Die Toskanischen Sonette - Druckversion +- Sonett-Forum (https://sonett-archiv.com/forum) +-- Forum: Sonett-Archiv (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=126) +--- Forum: Sonette aus germanischen Sprachen (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=394) +---- Forum: Deutsche Sonette (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=398) +----- Forum: Autoren R (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=631) +------ Forum: Albert Heinrich Rausch (https://sonett-archiv.com/forum/forumdisplay.php?fid=808) +------ Thema: Die Toskanischen Sonette (/showthread.php?tid=12659) |
Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Du weißt: ich fuhr in vielen trüben Fährten Bis an das Land, wo Schwermut tödlich nachtet, Und bin im Durst nach Sonne fest verschmachtet, Bis deine Augen mir das Licht gewährten. Drum sag, daß wir uns niemals mehr verlassen. Sag, daß wir Eines sind und Eines bleiben. Daß wir die Welt in unsrem Bild umfassen: Daß unsre Herzen blühn und Früchte treiben. Sag, daß wir mächtig sind und nicht wie kleine Dürftig Verliebte uns an Ängste klammern. Im Schenken, was wir schenken, schon bejammern Sag, daß wir edel sind und nur das reine. Lodernde Hochgefühl der Liebe preisen. Daß wir in Sälen wohnen, nicht in Kammern, Und keinen Bettler von der Türe weisen. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Du kennst mich noch nicht ganz: Sonst dürfte Bangen Vor meiner Übermacht dich so nicht quälen, Sonst könntest du nicht die Gewichte zählen In meinem grenzenlosen Heimverlangen. Ich will ja nur, daß wir uns nahe seien. So nah, um uns in jeder offnen Stunde Ganz zu ergreifen, ganz uns einzureihen Mit Gott als Treibendem im seltnen Bunde. Versteh mich doch: ich will ja nicht vernichten. Besitzend will ich nicht Besitz erdrücken: Ich will beglaubigen und Zwiespalt schlichten. Und über alles will ich dich beglücken: Im heiligen Dämmer unsrer Liebesstunden Sollst du an mir ganz zu dir selbst gesunden. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 O fühle doch: In diesen schweren Tagen Hilft meine Liebe dir zu überwinden, Was sie an Schwere je in dich getragen, und ganz dich selbst in dir zurückzufinden. Du darfst mit mir den Flug von neuem wagen Von aller Bürde will ich dich entbinden, Und doppelt süß sollst du die Erde finden, Wenn deine Flügel still im Blauen schlagen. Ich will dir sanft und froh zur Seite gleiten, Beim Niederflug vom Sturze dich bewahren, Da du noch unvertraut mit den Gefahren Des lichten Äthers deine Sehnsucht fühlst: Ich will vor deinen Fuß die Hände breiten. Wenn du im ersten, etwas scheuen Schreiten Das Ungewohnte der Erhebung kühlst. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 O sorge, daß dies wehe Zittern schwinde, Mit dem ich länger nicht mehr leben kann, Und sieh, daß ich die Trübung bald verwinde, Die unser Glück zum ersten Mal umspann. Mag sein, daß ich die Schuld am Schmerze trage. Der mir so jäh aus dir entgegenschlug Und in die Fülle dieser Sommertage Die dumpfe Angst zu frühen Herbstes trug: Mag sein, daß ich zu sehr mit Licht belastet Dein zartes, noch umdämmertes Gefühl Und einen Wunsch als Forderung überhastet: Doch durftest du, wo solche Liebe spricht In einer Sehnsucht, die nicht ruht noch rastet. Plötzlich verhüllen dich — und redest nicht? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 So oft ich deiner denke, faßt mit Bangen Die Frage mich, warum du hier nicht bist, Warum dein Leben nicht in meinem ist Wie einverleibt und mit ihm angefangen. Muß sich denn selbst so große Liebe wahren Und weise wägend Maß und Grenze ziehn, Muß Liebe denn vor solcher Liebe fliehn. Sich schützend vor vermeintlichen Gefahren? Ich faß es nicht, ich kann es nicht verstehen, Warum du stärker sein willst als Gefühl, Aus dem die Flamme der Erlösung steigt: Wie konntest du so einsam von mir gehen, Wo ich doch weiß, wie auf dem nächtigen Pfühl Dein tiefetes Leben sich in meines neigt? