Waltenberg: Sonettenkranz (3) - Druckversion +- Sonett-Forum (https://sonett-archiv.com/forum) +-- Forum: Sonett-Archiv (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=126) +--- Forum: Sonette aus germanischen Sprachen (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=394) +---- Forum: Deutsche Sonette (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=398) +----- Forum: Autoren W (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=637) +----- Thema: Waltenberg: Sonettenkranz (3) (/showthread.php?tid=26162) |
Waltenberg: Sonettenkranz (3) - ZaunköniG - 05.11.2023 Waltenberg fl. 1822 in der "Flora" Sonettenkranz I. Hinaus! hinaus! ins sturmbewegte Leben Mit Kraft, o Jüngling! und mit frohem Muth, Dein Herzsey frei von Angst und feigem Beben Und rasch sich kreisend ström' dein feurig Blut. Laß fliehen all' die dunklen Traumgestalten, Sie zaubern nie die Wahrheit dir hervor, Hin, wo der Gottheit hoh're Kräfte walten, Sching' in Begeistrung sich dein Aug' empor. Dann mögen dich des Schicksals wilde Fluthen In ihren grauenvollen Abgrund zieh'n, Fühlst du des Wahren und des Schönen Gluthen, Das Herrlichste, was Götter uns verlieh'n: Dann hast der Menschheit Preise zu errungen, Zum höchsten Ideale dich geschwungen! 2. Wohl wirft der Mensch in seinen schönern Stunden In's ernste Leben einen tiefen Blick, Was in der raschen Zeit für ihn entschwunden, Führt ihm des Geistes mächt'ger Ruf zurück. Er fühlt des Schicksals furchtbare Gestalten, Blickt in der Zukunft grauenvolen Schlund, Wie in der Dunkelheit Dämonen sich entfalten Auf seiner Lebenswelle leichtem Grund: Da fühlt er mächtig sich emporgezogen, In lichten Sphären schwebt der reine Geist, Begeistert auf der Freude sanften Wogen, Die dem ein Götter-Genius verheißt: Der mit der Tugend heiligem Vertrauen Kann in die Welt des innern Lebens schauen! 3. Wie sich der Erde düst're Nebel theilen, Vom Feuerstrahle Helios berührt, Die luft'gen Sänger zu den Wolken eilen, Wohin der Freiheit lauter Ruf sie führt; Ja! so erheben sich der Seele Tiefen, Es sinkt der Schleier trüber Erdenmacht, Und die Gefühle, die verborgen schliefen, Beschwört des Geistes unsichtbare Macht. Ein mächtig sehnen, seliges Entzücken Und Götter-Wonne fühlt die freie Brust, Der Seele Jubel in den Feuerblicken Verräth des höhern Lebens reine Lust: Wenn in Begeisterung wir uns erheben, Im kühnen Fluge Geister höher streben. . |