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Normale Version: An eine, sich alt zu werden beklagende, Schönheit
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An eine, sich alt zu werden beklagende, Schönheit

Nein. Ihr seit noch nicht alt. So zart, so schön, so klar.
Pfleg ich stehts ewer flaisch, farb und aug zuerfahren,
Daß ihr mir billich jung. frisch, hurtig, süß ist zwar
Der glatten jugend Lieb, und Früling unsrer jahren.

Daß unser Sommer auch gantz liebreich sey, ist wahr;
Doch ist die hitz so groß, daß sein gedranck zu spahren
Ihm kaum kan möglich sein: Daher er matt und bahr
Durch der Lieb starcke brunst in taussenten gefahren.

Wan nu, weil noch zu jung, fruchtloß die Frühlings zeit;
Der Sommer vil zu heissz: Ist weder zu verschweigen,
Noch zu erhöben gnug des Herbsts lust-reiche beut.

Dan Er ergötzet Uns mit so Lieb-reiffen Feigen,
Mit solcher Wollusts frucht, daß er ohn allen streit
Die ander übertreff, ihm gnug an zweyen Zeugen.