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Normale Version: Auf ein Armband / An ein anders (2)
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Auf ein Armband

Zwar daß dein teurer Wert an Perlen, Gold und Seide,
bei mir, o liebes Band, in hohen Würden ist,
das kömmet darvon her, daß du dich so bemühst
mir durch die Treflichheit zu schaffen höchste Freude.

Doch, mein' ich, übertrifft (nicht nachgeredt zum Neide)
den Wert die edle Kunst, von der du gleich als blühst,
wenn du mit solcher Zier in mein Gesichte siehst,
so bin ich, den du hältst, ganz frei von allem Leide.

Iedoch wie hoch der Wert, wie groß auch ist die Kunst,
so halt' ich höher weit, weit größer diese Gunst,
daß hier stehn unterstückt der Treusten teure Haare.

Weg Perlen, Seide, Gold und was von Fernen kömt,
weg, was von schöner Kunst den edlen Namen nimmt,
hier ist und von Natur weit eine bessre Ware!



An ein anders

Auch du wilst mir ein Pfand auf ihre Treue sein,
an der ich niemals doch bei mir gezweifelt habe?
Was denkt sie doch, mein Lieb, daß sie dich fertigt abe?
Hab' ich doch, wie auch sie von mir mein ganzes Mein,

vorhin ihr ganzes Sie. Doch sprich nur zu mir ein
und ziere mich mit dir. Du mehr als edle Gabe,
solst auch mit dieser Hand, der deinen, gehn zu Grabe,
wenn mich bedecken soll mein blasser Leichenstein.

Was send' ich ihr für dich? Gold ist für sie zu schlecht,
kein edler Stein, wie wert er ist, bezalt dich recht.
So ist ihr auch nicht lieb, was lieb ist aller Enden.

Ich seh' in und um mich, nichts ist um und in mir.
Und hätte sies nicht schon, so wolt' ich stündlich ihr
mein eignes Herze selbst zu eigen übersenden.