Sonett-Forum

Normale Version: Morgengruß
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Karl Lebrecht Immermann
1796 – 1840


Morgengruß.

Du siehst den Vorhang, wunderlich gewoben
Von Wolken, die sich luft'gen Wechsels falten,
Zu Bäumen jeķt, zu Thürmen dann gestalten,
Verhüllend dir den reinen Himmel droben.

Du fragst: Was birgt o Wolken euer Toben,
Was bergt ihr mir? Da rauscht's, der Nachtwind weht,
Luna erglänzet, still und treu und stät,
Sie deckten diese Nebel, die zerstoben.

So blickt, umschleiert von der Laune Scherzen,
Aus meines Muthwills künstlichkaltem Spiel
Nach dir doch immerdar ein warm Gefühl:

Es birgt sich gern im tiefsten, tiefsten Herzen.
Heut aber weht mich's an, dir aufzuschließen,
und Wahrheit bring' ich dir als Morgengrüßen.


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