Sonett-Forum

Normale Version: Venus Abendstern
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Venus Abendstern

Du leuchtest, Göttin, meinem späten Gange,
Wenn ich am Abend wandle durch die Flur,
Und Ruhe haucht die ruhende Natur
Ins Herz mir nach des Tages lautem Drange.

Da aus der Erdenschranken engem Zwange,
Folgt dir mein Geist auf lichter Himmelspur,
Und was mein Herz von Liebe je erfuhr,
Erweckt dein Strahl zu Memnonssäulenklange.

Du zeigst mir lächelnd die Vergangenheiten,
Wo mich statt Lorber deine blüh’nden Myrten
Bekränzten noch als treuverliebten Hirten;

Die Rosenzeit läßt du vorübergleiten,
Wo ich die Taube, deinem Schooß entflogen,
Dem Sonnenaar des Donn’rer’s vorgezogen.


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