Sonett-Forum

Normale Version: Am Giebel die Amsel (Aus goldbereiften Augen)
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Am Giebel oben, wo der Ortgang knickt,
grau angewittert, tief zerfurcht vom Frost
das Holz, der Saum bedeckt mit Eisenrost
verbrämten Blechen, dort hoch oben blickt

sie starr, nur Silhouette vorn am First,
ganz still aus goldbereiften Augen, lockt
ihr Lied vom Dach nicht mehr, ihr Atem stockt
und Schweigen dröhnt, als ob die Stille birst.

Die Schwingen, tief im schwarzen Samt versteckt,
gestelzt der Schwanz, am Ziegel festgekrallt,
erstarrt – als Giebelschmuck zum Himmel reckt

sich nur Kontur, gebrochen widerhallt
der Klang, der im Gebälk der Kehle eckt,
als unten Tropf um Tropf auf Pflaster prallt.


© Friedrich 2007
Ein rundum gelungenes Sonett. Der Titel könnte für meinen Geschmack noch etwas deutlicher sein, es ist für mich auch nicht das zentrale Motiv aus dem Text. Leider wird auch am Ende nicht völlig klar um welchen Vogel es sich handelt. Da ich selber kein reiner Stadtmensch bin, wage ich mal die Vermutung, daß es sich um eine Amsel handelt, aber ob die jeder erkennt? Oder ist das gar nicht so wichtig, geht es dir nur um das Motiv Vogel auf dem First?

LG ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

die Rückmeldung freut mich - tatsächlich geht es um die Amsel und mir ist schon wichtig, dass es eine Amsel ist, aus verschiedenen Gründen. Wenn sie als solche nicht so einfach erkennbar ist, werde ich mir einen anderen Titel überlegen oder weil mir der Titel auch irgendwie wichtig war, vielleicht kann ich sie doch noch im Text unterbringen.

LG Friedrich