Sonett-Forum

Normale Version: Das Rubāʿī
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Aus aktuellem Anlass habe ich dem Rubāʿī mal etwas nachgeforscht, zunächst bei Wikipedia


Aus der deutschen Wikipedia:

Zitat:Rubāʿī (persisch رباعی Rubai, DMG Robāʿī), pl. Rubāʿi jāt bzw. Robāʿīyāt (رباعيات Rubaiyat, DMG Rubāʿīyāt), ist ein persischer Vierzeiler mit der Reimform a a b a (oder a a a a), wobei die dritte Zeile meist einen neuen Gedanken darstellt und die letzte Zeile als Zusammenfassung dient.[1] Begründet wurde diese Gedichtform durch Abū Saʿīd, dessen poetisches Werk ausschließlich aus Gedichten in dieser Form besteht. Der heute wohl bekannteste Autor dieser Gedichtgattung ist ʿOmar Chayyām (عمر خيام Omar Khayyām, DMG ʿOmar Ḫayyām). Seine Gedichte wurden in Europa durch die Übersetzungen bzw. Nachdichtungen durch Joseph von Hammer-Purgstall (1818), den englischen Gelehrten und Dichter Edward FitzGerald (1859 u. ö.) und des deutschen Diplomaten Friedrich Rosen (1909) bekannt.


Aus der englischen Wikipedia:

Zitat:Rubāʿī (Persian: رباعی‎‎ rubāʿī)[1] is a poem, or verse of a poem, consisting of four lines. It refers specifically to a Persian quatrain, or its derivative form in English and other languages. The plural form of the word, رباعيات rubāʿiyāt, often anglicised as rubaiyat, is used for a collection of such quatrains.[2] There are a number of possible rhyme schemes to the rubaiyat form, e.g. AABA, AAAA.[3] In Persian verse, the ruba'i is usually written as a four-line (or two-couplet) poem, with rhymes at the middle and end of each line.[4][5][6]

An author described;

" basically Ruba'i belongs to Persia and its metres had been created by a non-Arab poet Abul Hassan Rodeki and that was also brought into practice by non-Arab and Urdu poets. Ruba'i (quatrain) has special metres containing 24 categories (one can say "divisions" or "branches" too). Ruba'i can only be composed in those special metres, not any other normal meter. Ruba'i consists of only four lines, its two lines called 'Sehr' (Stanza). Ruba'i's first and second line must end in rhyme (example-as behold and cold.), third without rhyme, but within 24 special metres, that cannot be changed and fourth line again in the selected rhyme, but that fourth line (misra) contains high, strong and complete and deep meanings, that must be related with above three lines. These should be addressed only one point or subject, not as like ghazals or other forms of the poetry have.


Aha. - Die deutsche Wikipedia kennt also zwei Reimschemata: aaba und aaaa, während die englische 24! Versmaße behauptet ohne sie einzeln aufzuführen. Rein kombinatorisch können sich die Versmaße nicht nur im Reimschema unterscheiden, sondern notwendigerweise auch im Metrum. Aber wie genau? und was ist allen Rubaiyat gemein außer der Vierzeiligkeit?

Oder sind mit den 24 special metres doch nur 24 Versfüße gemeint?
Das wären sechshebige Zeilen, die sich in den aufgeführten Beispielen allerdings nicht durchgängig wiederfinden.

Auch die Binnenreime, die die englische Wikipedia erwähnt, finde ich in den Beispielen nicht wieder.

Verwirrend auch, dass die Seiten unterschiedliche Erfinder nennen:
Abū Saʿīd oder Abul Hassan Rodeki
oder sind das persisch-arabische Namensvarianten der selben Person?


Gero von Wilpert nennt aaxa als vorherrschendes Reimschema führt aber auch abab, abcb oder abba auf.


Lewis Turco legt sich auf aaba als Reimschema fest und verlangt für die Reihung als Rubaiyat eine terzinenähnliche Verschränkung der Strophen: aaba bbcb ccdc ... zzaz


Alles in allem - je nach Lesart - sehr verwirrend oder sehr beliebig. Wirklich schlauer geworden bin ich durch meine Recherche jedenfalls nicht.

Binnenreim kann ich mir gut in Zeile 3 vorstellen, damit sie auch beim einzelnen Rubāʿī nicht verwaist bleibt.



Hat noch jemand weitere, fundiertere Quellen?
ein Ruba’i ist für mich ein vierzeiliges, dichtes Klanggebilde mit einer inhaltlichen&klanglichen Synkope in Zeile drei, die mit, oder besser ohne Haufenreim, gebracht wird. wie bei einem eingedampften Sonett, scheint metrisch der Jambus am geeignetsten zu sein um diese Form zu füllen. welche Kadenzen und ob 4x6=24 Versfüsse, oder 23 oder 20, wie beim untigen Fitzgerald-Meisterwerk, finde ich unerheblich. Hautsache es entfaltet seine Wirkung.

beispielhaft, weil eine der besten und schönsten Übertragungen, für mich, ist diese von Fitzgerald, der einer der besten Persischkenner damals war:

Omar Chajjam // Edward Fitzgerald (1859)

A Book of Verses underneath the Bough,
A Jug of Wine, a Loaf of Bread—and Thou
Beside me singing in the Wilderness—
Oh, Wilderness were Paradise enow!


xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX

http://www.bartleby.com/101/698.html

hier auch einige Übertragungen von Rückert und Purgstall: http://gutenberg.spiegel.de/buch/vierzei...jam-6824/1

eine persische Besonderheit und Eigentümlichkeit, die sich in manchen deutschen Übertragungen rüberretten ließ (auch in Glaselen von Hafis fand ich sie) sind solche Echoreime bei weichen Kadenzen:

Omar Chajjam // Friedrich Rückert:

Die Stern ob mir, sie gehn am Himmel heiter hin;
Stell um mein Lager, Herr! Die lichten Streiter hin!
Und soll ich auf dem harten Stein wie Jakob ruhn,
So stell in meinem Traum auch Jakobs Leiter hin.


Omar Chajjam // August Graf von Platen:

Im Wasser wogt die Lilie, die blanke hin und her,
Doch irrst du, Freund, sobald du sagst sie schwanke hin und her;
Es wurzelt ja so fest ihr Fuß im tiefen Meeresgrund,
Ihr Haupt nur wiegt ein lieblicher Gedanke hin und her.