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Normale Version: Gaspara Stampa: Rime d'amore 106
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Gaspara Stampa
um 1523 ; † 23. April 1554

Rime d'amore

CVI

O diletti d'amor dubbi e fugaci,
o speranza che s'alza e cade spesso,
e nasce e more in un momento istesso;
o poca fede, o poco lunghe paci!
Quegli, a cui dissi: - Tu solo mi piaci, -
è pur tornato, io l'ho pur sempre presso,
io pur mi specchio e mi compiaccio in esso,
e ne' begli occhi suoi chiari e vivaci;
e tuttavia nel cor mi rode un verme
di fredda gelosia, freddo timore
di tosto tosto senza lui vederme.
Rendi tu vana la mia tèma, Amore,
tu, che beata e lieta pòi tenerme,
conservandomi fido il mio signore.



106

O Liebesfreuden, unstet oft und vage;
O Hoffnung, die schnell auffliegt, schnell verweht,
Im selben Augenblick lebt und vergeht;
O schwacher Glaube, seltne Friedenstage!

Der mir allein gefiel; er ist zurück,
Endlich bei mir für immer, ewiglich!
Ich mag mich selber spiegele ich mich
In seinem lebhaften und klaren Blick.

Und doch ist mir mein Herz von Furcht zernagt,
Frisst sich sie Eifersucht tief in mich ein
Und seh' ich mich bald wieder ganz allein.

Mach, Amor, daß die Furcht umsonst mich plagt,
Du, der allein bestimmst, wann ich mich freue,
hältst du nur meinen Herren bei der Treue.
Hallo Zaunkönig,
ein sehr schönes Sonett, das du auch sehr treffend übertragen hast, soweit ich das beurteilen kann.

Ein wenig stört mich der Amor in der letzten Terzine, der das Sonett zu einem Gebet an den Liebesgott werden lässt. Ich glaube, hier würde ich eher die *Liebe* einsetzen, auch wenn sie im Deutschen weiblich ist. Ich meine, das würde hier nicht weiter stören, von Frau zu Frau eben. Aber dann wäre es etwas weniger persönlich, was ich in diesem Falle wohl bevorzugen würde. Was meinst du?

Gruss
Silja
Hallo Silja,

Wie du weißt, bin ich im Italienischen nicht unbedingt sattelfest, aber wenn ich mir andere Texte der italienischen Renaissance ansehe, dann war es wohl durchaus üblich daß man Gefühle personifiziert darstellte und sie so ansprach. Daher finde ich den Amor an der Stelle durchaus passend. Auch wenn im Original Amore steht, wird die Liebe doch selbst um ihre Gunst angesprochen, statt ein abstraktes Schicksal um die Liebe zu bitten. Damit wird doch die Liebe in den Rang einer Gottheit gehoben, oder siehst du das anders?

LG ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,
ja, ich sehe das schon auch so, dass die Liebe personifiziert wird. Und natürlich kannst du sie auch Amor nennen. Mir persönlich würde halt in diesem Fall die direkte, d.h. deutsche, Bezeichnung besser gefallen. Aber das ist halt Ansichtssache.

Gruss
Silja
Eine kleine Anmerkung zur Zählung:

In den Sonetten an den Grafen Collaltino di Collalto ist es die 38.

LG ZaunköniG
[quote=ZaunköniG]
Gaspara Stampa
Rime d'amore

Wie leicht verduftet Liebe !
Hoffnung, wie bang sie brennt !
Wie selten das Getriebe
Erholung gönnt !
Der immer bleiben sollte
kehrt endlich ganz zu mir.
In seinen Augen wollte
ich schwimmen schier,
wenn eine Angst nicht schwelte,
Amor, du dummer Wicht:
dass er bald wieder fehlte
und käme nicht.
Die Sorge, diese kalte
wisch du geschwind vorbei.
Sein Mühen aber halte
mir immer neu !
Grüß dich Peter,

schön daß du hergefunden hast.
Deine Fassung klingt mir zu gepresst durch die verkürzten Verszeilen, und die unregelmäßigen Aufakte, aber es wird mit der Kürze natürlich auch immer schwieriger, alle relevanten Aussagen zu erhalten. Dem alleine gilt es Respekt zu zollen.

LG ZaunköniG

crunchyrocks

Ich sehe bei anderen Texten der italienischen Renaissance freuen, es war wohl ganz normal, dass die Menschen fühlen personifiziert vertreten und wie sie in Angriff genommen.