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Ich bin nicht müd, ich bin nur wie erstarrt In diesem schonungslosen Übergang, Ich bin wie ausgelöscht in innerem Zwang, Der alle Qual enthüllt, die meiner harrt. Kaum weiß ich noch, was war. Ich weiß nur dies: Daß sich ein Frevel stumm an mir vollzog, Als sich dein Körper unter meinem bog Und mich so namenlos willkommen hieß. Ich glaub es gern: Du weißt nicht, was du tatest, (Obwohl ich dir mein Schicksal ganz gesagt. Als du mich wortlos um Enthüllung batest): Wie aber hast du wochenlang gewagt In mir den rettungslosen Wahn zu nähren Du wollest Land mir und Asyl gewähren? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Ich habe nie geglaubt, daß eines Tages Ich unter Tränentau dein Bildnis küsse Und meine Leidenschaft sich in ein zages, Verhülltes Werben rückverwandeln müsse. Ich dachte nie, daß ich zum zweiten Male, Den ganzen Weg, den wir gemeinsam schritten Von vorn beginnen muß im dunklen Tale, Vergrämt und ohne dich, mit schwanken Tritten. Ach, werd ich je die Ferne noch erreichen. Wohin dein müder Traum so plötzlich floh, Wird dieser frühe Nebel nochmals weichen? Ich faß es nicht: es war doch alles so Wie nichts vollkommner ist und ohne Gleichen . . Nun aber werd ich deiner nicht mehr froh. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Daß dies nun auch mit Schmerz beladen ist, Dies unbeschreiblich süßgeborene Lieben, Und daß du selbst der Schmerz in diesem bist, Hat allen Frieden aus mir fortgetrieben. Sag doch — ich fleh dich an auf meinen Knieen, Am Boden könnt ich mir die Stirn zerschlagen — Muß denn auch über solchen großen Tagen Die breite Wolke einer Schwermut ziehen? Du sprichst von Kämpfen, die wir kämpfen müssen, Um ganz uns selbst in diesem Glück zu finden. Du sprichst von Siegen und von Überwinden: Ich aber lebe nur in deinen Küssen, Die alle Bürde meinem Blut entnahmen Und wie die Segnung Gottes auf mich kamen. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Wer solche Seligkeit wie du verteilt An Lippen, die das Glück vergessen hatten, Und eines Abends dann im Schutz der Schatten Zurück in seine Einsamkeit enteilt: Weil eine Furcht vor Selbstentäußertsein Auf einer noch nicht sichren Seele lastet, Die, in sich selbst entzweit, im Dunkel tastet: Schließ ich in meine tiefste Zartheit ein. Denn schmerzlicher als unerfüllte Liebe Dünkt mich ein Fühlen, das die Macht nicht übt Der eingebornen, schöpferischen Triebe: Dünkt mich ein Leben, das sich selber trübt. Weil es die letzte Schönheit sich verhehlt: Weil ihm der Glaube an Befruchtung fehlt. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Ich will versuchen, jeden Klang zu dämpfen, Der in dein scheues Leben überschwingt Aus meiner Welt, und schweigend weiter kämpfen, Bis mir der letzte, schönste Sieg gelingt. Ich will geduldig sein und dich nicht quälen, Denn daß du wiederkommst, ist ganz gewiß. Ich will nicht Tage und nicht Wochen zählen Und mich versenken nicht in Bitternis: Ich will nur Raum im Haus der Liebe schaffen, Daß du in stiller Schönheit wohnen kannst Den Zinnen nah, die hoch ins Blaue streben, Und Wunsch und Wahrheit so zusammenraffen, Daß du vergangnes und zukünftiges Leben Im Feuer meiner Gegenwart umspannst. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Du hast mich schwach gesehn, ich lag vernichtet Im Überschwang des Fühlens dir zu Füßen, Nun muß ich bitter schon die Sünde büßen, Daß ich auf alle Hoheit so verzichtet. Ach! dürfen wir uns nie denn ganz entlasten Und müssen ewig Traum-Gefangene bleiben, Die, ohne je in stillem Glück zu rasten. Durch trübe Meere des Vergessens treiben? Darf uns denn nie aus zartestem Empfinden (Das uns fast weiblich macht) ein Glück ersprießen, Und sind wir stets verdammt, zu überwinden. Wo wir im Hingegebensein genießen? Sag mir ein Wort — an Dich geht meine Frage — Sag mir, daß ich dir nicht die Wahrheit sage! RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 O trübgewordnes Herz, ermanne dich! Heb dich zur ahen Klarheit neu empor! O müdes, sonst so treues Herz, zerbrich Mit letzter Kraft den Riegelschluß am Tor! Du darfst dich nicht verzehren im Verließ Der Leidenschaft: du mußt lebendig sein Im Odem, den der Heilige in dich blies: Dir selbst zum Ruhm, der Welt zum