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Der Hingeschiedenen (3) - ZaunköniG - 27.10.2023 Der Hingeschiedenen 1. Umtrauert mich, ihr sanftgeschweiften Weiden Am See, der aufgehoben meine Thränen! Ein volles Herz weilt gern in stillen Scenen, Gern in der Phantasien Weltgebäuden. Der Wellen zwölf in lichtem Kreis sich dehnen. Was will liebhold die Kleinste mir bescheiden Mit diesem Wink, wie lockende Sirenen? Ach Bild, auch du willst mir das Herz zerschneiden? Sophie, du warst liebhold die kleine Welle, Die fromm in ihres Sonnenlenzes kürzen Um unsern Vater zog krystallnen Schimmer. Da flog die Windsbraut her mit Wetterschnelle, In Todesstrudel Dich hinabzustürzen. So strömt ein herber Thränensee mir immer! 2. Auf kleinen Lippen so ein süßes Leben! Ihr Auge wie des Morgensternes Prunken! Wie von Karmin und Schnee die Wangen trunken! Ihr Leib ein Lilienkelch, den Rosen heben! Die zarten Lippen keinen Laut mehr geben. Das Auge brach in Todesnacht versunken. Wie wahrer Schnee, starr, ohne Lebensfunken, Ließ deiner Wangen Paar das Roth entschweben. Die Locke selbst, die blond dein Herz umflogen, O süßes Kind, hat tief mir in’s Gedächtniß Dein holdes Bild mit allem Reiz gezogen! Nicht Trost gewährt dieß schmerzliche Vermächtniß; Doch wird der Liebe Lyra es erschüttern, Solang die Saiten mir im Herzen zittern! 3. Wann die Macht mit ihren tausend Sternen Schlummersäend diese Welt berührt, Fühl’ ich mächtiger die Leiden kernen, Die zum Lethe keine Welle führt. Ahnung sagt mir dann: In Flammenfernen Lebt dein liebes Lämmchen glanzgeziert! Willst du Sie als Sternbild kennen lernen? Sieh, ihr Auge glänzt dort aufgespürt. Mond, der hirtlich seine Silberlämmer Täglich auf die Veilchenauen leitet, Hat dir solche Lust mein Lamm bereitet? Und er nickt mir zu. Der feine Kenner Nahm das Lämmchen mir; denn keines frömmer, So wie meines ist, und keines schöner! . |