Sonett-Forum

Normale Version: An einen Primizianten (2)
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An einen Primizianten

I.


Die Menge drängt sich in den heil'gen Hallen,
Mein Theurer, deines Opfers harret sie.
Sie preist das hohe Loos, das dir gefallen,
Und beugt anbetend vor dem Herrn die Knie.

Wie Sterne sieht sie deinen Namen strahlen;
    Doch wartet deiner forgenvolle Müh';
  Mit Wucher sollst du stets zurückbezahlen,
  Was dir des Allerhöchsten Gnad' verlieh.

Das Salz, das Licht, die Stadt wirst du genennet
  Vom Heiland', der die Kirch' gegründet hat;
  Wohl dir, wenn heil'ges Feuer in dir brennet,

Und seinem Wort' entspricht auch deine That!
  So halte dich an ihn, und niemals trennet
    Er seinen Segen dann von deiner Saat.


II.

Wer wird auf meinen Acker wieder gehen,
In meinem Namen guten Samen streuen?
Wer wird in meines Volkes Nöthen flehen,
Mein blutig Opfer ohne Blut erneuen?

Wer wird den Sünder, wenn Gewissens Wehen
    Mit falscher Ruhe mächtig ihn entzweien,
    und Wünsche nach Errettung auferstehen,
  In meinem Namen führen und befreien?

So sprach der Herr, und deinen Namen nannte
    Ein himmlisch Wesen leise mit Vertrauen.
    Und sieh'! der Hüter seiner Kirche fandte

Als Sãmann dich, den Acker zu bebauen.
Drum Freude, Preis und Dank in uns entbrannte,
Da heut' wir dich als Priester konnten schauen.


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