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Auf die Thränen - ZaunköniG - 27.10.2023 Auf die Thränen DV treuer Augensafft! wann ich schier gar verschmachte / in Ohnmacht sink dahin / so spritzstu in Gesicht. Du bist bey mir / wann ich bin bey mir selber nicht. Sonst alle Labnuß ich / nur deine nicht / verachte. Du Brunn der wahren Lieb'! in dir / ich GOtt betrachte / ja neben mir erblick' in seinem gnaden-Liecht. Ich senk / ertränk in dir die Noht / die mich anficht / du Herzgrund-Rotes Meer / den Sündhund dir auch schlachte. Die Tugend-Thetis / so bewohnet deinen grund / wann Vnglück mich verfolgt und ich in dich mich stürze / nimmt in ihr Königreich mich auff / mir zuflucht gunnt. Du trauer-saure flut / mein Leben mir verkürze! ihr Thränen / trennet mich von diesem Jammer Ort! als Perlen / Diamant werdt ihr mich zieren dort. . Auf eben dieselben - ZaunköniG - 27.10.2023 Auf eben dieselben GLeich wie der Wolken last in tropfen sich verlieret: also mein Vnglück auch durch Thränen Regen-fällt. als HaubtPlejaden / sie zu feuchten sind bestellt / der Gottes Güte Land das hülff-blüh dann gebieret. Diß quälend Wellen-Meer an wunsches Port offt führet. Der Buße Muschel Perl in seinem schoß es hält / zu dem die Amber sich / das Ruf-Gebet / gesellt. Offt man darinnen mich / gleich als im Felsen / spüret: Sonst treibt die Wasserkunst offt grosses Räderwerck. Ach daß mein weinen doch auch GOttes Raths-Rad triebe / daß er dem Sternen gang ein gut geschick vorschriebe! Ach Thränen hättet ihr doch zuverbrennen stärk die starken Vnglücks band. Seyd ihr doch siedend heiß: kühlt auf das wenigst nur die hitz / weil ihr auch Eyß! . Auch über die Thränen - ZaunköniG - 27.10.2023 Auch über die Thränen ERleuterung der Angst / des Herzens Ringerung / der schmerzen Wolkenbruch / der Trauer-Augen Regen / ihr Thränen! die ihr seyd / wann sich die Winde legen / die Seufzer / da das Herz vor Aengsten schier zersprung! Ihr seyd recht zwischen Furcht und Trost die dämmerung. Mit sorgen seet man euch diesen Vnglücks wegen: doch bringt ihr manches mal deß reichen Glückes Segen / aus ursach / weil eur Fluß die Himmels Fäst durchdrung. Deß Himmel-Regens Zweck / ist fruchtbarkeit der Erden / da dann der früchte Frucht GOtt wider geben werden / Lob' / Ehre / Preiß und dank / mit worten und gebärden. Die Thränen / dienen auch / zu wahrer Tugend Zucht / erweichen Gottes Herz und bringen freuden Frucht. Durch sie / nimt aus dem Sinn die kummernus die Flucht. . Auf eben selbe - ZaunköniG - 27.10.2023 Auf eben selbe DIe Sonn hat diese art / daß sie die feuchtigkeiten aufziehet in die Lufft / aus tieffer Erden Grufft / und kan durch ihre hitz sie allgemach verleiten / wann sie noch hoch am Tag / bringt also schöne zeiten / den holden Bisem-tufft der aller kurzweil rufft / und bleibt Wind / Regen / Blitz und Donner auf der seiten. Die Göttlich gnaden brunst zieht auf der Thränen dunst / wann sie nach Gottes will'n uns lieblich pflegt zuscheinen / und kehrt in Geistes freud die trübsal dieser zeit. So muß sich GOttes gnad mit unser Noht vereinen. . |