Sonett-Forum

Normale Version: Wenn ich geliebte Lippen küßt und Wangen,
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Karl Lebrecht Immermann
1796 – 1840


Wenn ich geliebte Lippen küßt und Wangen,
Sucht ich die Seele, die gewesen mein
Und sich gesonnt mit an des Gottes Schein
Eh ich gelangt in dieses ird’sche Bangen.

Wenn meine aufgewühlten Saiten klangen,
Sucht ich hienieden der Gedanken Reihn,
So ich am ew’gen Stuhl von Elfenbein
Gleich goldnen Knäufen hatte sehen prangen.

Bin ich durch Feld und Dorf und Stadt geschritten,
Sucht ich mein Vaterland, den Herd der Ahnen,
Sucht ich mein Volk, vereint um würd’ge Fahnen.

So hab ich immerdar gesucht. – Ich suche,
Was uns versagt ist nach des Schicksals Fluche.
Und klagen sollt ich, daß ich viel gelitten?



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