schönen Schein. Sei doch getrost, du sehr verzagtes Herz, Der dich zu seiner Stimme auserkor, Läßt dich nicht sinken in gemeine Nacht: Er ruft dich wieder — und sein Ruf ist Schmerz, Ist Doppelschmerz, da er dich fest verlor: O fühle doch, wie dein Beschützer wacht! RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Es darf nicht sein, daß ich mich selbst verliere In einer Liebe, die mich zeitlich macht, Die mich in Heimwehfesseln schlägt und ihre Geheimste Glut im Tempel selbst entfacht: Dort, wo nur still und klar das weiße Feuer Der geistigen Liebe am Altare loht Und heilige Inbrunst sich an Gott in scheuer Früher Ergriffenheit als Opfer bot. Es darf nicht sein, daß ich, durch Irdischkeit Verwirrt, die Wohnung meines Herrn bewohne. Mein Beten darf nicht sein, daß er mich schone: Will ich auch fürder als Verkünder schreiten. So sei mein Ruf: daß er mich ewig prüfe, Ob jeder Schmerz mich ewig neu erschüfe. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Nun du geläutert bist und neu erhoben, In deine alte Kraft zurückgekehrt, Darfst du die süße, irdische Liebe loben, Die dir den heiligen Dienst nicht mehr verwehrt. Leidvolles Herz, nach ewiger Zartheit bebend, Bedürftig linder Lippe, linder Hand, Aus jedes Kusses Glut Erfüllung hebend. Und seltner Schönheit ewigen Bestand: Geprüftes Herz, laß nie mehr dich beirren. Wenn schwere Wolke schattend auf dir steht Und Übermaß des Fühlens niederzwängt: Mag dich auch unverhoffte Nacht verwirren: Du weißt, daß keine Liebe von dir geht. Die Gott in seines Künders Herz gedrängt. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Vom Dunkel schwer und schwer vom Heimverlangen Zahlloser Träume in den Einen Traum, Hat meines Auges Glanz an dir gehangen Und wagte seine heiße Bitte kaum. Da schobst du plötzlich in den toten Raum, Der zwischen uns unendlich angefangen, Ein Endliches auf eines Wortes Saum Und gabst die Straße frei, die du gegangen. Ich hob die Hände nur und fand die deinen Aus andrem Dunkel mir entgegenstreben: Da waren wir Gestalt — und mußten weinen Ganz mit den Tränen dieser Wirklichkeit Und mußten uns die irdischen Küsse geben: Jedwedem Glück und Weh fortan geweiht. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Daß wir uns ewiglich auf dies besinnen: Ganz in der Welt muß diese Liebe sein, Mit jeder Tat vermengt, nicht nur ein Schein, Des Tages Ende, Tages Anbeginnen. Unüberwindlich stark und göttlich rein, In die geheimsten Furchen muß sie rinnen. Das Sprödeste ergreifen und gewinnen. Und ihm den Schmelz des eignen Feuers leihn. Ich will sie schöpferisch und zeugend spüren In unsrem Blut, das nach Gebären schreit, Gestalt zu geben allem Überschwang: Sie soll uns binden, soll uns nie entfuhren, Und bindend soll sie sein, was uns befreit: Tiefstes Gesetz und tiefsten Schicksals Zwang. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Daß wir so zeitlich sind und eingezwängt In die Gesetze eines äußeren Lebens, Soll uns die Schönheit schrankenlosen Gebens Verschönen, die in fühlbar Irdisches drängt. Was ich auch sehne: Unser Leib ist letzte Und ist die tiefste der Vollkommenheiten, Im ewigen Kommen und im ewigen Gleiten Die schönste Grenze, die ein Gott uns setzte. Und was die Seele auch — jenseits der Hülle, Die sie bedingt und ihr Bewußtsein leiht — An Träumen birgt und nie erklärter Fülle: Gewaltig ist sie nur im Bann der Zeit Und frei, wenn sie im irdischen Gleichnis schwebt: Nie haben Götter ohne Leib gelebt! RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Ich kann die Seele nicht vom Körper trennen und habe nie verstanden, was so viele Als ihrer Sehnsucht Äußerstes bekennen Ein Lieben fern von meinem schönsten Ziele. Sie suchen Glück, das nicht den Leib umspanne. Der sie bedroht, als nicht aus Gott geboren, Und wähnen noch, daß Liebe Liebe banne, Die ihren Heimat-Sitz, den Leib, verloren. Armselige Toren, frevelnde Vernichter Des reinen Triebes, der das Ganze sucht: Das heilige Leben selbst setzt euch den Richter: Was ihr ergreift, ist durch sich selbst verflucht, Und jede eurer Sünden bleibt gebucht, Abscheu und Hohn, im Herzen großer Dichter. