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Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - Solo et pensoso i piú deserti campi - ZaunköniG - 19.02.2012 Francesco Petrarca 1304 - 1374 Italien Canzoniere 035 Solo et pensoso i piú deserti campi vo mesurando a passi tardi et lenti, et gli occhi porto per fuggire intenti ove vestigio human l'arena stampi. Altro schermo non trovo che mi scampi dal manifesto accorger de le genti, perché negli atti d'alegrezza spenti di fuor si legge com'io dentro avampi: sí ch'io mi credo omai che monti et piagge et fiumi et selve sappian di che tempre sia la mia vita, ch'è celata altrui. Ma pur sí aspre vie né sí selvagge cercar non so ch'Amor non venga sempre ragionando con meco, et io co llui. Hartley Coleridge hat dieses Sonett ins Englische übertragen: Hartley Coleridge schrieb:From Petrarca Und da Coleridge schon länger auf meiner Agenda steht, gehört auch dieses Sonett zu meinem Programm. Hier also mein Versuch: Ich geh alleine durch das ödste Land, es mit gemessnen Schritten zu durchziehen, und meine Blicke in die Runde fliehen nach irgendeines Menschen Spur im Sand, da ich mir keine bessre Zuflucht fand. Es wäre offen sichtlich für die Leute, dass meine Schritte freudelos sind heute und Kunde geben von dem innren Brand, so dass ich sicher glauben kann, dass bald die Berge, Flüsse, Bäche und der Wald erahnen, was es mir zu zeigen bangt. Doch keine Wüstenei, die mich versteckt, wo Amor mich nicht immer gleich entdeckt und mit mir spricht und Rechenschaft verlangt. RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - peterhauff - 01.03.2012 "Ich bin im Sommer Eis, im Winter Feuer" heißt eine schöne Gedichtsammlung im Deutschen Taschenbuchverlag, auf Seite 35 ist eine sehr schöne Übersetzung von Karlheinz Stierle abgedruckt, nur die fünfte Zeile ist grammatisch krumm: Allein, in mich versenkt, durch ödes Land die Schritte messend, geh ich langsam hin und richte meinen fluchtbereiten Sinn auf jede Fußspur, die mich schreckt im Sand. Wo fänd' ich Zuflucht sonst, dass nicht erkenne die Menge meinen Gang und mein Gesicht, dass an des Körpers Trauerschwere nicht es lesbar sei, wie ich im Innern brenne. So sehr, dass es mir scheint, Berg, Fluss und Hänge und Wälder wüssten, wie es um mich steht, wo andre Blicke niemals zu mir dringen. Doch find ich nicht so rauhe wilde Gänge, dass Amor nicht mir gleich zur Seite geht und unsre Reden endlos sich verschlingen. RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - Sneaky - 01.03.2012 Allein und grüblerisch am leeren Strand geh ich umher, verweile frei von Zwängen. Mein Blick bleibt wach, er wird zur Flucht mich drängen entdeckt er eines Menschen Spur im Sand. Sonst würd’ mein Leid wohl mitleidlos erkannt, der Gaffer Blick an Überrresten hängen, statt frohen Feiern, fröhlichen Gesängen eins sehn in meiner Brust: verschwelten Brand. Dann dünkt es mich, es könne jener Hain der zwischen kargem Feld und Bergland lag, der einzge Zeuge meines Irrsinns sein. Doch welche Wüste, welcher Tann vermag dass mein Versteck der Liebe nicht erscheint? So sind im Zwiegespräch wir stets vereint RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - ZaunköniG - 02.03.2012 @ Peter, ja es gibt schon ein paar gute Stücke, und ähnlich wie bei Shakespeare könnte man fragen. ob eine weitere Nachdichtung überhaupt noch Sinn macht. Andererseits... Hat Kunst einen anderen Sinn außer sich selbst? @ sneaky, Auch sehr schön gelöst, nur in Zeile 5 frage ich mich, ob er nicht gerade vor den mitleidigen Blicken der anderen flieht. Das kann man so oder so sehen. Ich würde die Begründung offen lassen. LG ZaunköniG RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - peterhauff - 02.03.2012 Zaunkönig hat glaube ich recht - der Wandersmann hat Angst, weil unter Leuten sofort auffallen würde, wie unglücklich er ist. Außerdem macht jede Nachdichtung einen Sinn, also hier auch meine deutsche Interpretation: CANZONE No. 35 Zitat:Ich schreite einsam über leere Fluren; RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - Sneaky - 02.03.2012 Hallo ihr zwei, ich bin von dem englischen Text ausgegangen: "Else would my piteous plight be rudely scann'd" ansonsten würde mein bedauernswertes Los grob angeguckt, abgeschätzt. eine andere Lesart seh ich da nicht. Gruß Sneaky RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - ZaunköniG - 02.03.2012 @ sneaky, Da war vielleicht auch Hartley Coleridge nichht so nah am Original, jedenfalls passt es nicht recht zum Bild das ich von Petrarca habe. Ich denke nicht, dass er sich vor diesem oder jenem Verhalten seiner Mitmenschen fürchtet, sondern vor der Blösse, die er sich gibt. Der Schmerz ist einfach noch zu groß und damit zu intim um ihn zu teilen. @ Peter. Zitat:Außerdem macht jede Nachdichtung einen Sinn,...und sei es nur als ein weiterer Verweis auf das Original. Die Zeilen 7/8 finde ich auch bei dir als recht frei interpretiert. Petrarka ein Grobian? Ich sehe ihn dort eher als Trauerklos, der als solcher anderen keine gute Gesellschaft wäre / zu sein glaubt. In der Schlußzeile ist die Liebe falsch betont. Sie wirft mich total aus dem Fluss. LG ZaunköniG RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - peterhauff - 02.03.2012 Danke Dirk, beim ersten Kritikpunkt gebe ich Dir recht, ich sollte lieber "Sonderling" schreiben - vielleicht fällt mir aber noch etwas besseres ein. Auch an "Feuerkopf" hatte ich gedacht, weil die Metapher "come io avampi dentro" (wie ich drinnen lohe bzw. vor Liebe brenne) mit den "atti spenti d'allegrezza" (erloschener Freundlichkeit) korrespondiert... Außerdem noch zwei Eigenkorrekturen Zitat:Ich schreite einsam über leere Fluren, Der letzte Vers klingt in meinen Ohren gerade durch den anfangs verschobenen Akzent gut - eine metrische Freiheit, die das Versmaß auch in den Zeilen 2 und 10 bestens verträgt. Ich meine im Gegenteil, solche Details lockern das Schema auf, und sorgen dafür, dass beim laut Rezitieren kein "Leierton" entsteht. RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - ZaunköniG - 03.03.2012 Hallo Peter, Im Regulären Metrum wäre die zweite Silbe betont, was offensichtlich nicht sein kann, also betone ich auftaktisch "Liebe sieht mich, und ich seh’".... und habe dann zwei unbetonte Silben "sie geschehen." Sauberer, und von dir vermutlich angedacht, wäre mit 3 unbetonten Silben einzusteigen: Liebe sieht mich, und ich seh’ sie geschehen. zumal dann die starken Betonungen auch besser mit den starken Bedeutungen übereinstimmen. allein: drei schwachbetonte Eingangssilben? Das ist im ersten Anlauf nicht leicht zu erkennen. Bei den Zeilen 2 und 10 stimme ich dir zu. Die Betonung ist zwar nicht regelgerecht aber eindeutig. LG ZaunköniG RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - peterhauff - 03.03.2012 Ganz schön hartnäckig. Okay dann hier als Vorschlag: Kein Weg scheint schroff genug, will ich ihn gehen, auf dem nicht auch schon Amor mir Debatten bereitet, und ich lasse sie geschehen. RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - ZaunköniG - 03.03.2012 Na, Hartläckigkeit lohnt sich doch! ZaunköniG RE: Francesco Petrarca: Canzoniere 035 - peterhauff - 03.03.2012 Ja. Auch für den zweiten Vierzeiler, es fehlte Petrarcas Metapher vom erloschenen Brand: Zitat:Kein Ort als dieser schützt mich vor Blessuren |