Sonett-Forum

Normale Version: An Cornwalls Küste
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An Cornwalls Küste[/size]

Die steilen Klippen lassen eine Brandung
entstehen, die uns schaudern macht;
dort unten hält noch immer Merlin Wacht
in seiner Höhle hinter einer Felsumrandung.

Obwohl schon Tausende von Jahren in Versandung
verschliefen, ob auch in jenem tiefen Schacht
kein Mensch in dieser ewig dunklen Nacht
hier lebend fähig wär zu irgendeiner Handlung,

sieht man Morgaine la Fé dort sinnend stehen.
Sie, die die Zeiten kommen sah und wieder gehen,
tritt - wenn der Vollmond leuchtet - an den Rand.

Wir mögen, wenn wir sie dort nächtens sehen,
erschrecken, weil wir ihr Sinnen heut nicht mehr verstehen;
doch sie, sie gab sich einst dem alten Volk zum Pfand.

Tintagel; Steilküste, wo sich der Sage nach Merlins Felshöhle befindet.
Ein stimmungsvolles Sonett,

es spricht mich sehr an, wohl auch wegen Morgain. Eine sachliche Frage habe ich noch: In welcher Erscheinung sieht man Morgaine dort stehen? Nach Morgaine ist ja auch die Fata Morgana benannt, aber gibt es solche Naturschauspiele in Cornwall, oder ist hier etwas anderes gemeint?

LG ZaunköniG
Hallo Margret,

das gefällt mir auch gut. Aber mir gehts ähnlich wie zaunkönig. Ich kenn den Namen in Verbindung mit der Artussage, Mordreds Mutter, aber dem alten Volk (also den Pikten?) zum Pfand? Meinst du damit, sie hängt dem alten Glauben an?

Im zweiten Quartett frag ich mich, ob du "lebend" brauchst? So wies steht, könnte man auch herauslesen, dass ein Mensch "tot" zu einer Handlung fähig wäre?

Ich kenne wie gesagt den Mythos nicht auf den du dich beziehst (die Wächterin).

Tintagel dachte ich sei Name und Dorf der Burg. Die Steilküste hat denselben Namen?

Gruß

Sneaky
Hej, ihr beiden Wissbegierigen,
es ist Morgaine aus der Artus-Sage. Sie ist dem Grunde nach die, die dem alten Glauben anhängt und auch deshalb versucht hat, gegen Artus (der ja eigentlich ihr Bruder ist) diesen alten Glauben aufrecht zu erhalten. Auch Lancelot war einer, der versucht hat, das Christentum abzuwenden. Nur waren sie ohne Chance. Artus hätte - regierend unter dem Banner des Drachens, und hier ist der alte Glaube symbolisiert - das Christentum ablehnen, ja, bekämpfen sollen.
Insofern ist Morgaine immer noch die Wächterin. Und Tintagel hieß die Burg, in der Morgaine aufgewachsen ist (ihre Mutter war Irgaine). Doch von Tintagel ist nichts mehr vorhanden; insofern verweise ich nur auf den Platz, an dem die Burg gestanden haben soll.
Und zum Schluss noch: Wer weiß, ob nicht vielleicht Geister (also Tote) in der Lage sind, dort zu wohnen. Deshalb - kein lebender Mensch kann dort etwas verrichten.
Zufrieden?
Liebe Grüße
Margret

PS
Über den Vollmond wird morgen genau zum Mondaufgang (4.3. um 0.17 Uhr) auf meiner homepage noch ein Sonett auftauchen. Vielleicht habt irh Lust, auch da mal rein zu schauen.
Wenn ich mich recht erinnere hat Morgain Artus nach Avalon entführt und ist dort auch bei ihm geblieben. Eine Wächterin ja, aber nicht in Tintagel.

Das schmälert aber nicht deinen Text, zumal niemand Avalon verläßlich verorten kann.

Zitat:"Wenn man einen Mythos nacherzählt ohne ihn neu zu erfinden, bestraft einen der Mythos durch Kitsch."


LG ZaunköniG
Hej, Zaunkönig, das möchte ich so nicht stehen lassen. Morgaine hat Artus nicht entführt, sondern ihn zum Sterben nach Avalon geholt. Da Avalon in den Nebeln der Zeit unterging, ist es sehr gut möglich, dass Morgaine sich wieder mit ihrem alten Freund Merlin zusammen tat und in seiner Höhle die Wache übernahm. Ichhabe auch nicht geschrieben, dass sie in Tintagle ist. Sie ist dort geboren und hat ihre erstenKinderjahre dort verbacht, bevor Vivian, die Herrin von Avalon, sie zu sich nach Avalon holte, um sie dort in die alten Bräuche und zukünftige Aufgaben einzuweihen.
Wenn man an dieser Stelle der Steilküste steht und hinunter sieht, kann man alles glauben.
Meine Lesart.
Liebe Grüße
Margret
Hallo Margret,

es ging mir nicht darum, dir irgendwelche "Schludereien" bei dem Umgang mit dem Mythos zu unterstellen. Ich hab ein Faible für die alten Sagen, aber deswegen weiß ich ganz sicher nicht alle Details jeder Erzählung, dies in unserem Sprachraum gibt.

