Sonett-Forum

Normale Version: Wahnes Werk und Fluch
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Wahnes Werk und Fluch

Ist’s möglich, Mensch, der Wahrheit zuerschaffen,
Ihr Kern, so wundersüß, dir schmeckt er bitter?
Statt ihrer Schönheit blendet dich ein Flitter,
Indeß die besten Kräfte schon erschlaffen?

Wach’ auf, noch kannst du dich dem Wahn’ entraffen,
Eh’ du an ihm, den hinter Schloß und Gitter
Du solltest bannen, kläglich wirst zum Ritter!
Als ob des Schöpfers Bild in dir zum Affen

Verzerrt sich hätte, widrig anzuschauen
bist du, von finstrem Wah’n und Bosheit trunken;
Und zeigt ein innrer Blitz dir, was verloren,

Erschließt, in den du rettungslos versunken,
Den Abgrund dir: erfaßt von wildem Grauen
Umsonst rufst du: „O wär’ ich nie geboren!“


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