Sonett-Forum

Normale Version: Jane Taylor: The Violet
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Jane Taylor
1783 - 1824

The Violet

Down in a green and shady bed,
A modest violet grew,
Its stalk was bent, it hung its head,
As if to hide from view.

And yet it was a lovely flower,
Its colours bright and fair;
It might have graced a rosy bower,
Instead of hiding there,

Yet there it was content to bloom,
In modest tints arrayed;
And there diffused its sweet perfume,
Within the silent shade.

Then let me to the valley go,
This pretty flower to see;
That I may also learn to grow
In sweet humility.

1804


Das Veilchen

Im Beet, in Schatten eingetaucht,
Mocht’ wohl ein Veilchen stehn.
Es stand gebeugt, es duckt’ sein Haupt,
Als sollt’ man es nicht sehn.

Es war noch immer liebenswert,
Mit Farben hell und rein,
Die schönste Laube hätt’s geziert,
Statt hier versteckt zu sein.

Doch war’s zufrieden, hier zu blühn,
In farblich schlichtem Reiz,
Um seinen milden Duft zu sprühn
Im schattigen Abseits.

Nun lasst mich gehn in dieses Tal
Wo sich das Blümlein zeigt,
Von dem ich lerne allzumal:
Bedürfnislosigkeit.
Hallo Josef,

bis auf S 2 Z1 finde ich das gut übertragen. Dein "es war noch immer liebenswert" finde ich irritierend, gemeint ist doch, dass es "dennoch liebenswert" war. Der verträumte Klang des Originals ist in deiner Übertragung gut zur Geltung gebracht.

Bescheiden duckt im Schattenbeet
ein Veilchen sich ins Grün ,
als wollte es, wie es dort steht,
sich fremdem Blick entziehn.

Und doch war seine Blüte fein
die Farben strahlten weit,
es zierte selbst den schönsten Rain
statt dieser Einsamkeit.

Doch wars zufrieden dort im Beet,
so simpel wie es stand,
sein Duft, den sacht der Wind verweht,
durchzog das Schattenland.

So lasst mich hin zu diesem Tal
das Blümchen dort zu sehn,
dass ich es lerne allzumal
in Demut dazustehn.
Hallo Sneaky,

"noch immer liebenswert" habe ich im Sinne von "dennoch liebenswert" aufgefasst. Vielleicht habe ich bei dem "noch" an den Aspekt des Fragilen, des vom Verblühen bedrohten, gedacht. das wäre dann ein gewisser Anklang an den Vergleich, den die Autorin später zwischen dem Veilchen und sich selbst zieht.
Deine Übersetzung finde ich übrigens untadelig. (Obwohl: "schief" ins Grün; ist zumindest eine Überraschung, tut dem Text aber gut, der ein wenig banal-sentimental daherkommt)
Es gibt eine offensichtlich beliebte Vertonung dieses populären Liedchens, das gerne von High School Chören u. ä. gesungen wird (s. YOUTUBE). Manchmal kann man es nicht verstehen, was sich auf Dauer so alles auf der Agenda hält und was nicht, aber so ist es nun einmal.

Rührseligst

Josef
Hallo Josef,

das mit dem schiefen Veilchen ist beim zweiten Lesen mehr als naja. Danke für den Hinweis.

Da mache ich dann

Bescheiden duckt im Schattenbeet
ein Veilchen sich ins Grün.

"Manchmal kann man es nicht verstehen, was sich auf Dauer so alles auf der Agenda hält und was nicht, aber so ist es nun einmal."

Liegt wohl daran, dass manche Gedichte trotz inhärentem Schmalz eben auch Charme haben.

Sneaky