Sonett-Forum

Normale Version: An Filenen (2)
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An Filenen

Itzt, itzt bereu' ich erst, was ich verbrochen habe.
Dein wolgemeinter Rat, Filena, tauret mich.
Ich schlug es in den Wind, wie sehr du mühtest dich,
daß ich doch solte nicht so scheiden von dir abe.

Eia, da hab ich's nun, wormit ich mich so labe!
Der Kummer stellt sich ein, der Mangel findet sich,
es geht an Furcht und Not. Da steh' ich Armer, ich
und bin bei Leben auch schon halb in meinem Grabe.

Verzeih mir, teurer Schatz, daß ich dich so verletzt.
Ich selbsten habe mich in größtes Leid gesetzt.
Und weil es ist an dem, daß ich mich nur muß letzen

mit dir durch diesen Brief, so bitt' ich, edler Schein,
laß mir diß hauen tief an einen hohen Stein:
"Der eh starb, als er starb, der ließ ihm dieses setzen."



Auch an sie

Du dreier Treueste, die eine Mutter brachte.
darf ich noch so, wie vor ich mündlich oft getan,
auch itzund doch durch Schrift dich sicher reden an,
so lies diß Brieflein hier, das ich dir, Schöne, machte,

als ich so weit von dir und deiner Stadt gedachte.
Erinnre dich an dir und denke stetigs dran,
was ich so öffentlich nicht schreiben darf, noch kan,
nach dem ich Nacht und Tag und alle Stunden trachte.

Ein Klügling mag ihm das nun deuten, wie er will,
mag raten diß und das, der Glossen machen viel,
die Warheit bleibt bei uns. Es ist nicht Haß, nicht Liebe,

nicht etwas und doch was, erlogen und doch wahr,
nichts Heimlichs, aber doch daher nicht offenbar.
Diß, Jungfrau, leg' ihm für, daß er sich drinnen übe.