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Normale Version: Edward Moxon: Similes
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Edward Moxon

Similes

The cygnet crested on the purple water;
The fawn at play beside its graceful dam;
On cowslip bank, in spring, the artless lamb;
The hawthorn robed in white, May’s fragrant daughter;
The willow weeping o’er the silent stream;
The rich laburnum with its golden show;
The fairy vision of a poet’s dream;
On summer eve earth’s many-coloured bow;
Diana at her bath; Aurora bright;
The dove that sits and singeth o’er her woes,
The star of eve; the lily, child of light;
Fair Venus’ self, as from the sea she rose!
Imagine these, and I in truth will prove
They are not half so fair as she I love.

Edward Moxon

Vergleiche

Der Jungschwan, der sich dunkle Wasser sucht,
Das Kitz, die Mutter hält es kaum im Zaum,
Das Lamm, stehend im Schlüsselblumensaum,
Der Weißdorn, duftend in der Maienluft,
Die Weide, die im Strom den Kummer stillt,
Laburnum, reich und golden auf dem Feld,
Das Zauberhafte in des Dichters Bild,
Des Sommerabends bunte Farbenwelt,
Diana badend und Auroras Schein,
Die Taube klagend und im Schmerz verlor’n,
Der Abendstern, der Lilie kindlich Sein,
Die schöne Venus selbst, die schaumgebor’n –
All dies ist halb so schön wie jene nur
Der hier und heute gilt mein Liebesschwur.
Hallo Josef,

Zeile 5 ist doch die Trauerweide über dem Bach und nicht die Welle? Ansonsten erinnert mich der Ausgangstext unwillkürlich daran wie Shakespeare das in seinem Sonett 130 gemacht hat.

Gruß

Sneaky
Danke Sneaky, ich hatte billow statt willow im Sinn, daher der grobe Fehler mit der Weide/ Welle. Meistens passieren einem solche Fehlleistungen ja, wenn der Fehler auch einiger Maßen einen Sinn ergäbe, wie hier die Wellen auf einem Strom ( aber über einem Strom? Das ist natürlich Unsinn. Gut, wenn einer aufpasst.) Habe es geändert.
Im Shakespeare-Sonett, das du erwähnst (Nr. 130), laufen die Vergleiche ja etwas anders ab. Erstens vergleicht er jede Sache einzeln sofort mit dem Reiz seiner "mistress" und ausserdem findet er alles einzeln irgendwie "schöner": den Sonnenstrahl, die Koralle, den Schnee ... erst in der Zusammenschau ergibt sich dann für Shakespeare, dass seine Liebe viel größer ist, als sie ein Vergleich der Frau mit schönen Dingen aus zu drücken vermag. Die Vergleiche "lügen". Hier erweist sich der Meister als der bessere Psychologe (und Dichter) als Moxon. Die dichterische Sprache von "weißem Schnee", "roten Rosenlippen" etc. kann das Gefühl der Liebe nicht angemessen wiedergeben. Auch nicht, wenn ich die Vergleiche durch Anhäufung zu steigern suche.

Gruß
Josef