Bei deinem Komm ist mir noch aufgefallen, dass du den Satz "kämpft unter dem Drachenbanner = Symbol der alte Religion" gebraucht hast. Das ist aber mehr die Interpretation des Films, basierend auf den Nebeln von Avalon von MZB (die ich sehr gern lese, Darkover z.B).

Der rote Drache ist das Wappentier von Wales, man kann zwar spekulieren, ob er (auch / zuerst) Symbol einer heidnisch-britischen Religion war, aber beweisen wird sichs wohl weder so noch so lassen.

Wenn du einen bekannten Mythos aufgreifst und ihn interpretierst, dann werden zwangsläufig Rückfragen kommen. Damit wollte ich weder dir zu nahe treten noch dein Gedicht bekritteln. Mir war daran gelegen, zu erfahren, ob es noch andere Varianten von Morgaine gibt, als die bekannte. Von daher meine Frage nach der Wächterin, die du ja nun beantwortet hast.

Danke

Sneaky
Hallo Sneaky,

Beim Drachen denke ich, daß er, wie im Niebelungenring, eher römischen Ursprungs ist, aber Morgaine kämpft für die alte Religion, das ist wohl der wesentliche Punkt.

Gruß, ZaunköniG
Hej, Sneaky und Zaunkönig,
hab ich irgendwie "vergnatzt" geklungen? War nicht meine Absicht.
Zum Drachen: Dieser kommt mitnichten von den Römern. Es ist ein Symbol alten matriarchalen Glaubens. Der Drache musste getötet werden - er war der Begleiter und Beschützer der Göttin -, damit der Heros zu ihr gelangen konnte. Uther "Pendragon" (= Drachen) kam aus Wales. Heute noch trägt Wales einen Drachen im Wappen. Bis hier erstmal, sonst wird es noch ein Roman.
Die "Nebel von Avalon" gehören übrigens zu den bestrecherchierten Fantasie-Romanen. Da ich mich mit Vor- und Frühgeschichte beschäftige, mit alten Mythen und dem Glauben der alten Religionen, unternahm ich vor vielen Jahren eine Art "Pilgerfahrt" durch die Plains und nach Cornwall. Ich stieß dabei auf eine Menge Belege, die Marion Zimmer-Bradley als Vorlage benutzt hat. Und die glaubwürdigsten Dinge habe ich nicht in den Touristen-Hochburgen gefunden.
Ich freue mich im übrigen über diese Diskussion und hoffe, sie bleibt nicht die letzte. Ich werde mich bemühen, noch anderes aus alter Zeit in einem Sonett einzubinden.
Liebe Grüße
Margret
Hallo Margret,

ne "vergnatzt" (schönes Wort) hast nicht geklungen. Ich hab das nur als Aufhänger benutzt, um meinen Standpunkt klarzustellen. Ich frag nach, weil ich was wissen will, nicht um jemand zu ärgern Smile.

Ich weiß nicht woher der Drache kommt, es würde mich aber wundern falls die Römer den eingeführt hätten. Die hatten ja ihre Adler als Feldzeichen. Ausgeschlossen muss es deswegen trotzdem nicht sein, aber ich glaube auch, dass der woanders herkommt.

Falls jemand hier Potter-Fan ist, habt ihr schon gemerkt, dass Rowling auch bei der Artussage gemaust hat? Sie hat Harry ein Schwert rausziehen lassen, wo nur ein "echter Gryffindor" es hätte holen können. Gryffindor war ein Waliser Smile und der Name ist typisch für dir Gegend mit der "y"-Schreibweise

Sneaky
Hej, Sneaky,
ja, sie klauen alle. Und Frau Rowling hat - natürlich viel ausgereifter - das alte Muster der Internatsabenteuer von Enid Blyton aufgegriffen. Insgesamt liegt es natürlich auch daran, dass in der Literatur immer schon alles "mal da war". Auch by Blyton gab es neben sehr reichen Schülern eine gaaaanz arme Familie, die aber von der Hausmaus bis zum Opa einen guten Charakter hatte. Das mit dem Schwert und Gryffendor kenne ich noch nicht. Ich habe allerdings auch nur zwei der Potter-Bücher gelesen. Das erste auf Deutsch und das zweite auf Englisch. Ich war aber mit meinen Patenkindern in drei Filmen (oder waren es Vier?). Um Frau Rowling die Ehre zu geben: Ihre Phantasie ist sehr viel weit reichender, als Frau Blyton es sich je getraut hätte. Andere Zeiten, andere Geschichten.
Lang lebe der Drache!
Schöne Grüße
Margret

PS
Es vollmondet gleich und ist schon nicht zu sehen, weil eine totale Mondfinsternis gerade beginnt.
Hallo Margret,

die Schwertepisode kommt im zweiten Band (H.P. and the Chamber of Secrets) vor, da muss Harry einen Basilisken töten. Er zieht das Schwert aus dem sprechenden Hut. Der Schulleiter sagt später zu ihm, "Wenn du Zweifel hast, dass du nach Haus Gryffindor gehörst, dann sieh dir das Schwert hier an. Das hätte nur ein echter Gryffindor aus dem Hut ziehen können. (auf dem Schwert ist der Name Godric Gryffindor eingeprägt)

Gruß

Sneaky