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Nicht schwebend sein, nicht flutend sich erfüllen: Im Boden ruhn, der unsre Füße trägt, Im vollen Mittagsglanze sich enthüllen, Wenn heiß der Wind um unsre Lenden schlägt. Schön sein in Irdischkeit wie rings die Weiten, Berg, Wald und Feld und immer so, Daß wir uns nie mehr sehnsuchtsvoll entgleiten: Besitzerfüllt und aller Zukunft froh. Fruchtbar im Wissen, das die Lust nicht tötet, An der sich schöneres Leben aufwärtsringt, So wie nach jeder Nacht ein Tag sich rötet: Und nie vergessen : jed Entsagen bringt Gebannte Glut in anderer Form zurück: Nur wer ertragen kann, erträgt das Glück! RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Wenn wir uns Briefe schreiben, viele Briefe, Soll uns das Wort nicht in Verführung bringen, Uns über das, was ist, hinauszuschwingen. Als ob die Ferne uns noch lockend riefe. All unser Glück sind unsre Wirklichkeiten, So wie wir atmen, lächeln, uns begrüßen, So wie wir jeden Tag auf sichren Füßen Nach unsrem Ziel und unsrer Arbeit schreiten. Und nie soll Warten sein, dies Gift der Gifte, An dem die stärkste Seele unterliegt: So sei die Botschaft, daß sie Frieden stifte, Wenn irgend fremder Traum die Seele wiegt. Und allen Raum, der trennend uns verbindet, Durch ihren Ruf allein schon überwindet. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Du mußt dich nie um dieses Eine bangen, Daß du dich nicht mit gleichen Möglichkeiten Entäußern kannst: dich so nicht vor mich breiten, Wie meine Wünsche manchmal es verlangen. Du weißt: ich fordre heftig. Meine Sinne Sind ungestümer als mein Auge kündet, Wenn es dem deinen trunken sich verbündet: Doch wandelt meine Glut sich leicht in Minne. Ich will ja nicht Gefühl gewaltsam steigern. In eine Sprache, die es selbst nicht schuf, Noch stillem Anruf stille Antwort weigern Ich möchte nur, daß jeder Liebes-Ruf, Der sich aus tiefbedürftiger Seele ringt. Mir deiner Treue süße Botschaft bringt. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 O ströme, süßes Herz, dein dunkles Fühlen In meiner Liebe offnes Becken aus. Daß sich die viel zu heißen Fluten kühlen Und mild zerfließt zu heftiges Gebraus. Dann laß uns schweigend in der Abendsonne Wie tiefbeglückte, goldne Weiher ruhn, Genährt von ewig-unterirdischem Bronne Und nichts mehr Wünschend wollend nichts mehr tun. Wir wissen ja: die heiligen Quellen rinnen, Bleibt auch der Spiegel kühl und unbewegt, Und alle Dinge leuchten tief nach innen: Die Lorbeerbäume, leis vom Wind bewegt. Die Schatten, dunkelblau auf weißen Zinnen, Die Berge, stumm ans Herz der Nacht gelegt. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 In deiner Liebe lieg ich eingesponnen Wie ein Gefild im goldnen Frühlingsschein, Plötzlich erwacht und ganz von vorn begonnen Zu stiller Seligkeit und tieferem Sein. Ich hätte nie erträumt, daß das Gelände Einsam gewordener Seele noch einmal Der Liebesquelle selige Nahrung fände Und blüht und sprießt am offen Sonnenstrahl. So liegen Kranke still, die das Erwachen Fast schon erstorbnen Leibes wieder spüren: Sie liegen nur und schlürfen jedes Lachen, Das aus der Kehle froher Menschen dringt, Und lassen sich wie Trunkene sanft entführen Von jedem Vogel, der im Blauen schwingt. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Seliger Tag, den selige Nacht beschließt! Zu meinen Füßen liegst du hingebreitet, Im Mond, der durch das offne Fenster fließt i Und lösend in dein Antlitz übergleitet. Mein Mund will ruhn, wo du ganz Liebe bist, An deinen Hüften geht er bebend nieder . . Seliger Mund, der suchend sich vergißt. Und findet Gott in deinem Schöße wieder. O tiefe Ruh in deines Schoßes Schoß, O Heimkehr in die ewige Ewigkeit, O Leib, im Leiblichsten ganz körperlos: O Stunde, hart umgrenzt, doch ohne Zeit: Die großen Liebenden sind todgeweiht — Ist Gott so mächtig — ist die Lust so groß? