Sonett-Forum

Normale Version: Sonettenkranz (4)
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Sonettenkranz


1. Sie

Oft belauscht' ich Deines Busens Wallen;
Lüstern hat das Auge mir geglüht,
Und um Deiner Reize Glück bemüht,
Wollt' anbetend ich Dir niederfallen! -

Mich nur, mich erträumt ich nur vor Allen,
Dem der Liebe zarte Rose blüht.
Was mir aus dem Aug' entgegen sprüht,
Sind ja Deiner Liebe Wonnestrahlen!

Deine Lippen bebten mir entgegen,
Mir nur glomm ihr süsses Purpurroth;
Mich vereint mit Dir der Liebe Gott!

Fühle nur zu meines Herzens Schlägen!
Sehnsuchtsvoll seh' ich in Deinen Blicken
Der Umarmung seliges Entzücken!


2. Beruhigung

Deines Leibes Mitte zu umfangen
Pocht in mir ein stürmisches Verlangen;
Thränen netzen Deine Lilienhand. -
Sie gestehen - was ich längst bekannt.

Mädchen, warum röthen sich die Wangen?
Was hebt mächtig Deines Busens Band?
Bergen soll ich, was ich tief empfand,
Als Dich meine Arme dort umschlangen? -

Zittre nicht! die Sinne zu vergnügen
Glüht mir nicht das sturmbewegte Herz,
Mädchen, glaub' mirs, diese Blicke lügen!

Ach, es ist nur reiner Sehnsucht Schmerz,
Nur mein Sein will ich mit Dir verweben,
Und zu Engeln Beide uns erheben!



3. Jetzt, wie immer

Flatterhaft bin ich wohl oft gewesen,
Sollt' ich läugnen? Das ist Dichtersitte,
Alle Blümchen eilen sie zu lösen
Auf des Hippogryphen schnellem Ritte.

Nie von Wahn und Liebe zu genesen
Glüht ein Flämmchen in des Busens Mitte!
Tadelt nicht der Dichter frohes Wesen,
Nimmer ihres Wandels leichte Schritte!

Flattersinn bleib' immer mir gewogen,
Bis ich durch die ganze Welt gezogen,
Bis ich alle Blumen abgeküßt! -

Erst, wenn müde sich die Flügel senken,
Will ich nimmer an das Flattern denken -
Erst, wenn mich der Todesengel grüßt! -


4. Besitz

Keine Laura hab' ich je besungen!
Die und Jene weiß von meinem Lied'.
Laura hab' ich keine mir errungen -
Doch ein Weib aus südlichem Gebiet'!

Deutschen Sinnes, einfach, ungezwungen,
Hohen Geistes nicht - doch voll Gemüth
Schenkt Sie mir der Liebe Huldigungen,
Und die Treue, die mich nimmer flieht!

So mit Ihr in Eines ganz verwoben:
Holde Wirklichkeit und Dichterleben
Ganz verschmolzen durch der Liebe Band,

Fühl' ich mich zu einem Gott erhoben;
Regt sich immer mir die Lust, zu streben
Nach der Dichtung schönem Zauberland.