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Normale Version: Sonette - in 12 Runden zu 14 Gedichten - 10 In meinem Spiegel
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In meinem Spiegel

Dornröschen


Dornröschen gleicht, solang er selbst am Leben,
Des wahren Dichters Kunst in unsern Zeiten,
solang Mäcen’ nicht ihre Schritte leiten,
Nicht Fürsten sie an Höf’ und Throne heben.

Das stärkste Können heut’, das reinste Streben
Begräbt der Dornbusch seichter Wirklichkeiten,
Ein Gönner muß – als Prinz – ihn erst durchschreiten,
Das Licht des Tags der lichten Maid zu geben.

O meine Kunst, Dornröschen, seit zehn Jahren
Dir selbst nur blühend, doch der Welt verloren,
Wann kommt dein Prinz und zeigt dich seinem Volke?

Mir ist, als rief’ ein Gott mir aus der Wolke:
Verzehrt dich Sehnsucht schon nach weißen Haaren?
Dein Prinz – er ist noch nicht einmal geboren!


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