Sonett-Forum

Normale Version: Anna Seward: Sonnet LXXI. To the Poppy
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While summer roses all their glory yield
To crown the Votary of Love and Joy,
Misfortune's Victim hails, with many a sigh,
Thee, scarlet Poppy of the pathless field,
Gaudy, yet wild and lone; no leaf to shield
Thy flaccid vest that, as the gale blows high,
Flaps, and alternate folds arround thy head. -
So stands in the long grass a love-craz'd Maid,
Smiling aghast; while streams to every wind
Her garish ribbons, smear'd with dust and rain;
But brain-sick visions cheat her tortured mind,
And bring false peace. Thus, lulling grief and pain,
Kind dreams oblivious from thy juice proceed,
Thou flimsy, showy, melancholy weed.


Anna Seward
Sonett LXXI. Schlafmohn

Der Sommer seine Rosenernte hält,
Womit er Lieb’ und Lebensfreude krönt,
Das unglückliche Opfer aber stöhnt
Und sucht dich, Scharlach-Mohn, auf wüstem Feld,
Schrill, wild und einsam, ohne Blatt als Schild,
Damit es dich dem Ziehn des Sturms versöhnt.
Es bebt dein roter Schopf, vom Wind gestellt,
Wo uns im langen Gras ein Zopf auffällt,
Von einem liebeskrank verstörten Kind.
Mit Bildern, wirr im Geiste und allein,
Steht sie, das Kleid vom Staub befleckt, im Wind.
Ein falscher Fried’ spinnt ihre Schmerzen ein;
Vergessens-Trank, von deinem Saft gebraut,
Du zart verschwommenes, schwermüt’ges Kraut.

(überarbeitet 09.2016)
Hallo Josef,

Noch ein schönes Mohn-Gedicht. Der Mohn scheint mehr als die Rose zu inspirieren.

Mit den Reimen bist du sehr frei umgegangen. Etwas zu frei, finde ich, allerdings habe ich ad hoc auch keine bessere Lösung.
In der Schlusszeile sehe ich einen Widerspruch zwischen "oberflächlich" und "schwermütig". "flimsy" lese ich eher als "zart" oder "zerbrechlich" Hast du dort "filmsy" gelesen?

Liebe Grüße

ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

"Flimsy" oder "filmy" würden ja ungefähr dasselbe repräsentieren: zart, zerbrechlich, hauchdunn. Weiss auch nicht mehr, was das sollte, Ich werde es noch anpassen.
Was die Reime angeht, ist dieses Gedicht ja sowieso etwas problematisch: Da ist einmal der unreine Reim joy/sigh in Vers 2/3 und dann auch noch head/maid in 7/8, was ja wohl zu yield/field/shield passen soll. Selbst wenn man das so akzeptiert, wäre dann bei Seward das Schema :
A B B A A B (A) (A) C D C D E E , was nicht gerade eine formale Sonett-Meisterleistung ist. Aber klar, das kann man noch mal vornehmen und versuchen den völligen Fremdkörper Kopf/Zopf herauszunehmen und wenigstens halbwegs auf A und B zu kommen. Aber dann bliebe immer noch ein A zuviel und ein B zuwenig für die erwartete reguläre Form! Ich geh da noch mal völlig neu ran.

Gruß
Josef
Ein Film ist nun mal an der Oberfläche, von daher nicht ganz so abwegig. Ich kenne das auch, dass ein gewisser Tunnelblick entsteht, wenn man sich an einer Stelle verhakt. Und plötzlich scheint eine Lösung auf, die in den Satz, aber nicht in den Gesamtkontext passt.

Mir ist noch aufgefallen, dass du die Aussage der 8 Zeile in die 9. gezogen bzw. gestreckt hast. Vielleicht kannst du in Zeile 8 etwas mit einer "liebeskranken Schönen" machen? Dann hättest du schon mal ein "B" mehr.

Gruß ZaunköniG
Hallo ZaunköniG,

um übersichtlich zu bleiben, habe ich die Änderungen einfach oben vorgenommen. Kopf, Zopf, Schopf wollte ich irgendwie ins Gedichtinnere retten. Ich denke, es sollte die Assoziation des vom Wind gebeutelten roten Mohn"Kopfes" und des Mädchenschopfes herausgearbeitet beiben. Der Begriff "zart verschwommen" drückt, denke ich, ganz gut die verletzliche Struktur der Mohnblüte und gleichermaßen den vernebelnden Effekt des Tranks aus, der aus ihr gewonnen wird.

Gruß
Josef
Hallo Josef,

Mit der Übersichtlichkeit ist das so eine Sache. Für Dritte ist der Dialog nun nicht mehr nachzuvollziehen. Deine Änderungen gefallen mir.
Die Inversion der ersten Zeile ließe sich vielleicht noch beheben wenn du in den Zeilen 1/3 eine Wenn-dann Konstruktion verwendest:

Wenn Sommer seine Rosenernte hält,
...
dann sucht des Unglücksopfer dich mit Stöhnen,
du scharlachroter Mohn....


Gruß
ZaunköniG