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Normale Version: Levitschnigg, Heinrich von: Der Leichnam von Falun
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Heinrich von Levitschnigg
(1810-1862)


Der Leichnam von Falun

Die Kirche von Falun durchrauschen Lieder,
Wie sie Verwaiste theuern Todten zollen;
Die Knappen geben fromm der Erde wieder
Den Leichnam, ausgescharrt aus alten Stollen.

Ein Mütterlein kniet stumm am Grabe nieder
Und wirft mit welker Hand die ersten Schollen;
Die Alte liebt noch immer treu und bieder
Den Bräutigam am Hochzeitstag verschollen.

Sie ist gealtert unter Gram und Schmerzen,
Der Freier aber blieb so schön, so jung,
Wie Rosen in der Zeit der Frühlingstriebe.

So schläft in manchem todesmüden Herzen,
Gesalbt vom Balsam der Erinnerung,
Die schöne Leiche seiner ersten Liebe.


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