Sonett-Forum

Normale Version: Salvator Mundi
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Hans Kemmer (1495-1561)
Salvator Mundi-Tafel des Carsten Timmermann (1537)

Josef Riga

Die Ehe

Der Ehemann sieht aus wie Martin Luther,
Die Ehefrau passt wunderbar zu ihm.
Die Beiden sind recht gut im Futter.
Auch die Gewänder wirken sehr bequem.

Seit Menschen Ackerbau betrieben
Und zahme Tiere in die Pferche zwängten,
Wurde der große Spaß beerdigt,
Bei dem sich einst die Frauen hin
In die Arme mehrerer Männern drängten.
Es wurde die Monogamie gepredigt,
Und diese macht nur dann recht Sinn,
Wenn man dadurch alle Lust erledigt.

Ein Beispiel rutscht hier auf den Knien,
Wahrscheinlich hat der ihnen schon verziehen,
Der segnend hoch dahinter steht.
Denn er verzeiht uns ja fast alles.
Die gläserne Kugel braucht er nicht
Um etwa im Falle eines Falles
Darin in die mögliche Zukunft zu sehen.
Der bedauernde Ausdruck in seinem Gesicht
Sagt bereits: ich weiß, es wird wieder geschehen.

Die Ehe ist ein Palindrom,
Sie liest sich von vorn wie von hinten.
Da hilft keine Pille und auch kein Kondom,
Da helfen auch keine Binden.
Sie ist ein sinnloser Versuch,
Die Natur zu überlisten.
Sie frustriert Atheist und Muselman
Und ganz bestimmt viele Christen.

Die Beiden im Bild haben kapituliert,
Sie fühlen sich längst schon angeschmiert,
Da helfen keine goldenen Ringe,
Keine Brokatgewänder, kein Pelzbesatz,
Ein jeder sehnt sich nach seinem Schatz
Und würde den Partner gern killen.
Doch die Kriminaltechnik ist zu perfekt:
Sie ist ein Support für den göttlichen Willen.
Wer möchte schon gerne am Galgen hängen,
Nur weil ihn die lüsternen Triebe bedrängen.
Gott will, dass wir uns alle quälen,
Solang ein Mörder in uns steckt.
Nur so können wir von seiner Gnade erzählen
Und hoffen, dass er nicht alles entdeckt.

P.S. Die Glaskugel ist, wie heißt es doch gleich,
Ein Geschenk für den häuslichen Eingangsbereich.