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Normale Version: Christus und der Satan (3)
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Christus und der Satan
(Matth. IV. I. - II.)



I.

Nachdem der Herr gefastet vierzig Tage,
Fühlt' er des Hungers peinliche Beschwerden.
Dieß der Versucher nützt, ihn zu gefährden,
Und spricht verstellt; Dich quält des Hungers Plage.

Doch bist du Gottes Sohn, nun wohl! so sage
Zu ddiesem Stein: du sollst zu Brote werden.
Der Gottmensch drauf: Vom Brode dieser Erden
Allein nicht lebt der Mensch: in jeder Lage

Erhalten kann ja Gott ihn nach Belieben -
So stet's im alten Bunde schon geschrieben -
Auf höh're Art durch sein allmächtig Wort.

Vom Bannstrahl dieser Rede ward verrieben
Des Satans schlauer Plan; doch nicht vertrieben -
Fährt er auf neue List zu sinnen fort.


II.

Den zweiten Angriff will der Teufel wagen;
Sucht ihn daher zur heil'gen Stadt zu bringen
Um auf des Tempels Zinne sich zu schwingen.
Bist Gottes Sohn du, wie die Leute sagen,

So kannst du - spricht er - kein Bedenken tragen,
Von dieser Kuppel da hinab zu springen.
Ganz unfehlbar muß dir der Sprung gelingen,
Du darfst darob nicht zittern und verzagen.

Er wird - so sagt die Schrift - die Engel senden,
Damit sie tragen dich auf ihren Händen,
Um jeden Unfall von dir abzuwenden.

Hierauf erwidert kurz dem Bösewicht
Der Göttliche: Doch auch die Bibel spricht:
Den Herren, deinen Gott, versuche nicht!


III.

Zum dritten Blendwerk noch fühlt' ein Begehren
Der Lügengeist. Um Gottes Sohn zu zeigen
Die Reiche dieser Welt, heißt er ihn steigen
Auf Nebo's Höhn. Da wagt er kühn zu schwören:

Dieß Alles, was Du siehst, soll dein gehören;
Du machst der Erde Herrlichkeit dir eigen,
Und Völker werden deiner Macht sich beugen,
Wofern du niederfällst, mich zu verehren.

Da sagte Jesus, Satan weg von mir!
Die heil'ge Schrift befiehlt in ihren Lehren:
Anbeten sollst du Gott allein, den Herren!

Gib die Versuchung auf: ich rath' es dir. -
Nur wich der Höllenfürst, und es erschienen
Die Engel, den Messias zu bedienen.


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