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Normale Version: William Blake: London
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London

I wander thro' each charter'd street,
Near where the charter'd Thames does flow,
And mark in every face I meet,
Marks of weakness, marks of woe.

In every cry of every Man,
In every Infants’ cry of fear,
In every voice, in every ban,
The mind-forg'd manacles I hear.

How the Chimney-sweepers’ cry
Every black'ning Church appalls;
And the hapless Soldiers’ sigh
Runs in blood down Palace walls.

But most, thro' midnight streets I hear
How the youthful Harlots’ curse
Blasts the new born Infants’ tear,
And blights with plagues the Marriage hearse.
William Blake:


London

Vertraut die Gassen, wo ich geh
die Themse nahebei, bekannt,
und jedem Antlitz das ich seh,
sind Leid und Schwäche eingebrannt.

In jedem Schrei von jedem Mann,
der Angst auf jeder Kinderstirn
in Flüchen wie sie jeder kann,
hör ich erdachte Ketten klirrn.

Wenn Schornsteinfegers Leid das Schwarz
in jeder Kirche jäh erschreckt,
der Veteranen „Ach“ wie Harz
und Blut an Schlossfassaden leckt,

doch, schlimmer noch, um Mitternacht,
gellt junger Huren wüster Fluch,
der Säuglingstränen schrill verlacht,
dem Brautbett Pest- und Leichentuch.
Hallo Sneaky,

So kennen wir Blake. Inhaltlich hast du es gut getroffen.
Formal ist mir am Original aufgefallen, dass die dritte Strophe durchgängig mit betonten Silben beginnt. Die Klage wird dadurch etwas druckvoller, will mir scheinen. Jedenfalls halte ich das abweichende Metrum für beabsichtigt.

Gruß
ZaunköniG
Da muss ich ZaunköniG recht geben: wahrscheinlich wollte Blake das Gedicht nicht so ebenmäßig und "glatt" erscheinen lassen, sondern eher etwas "holprig", was dem Bild der anstrengenden und moralisch fragwürdigen Großstadt besser entsprechen würde.

Gruß
Josef
Hallo Ihr Beiden,

das mit dem MEtrum werde ich probieren. Mal sehen wies wird. Die erste Strophe wäre dann so:

Vertraut die Gassen, wo ich geh,
nah der Themse, altbekannt,
und jeder Stirne, die ich seh,
Leid und Schwäche aufgebrannt.