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Dies Wiedersehn und dieser Tage Frieden! Dies wunschlos tiefe Hingegebensein Ist wenig Auserwählten nur beschieden: Denn wenige sind im Geist der Liebe rein. O wie beglückt es mich, so still zu sein, Da wir zuerst doch so erschüttert schieden Und fast, voll Gram und heißer Sehnsuchtspein, Die neue Stunde der Begegnung mieden. Wer möchte nun, da wir auf Tempelfliesen Des warmen Abendlichtes Trost genießen, Noch fühlen, daß ein Schmerz lebendig war. Eh unsrer Wünsche Ineinanderfließen Sanft wurde wie das Leuchten jener Wiesen Und wie die Tiefe jenes Weihers klar? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Nie soll Erinnrungs-Wehmut uns befallen, Nie soll gewesene Schönheit an uns zehren: Wir wollen jedem Schmerz den Eintritt wehren Und nur im Frieden des Besitzens wallen. Ein Leben, so ins Göttliche gesteigert Wie dieser Liebe fürstliches Entbrennen, Hat ein Gesetz den Sterblichen verweigert. Die nur zu selten Maß und Grenze kennen. Wir sind bedingt und an die Welt gebunden, In der wir weltlich sind und leben müssen. Von Sieg zu Sieg und oftmals überwunden: Doch bleiben unsre Heimat stets die Stunden, Da wir — zurückerhöht in ewigen Küssen — Von aller wehen Irdischkeit gesunden. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 In dieser Liebe find ich jedes Ding, Das hart und feindlich mir im Herzen ruht, Gebannt im unentäußerhchen Ring Erfüllten Traums und schöpferischer Glut. Nichts mehr ist trüb und fremd: der Widerschein So großen Fühlens bringt das Fernste nah Und spinnt es rätselhaft in Schönheit ein. Die nie zuvor das innere Auge sah. So blickt der Wandrer hoch vom Saum der Straße — Auf dunkler Stimmen mahnendes Geheiß — Plötzlich ins Land hinab: und findet Maße Geheim und wunderbar im weiten Kreis Und findet Welt in blühender Ekstase, Die nur der Liebende zu fassen weiß. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Auf meinem Tisch, bei Rosen und bei Kerzen Grüßt mich ein Tempelbildnis hell und nah, Das die Vermählung unsrer seligen Herzen Am Tag der letzten Sonnenwende sah. Die Säulen schimmern weiß im stillen Lichte Und spiegeln klar in unbewegter Flut . . Gebannt von tiefem, innerem Gesichte, Ein weißer Schwan auf grüner Welle ruht. An jedem Abend, eh ich schlafen gehe, Neig ich mich nieder zu dem kleinem Bild Und lösche meines Tages Glut und Wehe An der Erinnerung heiligem Gefild ' Und fühle, wie ich ewig neu erstehe: So groß ist dieses Glück, so mild. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 O hebe deine Stimme auf und singe, Daß deines Wesens innerlichste Glut Mit allen Dunkelheiten mich durchdringe Und neue Nahrung werde meinem Blut. O laß mich fühlen, daß ich überschwinge In deinen tiefsten Traum, der einsam ruht. Und jubelnd wieder mir entgegenklinge Aus der bewegten Töne heller Flut: So wie du mir im kündenden Gedichte, Das diese Liebe, überreich, mir schenkt, Begegnen sollst mit leuchtendem Gesichte: Enträtselt zwar, doch aller Welt verborgen, In deinen tiefsten Traum zurückgelenkt: Zwiefach erlebt: im Gestern und im Morgen. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Daß du bedrückt bist, macht mich fast zufrieden. So kann doch meine Liebe für dich sorgen: Ich weiß, du brauchst sie heut und brauchst sie morgen, Und Trost verteilend, wird ihr Trost beschieden. Gib dich nur preis mit allen Traurigkeiten, Wirf alles Weh in mein Gefühl hinüber: Kein Dunkel je macht solche Flamme trüber Noch legt sich schattend auf die klaren Weiten. Jedwede Last mag nur die Kraft erweisen. Mit der ich tief dein Schicksal in mir trage. Und jede neue will ich selig preisen: Denn so beschwert, empfind ich aller Tage Erhöhte Müh mir höheren Lohn verheißen Und werde groß, indem ich Größeres wage. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 20.04.2014 Eh wir das erste Dunkel durchgelitten, noch nicht unsre Liebe von Bestand: War Herzen, Herz dem wenn inmitten Nie traue ein Wunsch Von lauter Glanz ein Warten fand. will, Liebe, weiter als das die Umfangen zur Erfüllung Glückseliger Stunde bringt. Wirklichkeit, wenn Verlangen, Wird erst zur ihr jede Schicksal zu werden, Not bezwingt. Wer wagte auch, aus flüchtigem Genießen Den zu großen Trostgedanken erheben? Wer ist frevelhaft, ein ganzes so Leben In eine enge Möglichkeit zu schließen? Und wer will säen, wenn, eh noch Keime sprießen. Sich neuer Lust ein Herz schon preisgeben? