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William Blake: Tyger! Tyger! - Sneaky - 18.10.2009 Zitat:William Blake Tiger, Tiger, Feuergeist der durch Nachtdickichte gleißt, welch' Göttergeist goß das Geas des Schreckens in dein Ebenmaß? Welch' Abyss, welch Himmel war Heimstatt deinem Augenpaar? Welcher Mut beseelte Schwingen, die Faust, die Lohe zu bezwingen? Welcher Schultern Macht hat stet Sehnen deinem Herz gedreht? Welcher Fuß, welch Götterhand, hat Takte dir ins Herz gebrannt? Welcher Fäustel, Blasbalg kreißt welcher Esse deinen Geist? Welcher Amboß, welche Hand, hielt vor deinem Schrecken stand? Als speergleich fiel der Sterne Brand, wie Tränentau in Edens Land, hat er, der dies erschuf, gelacht? der’s Lamm ersann, auch dich erdacht? Tiger, Tiger, Feuergeist, der durch Nachtdickichte gleißt, welch Geist goß mutig das Geas des Schreckens in dein Ebenmaß? RE: William Blake: Tyger! Tyger! - Josef Riga - 18.06.2015 Hallo Sneaky, am Tiger kommt keiner vorbei!!! Du nimmst den Text ja zum Anlass, um richtig hin zu- langen. Was mich bei Deinem übersetzerischen Temperament allerdings auch nicht besonders überrascht hat. Wortmächtig, wortmächtig! Aber Vorsicht, gerade die Texte, die dem eigenen Temperament so sehr entgegen kommen, sind auch die gefährlichsten. Genial finde ich die Lösung Feuergeist für burning bright. Das ist ziemlich "blakeisch" und rückt das Tier, das hier vermeintlich beschrieben wird, gleich in die richtige "Zone" hinein. Du hast die Dramatik und die Symbolik des Poems gut erfasst. Guut auch speergleich fiel der Sterne Brand und Edens Land. Alles in allem eine beeindruckende Übersetzung. Hält man Blakes Tiger neben die bekannte Rilke-Katze Der Panther, dann könnte man fast eine Abhandlung über die verschiedenen Temperamente englischer und deutscher Lyrik verfassen: sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe/ so müd geworden, dass er nichts mehr hält/ ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe/ und hinter tausend Stäben keine Welt. Allerdings ist dieses Vieh ja auch hinter Gittern. Mein Versuch über den Tiger ist schon etwas älter und zahmer. Wahrscheinlich war ich vom Rilkevirus befallen. Gruß Josef William Blake Der Tiger Ü: Josef Riga Tiger, Tiger, in der Nacht, Dschungelgluten angefacht, Welche unsterbliche Hand Hat deinen Schreckensglanz gesandt? Welchen Tiefen des Geschicks Brannt’ die Flamme deines Blicks? Welcher Flügel regte sich? Welche Hand erwägte dich? Wie verhärtete die Macht Deines Herzens Sehnenschaft? Und als dein festes Herz sich rührt’, War die Hand von Furcht geführt? Welch ein Schlagen an der Stirn? Welche Esse schuf dein Hirn? Auf welch’ fürchterliches Riff Zerrt dein todbringender Griff? Wenn das Sternlicht niedersinkt, Der Himmel seine Tränen trinkt, Sieht Er sein Werk mit Freude an? Er, der dich machte, wie das Lamm? Tiger, Tiger, in der Nacht, Dschungelgluten angefacht, Welche unsterbliche Hand Hält deinen Schreckensglanz gebannt? |