den niedern Undank der nachgebornen Welt, versöhnen. . |