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Dies ewig glühende Verbundenbleiben Durch alle Räume, die uns feindlich trennen, Will ich von allem Glück das größte nennen Und stets in meine schönsten Strofen schreiben. Ich will mich immer ganz von vorn bemühen. Dies Göttliche so irdisch-schön zu schildern, Daß jedem trunknen Blick aus meinen Bildern Die Himmelstäler süß entgegenblühen. Wort will ich wählend neben Worte weben Und gotterfüllt: wie einst verzückte Nonnen Ihr seligstes an buntes Garn gegeben. Das ihre Sehnsucht — liebend — ausgesponnen Zu Teppichen voll Glut und Dämmerleben, Umfassend alles Weh und alle Wonnen. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Oft noch —im Traum —schreit ich hinab zur Quelle, Die wir die heilige nannten und die süße, Und suche deines Auges Strahl und Grüße Im Duft der späten, abendlichen Helle. Im Lorbeer heben wieder Nachtigallen Schluchzend die Stimme auf, die oft ersehnte, Die tiefen, letzten Sonnenstreifen fallen Auf das Gemäuer, wo ich damals lehnte . . Geißblatt erblüht und sendet schwere Hauche, Die Wasser schlafen tief im grünen Stein, Bis ich den Blick in ihren Spiegel tauche: Da bricht ein Schmerz in ihr Erinnern ein: Und eh ich mich noch zu besinnen brauche, Raunt mir ihr Beben zu: Du bist allein. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Kennst du die Abend-Tröstung, wenn dir leise Vom Tisch, an den dich lange Arbeit bannte, Ein Rosenstrauß den Gruß der Düfte sandte Und dich entführt aus müden Denkens Kreise? Die Hände schweigen an des Tisches Kante, Du kehrst zurück wie von entfernter Reise, In immer neu erlösendes Geleise Der Liebe, die den trübsten Nächten brannte. Du suchst den Rahmen, der dir Welt bedeutet. Und hüllst ihn tief in deine Sehnsucht ein: Du denkst der Träume all, die du vergeudet Um einst in Einem ganz erfüllt zu sein. Der in die Schatten greift und vorwärts deutet: Und küssest stumm das Bild: der Traum ist mein. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Ach, es muß friedvoll sein, nach Haus zu kehren Wie du in stille, heitere Ländlichkeit, Von tief-erlebtem Glück geheim zu zehren Im Dämmer täuschender Vergessenheit. Fern ist die Welt, aus der du sonst die Maße Für die Entfaltung deiner Seele nahmst. Und im Erinnern ausgelöscht die Straße, Auf der du müd aus vielem Wirrsal kamst. Nun wird dein Denken einfach wie die Dinge, Die in den Spiegel deines Auges fallen Und klar als Bild in deine Seele streben: Nichts mehr ist wesenlos und nichts geringe: Die gleiche, keusche Schönheit ruht auf allen. Die ganz erfüllt in ihren Formen leben. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Nun send ich wieder meine Sehnsucht aus, Hebt sich im Abendhauch der Duft der Linden, Weit über Berg und Täler dich zu finden In deinem alten, kühlen Vaterhaus. Stumm und versenkt im Traum der warmen Nacht Seh ich dich wandeln auf den Gartenwegen, Wenn sich im Blut die Träume trüber regen Und ein Gesang auf tiefstem Grund erwacht. Ich fühle deine Stimme, die sich hebt Aus ganz verlornem Tal und wie gedämpft Durch vieler Wälder Schlaf und Traurigkeit. Ich folge ihr, wie sie sich weiterkämpft . . Wie sie den Saum der Wipfel überschwebt Und plötzlich ruht im Blau: tief, klar und weit. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Die kleine Stadt, in der ich diese Wochen Hinbringe, gibt mir Frieden, viel zu sinnen. An manches sonst verschlossne Tor zu pochen Und manch vergeßnen Pfad neu zu beginnen. Wünsche — vom Schicksal abgelenkt — entfalten Sich im Erinnern über toten Welten, Dunkelgebliebne, schmerzliche Gestalten Möchten vor mildem Heimwehblick doch gelten. Ach, all dies Halbe, dies nicht Ausgelebte, Wie weckt es mir noch heute tief Erbarmen ! Es war doch gut und sehnte sich und strebte Im Feuer meines Fühlens zu erwarmen: Begreifst du nun, wie ich Besitz empfinde, In dem ich solche Schwermut überwinde? RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Sieh, du bist alles! schlichter noch zu sagen, Was eine Welt aus einer Nacht geboren, Hab ich der Worte Übung ganz verloren, Da ich — der Fühlende — Gefühl nur trage Mit jeder einzlen Silbe muß ich ringen, Die an die Wurzeln dieser Liebe tastet, Und jedes Wort — so dünkt es mich — belastet Ein Ewig-Seliges mit äußeren Dingen. Und dennoch treibt es mich, mein Glück zu künden: Schweigen ist Frevel, wo so viele Stimmen In einer Stimme Strom sehnsüchtig münden: Sind es auch Feuer nur, die schüchtern glimmen In dieser Strofen unterirdischem Leben: Sie haben mancher Nacht ein Licht gegeben. