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Normale Version: Sonette - in 12 Runden zu 14 Gedichten - 07 Werte und Mißwerte
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Werte und Mißwerte

Den Ewigblinden


Um euch ist Gott in seiner ganzen Hehre,
Ihr seht ihn nicht und schnitzt euch selber einen;
Er unterweist euch, wo ihr mögt erscheinen,
Ihr hört ihn nicht und stümpert selbst die Lehre.

In Wald und Garten baut er sich Altäre,
Ihr seht sie nicht, baut Kirchen ihm von Steinen;
Er lädt zur Andacht euch, zur wahren, reinen,
Ihr merkt es nicht und schwatzet blind ins Leere.

Rings Gott-Natur aus lauter Licht gemacht,
Und dennoch sehn sie nichts, die Ewigblinden,
Sie streichen Hölzchen an, als wär’ es nacht.

Ich glaub’, wenn mitten auf der Sonn’ sie stünden,
Sie wähnten sich zutiefst im dunklen Schacht:
Geweihte Kerzen würden an sie zünden!

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Auf meinen ersten Preis in der Schlaraffia

Ich war beglückt, als ich das Lied erdachte,
Das mir bei euch den ersten Preis errungen;
Ihr wart beglückt, als ich es euch gesungen,
das ich geschöpft aus tiefstem Herzensschachte.

Ich freute mich, als Stern und Band mir lachte,
Daß mir der Sang und euch die wahl gelungen;
Ihr freuet euch, als um den Hals geschlungen
Ihr mir das Band, das Dichtkunst ein mir brachte.

Ein Orden, so in Freude nur erbeutet,
Der mir nur Glück und euch nur Lust bereitet,
Doch niemand Schmerz, ist werter mir und lieber,

Als all der Tand, von Sclaven und Halunken
Zu andrer Menschen Qual im Streberfieber
Erkrochen und erwedelt und erstunken.