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Normale Version: An die halb-bekleidete Amaryll
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An die halb-bekleidete Amaryll

Als ich die erste Glut/ O Amaryll! empfunden/
War ewer zarter Leib die Helffte sonder Kleid/
Ja es verdroß euch sehr/ daß ich zur selben Zeit
Mich hatte gleich zu euch so unverhofft gefunden/

Ach zürnet nicht/ daß ich mich dessen unterwunden/
Dieweil ich preisen muß vor allen Zierrath weit/
Was euch hat dazumal gebracht in solches Leid/
Die wahre Schönheit ist an Hoffart nie gebunden.

Der weisse Marmor-stein nimpt keine Farben an/
Im Fall ihr weret auch mit Sammet angethan/
Doch wurde dieser Glantz im minsten nicht erhöhen

Dis Göttlich schöne seyn. Ob diesem auch so wehr'/
O daß ich solte dann euch sehen nimmermehr!
Weil meiner Sinnen Krafft nicht würde wol bestehen.