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 Ich weiß: mein Wort wird schwer. Mit jedem Tage Löst es sich trüber aus zu vollem Herzen, Und welche Inbrunst auch mein Lieben trage Sich zu entäußern: Worte werden Schmerzen. Die einst so sanft von meiner Lippe flössen: Ich hasse sie, da sie nur leblos starren. Wo ich sie glühend will und hingegossen In deine Hände, die der Früchte harren. Ach, laß dich nicht durch solche Not verschüchtern, Da ja die Fülle nur, die du mir brachtest, Zu schwer in sich, beschwingte Äußerung bannt: Sind diese Strofen auch bedingt und nüchtern: In jeder Silbe hat die Glut gebrannt, Die du auf ödem Brachgefild entfachtest. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 21.04.2014 O süße Liebe, könnt ich dich besingen! Ich seufze nur, da du so göttlich bist, O könnten Funken deiner Glut entspringen, In die mein Leben ganz gefesselt ist. Von meinem teuren Lager wich der Frieden, Bis in den Schlaf erschüttert mich dies Glück: O Götter, die dies Wunder mir beschieden. Nehmt allen Überfluß aus mir zurück! Laßt mich nicht mehr, als möglich ist, erproben. Zerstört mir nicht das innere Gleichgewicht, Nehmt meinen Augen nicht die klare Sicht, Nachdem ihr mich so hoch emporgehoben: Solang ich irdisch bin in Erdenhüllen, Kann mich nur Welt von dieser Welt erfüllen RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Wie schreit ich leicht und frei von Tag zu Tage, Wie ruh ich ohne Wunsch von Nacht zu Nacht, Da sich an dir das fast erloschne, zage Vertraun der Leidenschaft erneut entfacht. O süße Stillung! nach gewitterschwülen, Ruhlosen Tagen Sonne, warm und rein! Dies dunkle, zarte Sich-Ergriffenfühlen, Dies ganz in ebnem Glück Versunkensein. Mein Leben steht in dir: Ein Baum im Winde, Der sich im dichten Laub der Krone regt. Weich und versöhnungsvoll, unsäglich linde. . Die lauten Stürme haben sich gelegt. Die Erde, ausgeruht im Abendschein, Beseligt schlummert ihm zu Füßen ein. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Die tief und wunderbar begonnen sind, Toskanas nie erschöpfte Liebes-Träume, Umspielen mich mit jedem lauen Wind Im Kerzen-Dämmer dieser stillen Räume. Die Flammen ruhn, trostvolle Abendgäste, Auf weißem Schaft — Mitfühlende — und blühn. Im offnen Tore schwanken Ölbaumäste Auf einem Himmel fern und silbergrün. Wie lehnt mein Sehnen sich der Nacht entgegen, Die mir geheiligt ist, seit jener großen. Unsäglich angefüllten, namenlosen. . So wie ich damals dir im Schoß gelegen. Liegt nun mein Leben tief in Dunkels Schoß: Sich selbst Geheimnis, durch Geheimnis groß. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Dein Lieben, Herz, ein weißes Nelkenbeet Im Garten meines Lebens, macht mich trunken. Ich liege stumm, in meine Lust versunken, Wenn mich der Düfte Überschwang umweht. Ich mag nicht atmen als in solchem Hauche, In keinem andren Bad gebettet sein, Von jedem fremden Dufte werd ich rein, Wenn ich in solcher Welle untertauche. O lang entbehrtes Glück, den Weg zu wissen, Der zu der Quelle aller Quellen führt Und keines Zufalls Labung mehr zu missen, Die, halb nur füllend, ewiges Weh berührt: Plötzlich aus seiner Qual emporgerissen Ein Mensch zu sein, der sich voll Gottes spürt: RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Auf, auf mein Herz! Schon wieder willst du sinken In alten Trübsinns Kerker, dumpf und leer: Vergebens, Herz! Mein Wille will nicht mehr: Nun lerne Wind und Flut der Erde trinken! Nichts mehr in mir verlangt nach Dämmerungen, In deren Schutz mein Traum vorzeiten floh, An viel zu irdischen Schmerzen müd gerungen, Und keiner Hoffnung, keiner Lust mehr froh. Erfüllung