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Brunnhofer, Hermann: Weltkriegssonette 1916 - ZaunköniG - 20.04.2014 Brunnhofer, Hermann 1841-1916 Weltkriegssonette 1916 Auf England Der Handelsneid scheelsücht'ger Insulanen Trieb in den Weltkrieg, Deutschland zu verderben Und - oh der Schmach für ew'gen Ruhmes erben! - Scharwenzete bei Russen und Romanen. Doch heftet sich kein Sieg an ihre Fahnen, Denn Englands Glückspokal zersprang zu Scherben. Wie graunvoll brit'scher Söldner Massensterben, So ruhmvoll sind die Siege der Osmanen Trotz allen Prahleirei'n muß jetzt der Franze, Der Brite, Russe, Wäösche anerkennen, Wen in dem fürchterlichen waffentanze, In dem sie sämtlich ins Verderben rennen, Das Siegerrecht gebührt zum Lorbeerkranze Und wem zu flaggen ziemt und wem, zu flennen. RE: Brunnhofer, Hermann - ZaunköniG - 20.04.2014 Auf Rußland O Land der maßlos ausgedehnten Heiden, Der Urmoräste, Wolfs- und Bärenhetzen, Schatzkammer du von ries'gen Bodenschätzen, Von Weizenfluren, Roß- und Rinderweiden! Museum auch von niegehaltnen Eiden, Von vor dem Gold sich beugenden Gesetzen! Du Rumpelkammer von Verordnungsfetzen, Darin sich Lug und Trug den Vorrang neiden! - Wann endlich kommt der Meister mit dem Besen, Der Meister, der, mit Tatkraft ausgestattet, Dem Volksbetrügertum befiehlt: gewesen! Er, der die Nacht, die Rußland überschattet, Daß nur ein Bruchteil schreiben lernt und lesen, In lichten Tag zu wandeln nicht ermattet? RE: Brunnhofer, Hermann - ZaunköniG - 20.04.2014 Auf die jetzigen Franzosen Sie wollen stets die erste Geige spielen Und preisen keck sich als das Volk des Schönen; Sie täten gern die ganze Welt versöhnen, wär sie nur dienstbar ihren Vorrangzielen. Kracht's aber wo in ihres Dünkels Dielen, Dann sind sie gleich bereit, das zu verpönen, was jüngst sie noch gelobt, ja zu verhöhnen, was sie gerühmt mit tausend Federkielen. Da heißen dann die Deutschen die Barbaren, Sie selber sind Europas Kirchenlichter, Die Retter der Kultur, das Volk des Zaren. Kant wird zum jämmerlichen Splitterrichter, Den Schiller haben sie zu ganzen Scharen Und Goethe selbst gilt als geringer Dichter. RE: Brunnhofer, Hermann - ZaunköniG - 20.04.2014 Auf Italien Wo Goldorangen neben finstern Brauen Dem Fremden rätselvoll ins Auge stechen, Wo alles Feste schwankt ohn' Unterbrechen, Da wohnt das Zaubervolk der Ueberschlauen. Zum Trotz von Deutschlands goldenem Vertrauen: Sein Bundesbruder kenne keine Schwächen Und werde niemals seine Treue brechen, Glitt Machiavelli's Volk in Englands Klauen. Als dann vollends die Silberkugeln rollten Und gar der Hahn begann vom Ruhm zu krähen - Was Wunder, wenn sich Treu und Glauben trollten Und es den Wichten mit dem gift'gen Schmähen Auf die, die noch die Ehre retten wollten, Gelang, dem Volk die Köpfe zu verdrehen? RE: Brunnhofer, Hermann - ZaunköniG - 20.04.2014 Auf die Türkei Wie wunderbar verändern sich die Zeiten! Wie rätselhaft bricht sich der Fortschritt Bahn! Vom Nordkap bis zum Ind'schen Ozean Hört man jetzt Deutschlands Pioniere schreiten. So Zeit als Raum verlieren ihre Weiten: Kaum ritten Timurs Horden wild heran Sieht man den Sultan mit dem Kaiser nah'n, Um in Gemeinschaft für das Licht zu streiten. Magyaren und Bulgaren und Osmanen, Vor tausend Jahren noch Ein Stamm, vereint Dasselbe Kampfziel jetzt mit den Germanen, Der Kampf wider den Geist, der stets verneint, Den Moskowitergeist, auf dessen Fahnen Die Inschrift prangt: "Heil Allem, was versteint!" RE: Brunnhofer, Hermann - ZaunköniG - 20.04.2014 Deutschlands Wahlspruch Nach des Reichskanzlers Reichtagsrede Wir kämpfen gegen Englands Schiffahrtsschranken Für freien, ungehemmten Weltverkehr, Wir kämpfen für das off'ne, freie Meer Und wär' es auf der letzten aller Planken. Als Spanien sank, als Holland, Frankreich sanken, Da sanken sie vor Englands stärkrer Wehr, Jetzt bangt es diesem selben England schwer Vor Deutschlands überlegnem Weltgedanken. Nicht Weltherrschaft ist Deutschlands Friedensziel, Denn Weltherrschaft ist Ländergier, ist Tücke, Ist Vergewaltigung und gleicht dem Spiel, Das eine Spinne treibt mit einer mücke; Doch Deutschlands Heroldsruf nach freiem Kiel Will, daß der Wohlstand alle Völker schmücke. RE: Brunnhofer, Hermann - ZaunköniG - 20.04.2014 Auf den zukünftigen Frieden O Himmelskind, o goldner Völkerfrieden, wann läßt du wieder deine Fahne wallen? Wann werden deine Glocken wieder schallen? Wann wird es aus sein mit den Ränkeschmieden? Die Völker, die seit Urzeit sich gemieden, Sieht man jetzt wütend aufeinanderprallen, Nur darin einig, Deutschland abzuknallen, Obwohl von Haut in weiß, Schwarz, Gelb geschieden. Wie edel wär' es doch und herzerfreuend, Wenn ihnen die Jahrhunderte verflößen, Indem sie, fruchtbar ihren Stamm erneuend, Sich arbeitsfreudig durch die Welt ergößen, Wo sie, die Zwietracht tief im Herzen scheuend, Die Früchte ihrer Schaffenskraft genößen. |