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Normale Version: F. Coppée: L’Incorrigible
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L’Incorrigible

Lorsque, vaincu d’un seul regard, je t’ai suivie,
Plus d’un m’a dit : « Encore ? A quarante ans passés ! »
Soit. J’ai des cheveux gris aux tempes, je le sais ;
Mais ma soif de tendresse est loin d’ête assouvie.

Celui-là qui me blâme, au fond du cœur m’envie.
Non ! je n’ai pas assez vécu, souffert assez,
Et je vaux mieux que vous, jeunes vieillards glacés,
Et l’amour est la grande affaire de la vie !

Non ! je ne deviendrai jamais pareil à vous,
Dont quelques chaudes nuits font de calmes époux,
Et qui n’aimez qu’un temps, comme on jette sa gourme.

Regardons-les passer, ma mie, et plaignons-les,
Ces couples sans d’esirs qui traînent leurs boulets,
Ainsi que des forçats sous les coups de la chiourme !




Der Unverbesserliche

Wenn ich geschlagen bin von deiner Blicke Kraft,
die sagen, daß sich alles mit den Jahren neigt,
sag ich: "mag sein", doch wenn sich grau die Schläfe zeigt
gleicht meine Lust und Zärtlichkeit des Sommers Saft.

Der rügt mich, was der Neid aus meinem Herzen mache,
doch nein! noch nicht genug, was ich erlebt und weiß.
Ich schätz sie höher ein als ihr, die jung vergreist;
ich sag, die Liebe ist des Lebens größte Sache!

Und Nein! Ich hab das selbe Recht auf euer Los,
als Liebender in heißen Nächten hinzuschmelzen,
auf eine Leidenschaft, die in der Schläfe pocht.

Sie gehn vorüber, Liebste, wort- und teilnahmslos,
die Paare, die wie Zwangsarbeiter Steine wälzen
und sich ergeben haben in ihr Marterjoch.
Hm,

ich mein, da steckt was andres im ersten Quartett. Wenn ichs richtig verstanden hab, dann ist der ERzähler von nur einem Blick gebannt/gefesselt worden, und dann "sagt ein anderer, was, nochmal nach 40 Jahren"? Mein Französisch kannst vergessen, also kann ich da auch völlig danebenliegen, aber es würde passen dazu, dass der Erzähler auch mit grauen Schläfen noch dranbleiben will.

Gruß

Sneaky
Hallo Sneaky,

So in etwa hatte ich es auch gemeint. geschlagen meinte ich im Sinne von besiegt, oder eben gebannt.
Seine Erklärung einer alterslosen Liebe ist also nicht nur auf das eigene Alter bezogen, sondern auch auf das der Frau, den Aspekt könnte man noch etwas deutlicher rausstreichen.
Mal sehen, was sich machen läßt.

LG ZaunköniG
Erstes Quartett, zum zweiten:

Weil ich gefesselt war von deiner Blicke Kraft,
staunt man: "Nach vierzig Jahren, die sich schon geneigt?"
- mag sein, doch gleicht, wenn grau sich meine Schläfe zeigt,
die Lust und Zärtlichkeit in mir des Sommers Saft.
Hallo Ihr beiden,
ich hatte ja vor, mich vielleicht selbst daran zu versuchen, aber mir fehlt es mal wieder total an der Zeit. Aber da ihr ja beide ein wenig im Dunkeln zu tappen scheint, will ich euch mal meine Lampe leihen.

Also in Prosa:

Als ich dir, von deinem Blick besiegt, folgte
sagte mir mehr als einer: "Was jetzt noch? Wo du doch schon über 40 bist"
sei's drum, ich weiß, ich hab schon graue Schläfen,
aber der Durst nach Zärtlichkeit ist noch nicht gestillt.

Wer mir Vorwürfe macht, ist im Grunde nur neidisch
Nein, ich habe noch nicht genug gelebt und gelitten,
und ich bin mehr wert als ihr, jung vergreiste Kerle
und die Liebe ist die große Sache des Lebens

Nein, ich werde nie so wie ihr,
aus denen ein paar heiße Nächte gleich ruhige Ehemänner machen,
und die ihr nur ein paarmal liebt, wie man sich die Hörner abstößt

Sehen wir zu, wie sie vorüber gehen, meine Liebste, und bedauern wir sie
diese Paare ohne Verlangen, die ihre Ketten mitschleppen
Wie Gefangene unter den Schlägen der Wärter.

An manchen Stellen bist du also ziemlich auf Abwege geraten, aber nun kannst du das sicher bald geradebiegen. Der Ton ist insgesamt ein anderer als in deiner Fassung.

LG Silja
Hallo Silja,

vielen Dank, deine Prosafassung erhellt doch manches.
Ich vermisse zwar einzelne Vokabeln, wie den Sommer in Zeile 4, und 'die Hörner abstoßen' in Zeile 11 hast du wohl auch als Redewendung übersetzt, aber das steht dir als Sprachkundige wohl zu. Mas machen wir nun daraus? Beim Titel war ich ohnehin am Schwanken, und ich denke ich schwenke da tatsächlich noch um:


Der Unbelehrbare

Nach einem Blick war ich mit dir zu gehn gewillt.
Raunt mancher auch, was ich mit Vierzig mich getraut;
sei's drum. Ist auch mein Schläfenhaar schon längst ergraut,
ist doch mein Durst nach Zärtlichkeit noch nicht gestillt.

Der, der mich rügt, in meinem Ohr nur neidisch klingt;
Es ist noch nicht genug, was ich erlebt und weiß!
Ich steh hoch über euch, die ihr schon jung vergreist;
Die Liebe ist doch dieses Lebens größtes Ding!

Nein, nichts begeistert mich für eure armen Lose,
nach kurzem Ritt zum ruhigen Ehemann zu reifen.
Ihr liebtet nur um euch die Hörner abzustoßen. -

Nun, Liebste, laß sie ziehn, wir sollten sie bedauern,
die Paare, die so teilnahmslos die Ketten schleifen,
wie Zwangsarbeiter unterm Joch der Wärter kauern.
Hallo Zaunkönig,
bei dem von dir vermissten Sommer - été - handelt es sich ganz klar um einen Tippfehler, der auch schon an dem Akzent erkennbar ist, es soll offensichtlich "être assouvie", also "gestillt sein" heißen.
Und bei "jeter sa gourme" handelt es sich um eine feststehende Redewendung, die vor allem auf die Jugend bezogen wird. Das hat anscheinend kaum eine wörtliche Bedeutung.

Sonst noch Fragen?

Aber mit deiner Neufassung hast du ja alle Unebenheiten sowieso schon beseitigt. Bravo! Es ist doch immer nützlich, wenn man weiß, was da eigentlich gesagt wird. :-)

LG Silja