kam, mein Herz, Erfüllung ist! Entrissen ward dem Gram die graue Fahne, Die er in dunklem Trotze lang gehißt Auf meiner Seele ragendstem Altane: Hellrot im Winde rauscht es nun und weht: Triumf und Sieg, vor dem kein Tod besteht RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Oft frag ich mich, ob noch mein Herz, verflüchtigt In viel geringer Zwischenleidenschaft, Die Glut besitzt, die durch sich selber züchtigt Und was zersplittert war, zusammenrafft. Von Tag zu Tag, in bangem Suchen schreitend, War ich voll Harrens auf den Augenblick, Der mich, aus monotoner Vielheit gleitend, Plötzlich ergriffe: Hier beginnt Geschick. Hier werden Kräfte zeugend umgetrieben, Im All der Liebe menschlich eingelenkt, In süßen Leibes glühnde Form getrieben: Hier wird ein Ewiges in die Zeit versenkt. Erfüllt zu sein in Zwang und Lust der Zeit: Von Gott gewollt, in Gott zurückgeweiht. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Wie ein Erweitertwerden meiner Sinne Empfind ich dieser Liebe große Gnade, Was ich auch träume, was ich auch beginne, Bringt mich in weitere Welt auf weiterem Pfade. Ob nun als Leidenschaft, ob nun als Minne Dies Feuer loht: die ödesten Gestade Durchglüht der Flammen Weh vom Saum der Zinne Und zwingt aus Stein noch Frucht im glühnden Bade. Fast packt mich Grauen vor dem Überschwange, In dem die Erde mir entgegenschwillt, Als ob sie ganz in mich hineinverlange: So ohnegleichen ward kein Wunsch gestillt Dem ewig Unerfüllten, dem die Kraft Erst wachsen muß, die Form aus Fülle schafft. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Dies immer dunkle, zarte Sichergreifen Hat eine Wehmut, die nach Tränen ringt, Weil mehr als solche Zartheit in uns schwingt Und unsre Wünsche tiefer heimwärts schweifen. Wie sehr uns auch die stille Schönheit eine, Die dieses Haus in unsre Liebe webt. Der Garten, der im Duft der Rosen schwebt. Der Ulmenweg am Bach im Abendscheine, Der laute Jubel trunkner Nachtigallen, Kastanienblüten, die im Mondlicht fallen, Am Quellenrand die lange, süße Rast: Dies Eines-Sein in den beseelten Dingen Will sich in innerste Einheit überschwingen, Die aus dem Blut entquillt und Welt umfaßt. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Was hier auch sei, und was auch kommen mag: Unwiderruflich bleibt, was uns gewesen, Daß unser Herz, von aller Not genesen. Weltunbewußt in Welterfüllung lag. Der Abend war — und nach ihm war die Nacht, Da alle kleinen Träume jäh zerstoben Und, in die höchste Wirklichkeit erhoben, Der tiefste Traum zu Göttern uns gemacht. Auf stillem Lager, Herz an Herz gedrängt. Erlöst, verdoppelt im Gebundensein, Das Lust, die dienen will, zur Herrschaft zwängt: Erkannten wir uns Herr von Tod und Sein: Urkraft im Raum, die keine Form mehr fangt . . Und schliefen sanft in irdischem Schlummer ein. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Irgendein Krankes, irgendein Verfehltes, In tragischer Erinnerung noch lebend, Irgendein Feindliches, mir selbst Verhehltes, Aus Grabesnacht noch einmal rückwärts strebend: Will seines Messers stumpfe, rostige Schneide In unser großes Glück gehässig treiben, Die Wunde ätzend mit verwestem Leide, Und ewig mächtig als Vernichter bleiben. Sei ohne Furcht: es kommt nicht mehr ans Licht! Die Mauer, die es tief ins Dunkel zwingt, Ist ohne Tor und undurchdringlich dicht, Mit ungeheuren Lasten überhängt: Mag es noch wühlen und nach oben schrein, Bis es zu Tod sich schrie im toten Stein. RE: Die Toskanischen Sonette - ZaunköniG - 22.04.2014 Ich will dich heute noch zur Heimat bringen: Nur mußt du blindlings dich mir anvertraun, Nicht ängstlich und voll Zweifel rückwärts schaun, Wenn wir in nächtigem Flug gen Norden schwingen. Ich steure sicher nach ersehntem Ziele, Das uns im Frieden stiller Wälder winkt, Eh noch das Dunkel von den Bergen sinkt. Sind wir daheim im wartenden Asyle. Wie grüßt das weiße Haus! Bei alten Linden Erglänzt es weit von sanften Hügels Rand, Umbraust von frühen sommerlichen Winden Und wie getragen rings vom blühenden Land. Dort, süßes Herz, laß uns der Welt entschwinden In heitrem Glück von sicherstem Bestand. |