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Normale Version: Beck, Friedrich Christian: Idea und Wirklichkeit
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Friedrich Christian Beck
1806 – 1888

Idea und Wirklichkeit...

Wenn wir vom Ideale mächtig angezogen,
Urschönheit fühlend, uns der armen Erd entrücken,
Weiß oft die Wirklichkeit uns lauernd zu berücken,
Hat uns, eh' wir's verseh'n, um's schönste Glück betrogen.

und scheint auch Kunst dem Jüngling hold und wohlgewogen,
Hängt er mit Wonne auch an ihren heil'gen Blicken,
Oft naht ein äuß'rer Zwang, ihn hemmend zu umstricken,
und Muth und Neigung sind auf immer ihm entzogen.

Traum goldner Zeiten! wirst du niemals wiederkehren,
Wo Ideal und Wirklichkeit, vereint in Frieden,
Nicht mehr getrennt und feindlich sich begegnend walten,

Nicht Sehnsucht, hoffnungsloser Drang die Brust verzehren,
Und frei und ungehemmt des Geistes schönste Blüthen
In junger Kraft zum frischen Daseyn sich entfalten?


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